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FIRST GEORG PICHLER'S WONDERFUL PIECE ON GOETHER + HANDKE...+ A VARIETY OF TEXTS in various languages FURTHER DOWN....
Der Goethesche Nachvollzug des Schriftstellers auf Erden= – Handke und Goethe Georg Pichler (Universidad de Alcala) =Sehnsucht nach den =Wahlverwandtschaften== schrieb Peter Handke im Marz 1976 in sein Journal Das Gewicht der Welt (GW:76), als er sich wegen Herzrhythmusstoerungen langere Zeit =in der Intensivstation eines Pariser Hospitals= (Pichler:127) aufhalten musste. In dieser Zeit, in der er, wie er schrieb, des oefteren =in Todesangst im Bett= (GW:65) lag, sehnte er sich jedoch weniger nach dem Beziehungsgeflecht des Goetheschen Romans als vielmehr nach seiner Sprache und Schreibweise, seiner asthetik: =Ich brauche etwas, das ich Wort fur Wort lesen koennte – und nicht diese Satze, die man auf den ersten Blick erkennt und uberspringt, wie in Zeitungen fast immer und leider auch fast immer in Buchern!= Weniger der Inhalt ist von Bedeutung als die Transformation von Welt in Sprache, ein Thema, in dessen Zeichen ein Grossteil von Handkes Schreiben steht. Im Lauf der kommenden Jahre sollte die Auseinandersetzung mit Goethe bestimmend fur Handkes Werk werden: Goethe, =mein Held= (GD:12), wird fur ihn ein asthetisches Projekt, ein Vor-Bild, dem man nach-schreiben kann, in dessen Werk man das eigene Schaffen spiegeln und zu dem man sich hin und wieder =fluchten= (GW:100) kann; Goethes Texte werden aber auch zum intellektuellen, literarischen, philosophischen und politischen Referenzpunkt, durch den die eigene Position, das eigene Zeitalter bestimmt werden. Handkes Schreiben ist fur ihn selbst bis hin zu seinen neuesten Werken vorrangig =der Goethesche Nachvollzug des Schriftstellers auf Erden= (Steinfeld 2002). Diese Auseinandersetzung findet nicht nur in zahlreichen Prosatexten mehr oder weniger deutlich statt, sie ist auch in den bisher vier Journalen nachzulesen, in denen Handke seine tagtaglich festgehaltenen Notizen versammelt. Dort kann dies direkt und explizit geschehen: =Naturlich: nicht sich messen an oder mit Goethe. Aber an ihm doch das eigene Mass finden= (FM:523); oder anspielungsreich indirekt: =Er betete zum Augenblick, weil er ihn fuhlen wollte: =Bleib, Augenblick, auch wenn du nicht schoen bist!== (GB:124) Zwischen diesen beiden Polen, namlich der expliziten Wiederaufnahme Goethescher Texte und einem versteckten Einarbeiten von Themen, Figuren oder sprachlichen Einsprengseln aus Goethes Werken, bewegt sich Handkes Goethe-Rezeption generell. Peter Handke hat sich seit den fruhen siebziger Jahren intensiv mit Goethe beschaftigt, wohl so ausfuhrlich wie mit keinem anderen Schriftsteller sonst. So etwa findet Goethe in Handkes 1982 erschienenem Journal Die Geschichte des Bleistifts an die funfzig Mal Erwahnung und ist unter den rund sechzig dort zitierten Schriftstellern mit Abstand der meistgenannte. Und auch in dem langen Gesprach, das Herbert Gamper Ende der achtziger Jahre mit Handke fuhrte und unter dem Titel Aber ich lebe nur von den Zwischenraumen herausgab, ist von Goethe viel oefter die Rede als von anderen Autoren, Kunstlern und Philosophen, deren beachtliche Spanne immerhin von Aischylos bis Wittgenstein reicht. Umso auffalliger ist, dass sich die Literaturwissenschaft bisher kaum dieses Themenkomplexes angenommen hat. Im Gegensatz etwa zu den recht haufigen Vergleichen mit Autoren wie Stifter, Nietzsche, Benjamin, Heidegger oder Celan wurde Handkes Beschaftigung mit Goethe lange kaum explizit behandelt, sondern bestenfalls als ein eher kleines Kapitel in allgemeinen Darstellungen zu Leben und Werk erwahnt (vgl. Mixner, Putz 1982, Renner; die einzige Ausnahme hierbei ist Putz 1984). Erst in letzter Zeit hat das Thema einige Aufmerksamkeit gefunden und zum Teil sehr interessante Erkenntnisse gebracht (vgl. Bosse, Vogel, Wolf). Handkes intensivste Beschaftigung mit Goethe fallt in die Jahre seiner fur ihn traumatischen Schreibkrise rund um die Erzahlung Langsame Heimkehr, die zugleich eine radikale Zasur in seinem Werk darstellt. Versuchte Handke in seiner Fruhzeit, die sprachlichen, gattungsspezifischen und sozialen Formen der Literatur und des Literaturbetriebs unter anderem im Gefolge der Sprachskeptiker zu demontieren oder – beinahe noch avant la lettre – zu =dekonstruieren=, so vollzog er ab etwa 1972 =eine Wende zur Sondierung des Authentischen in und durch Sprache auf der Basis des =neuen Sehens== (Bosse:381) und eines ausserlichen Schreibens, bei dem ein von Handke etwas abgewandeltes Goethezitat Pate stand: =Innerlichkeit – ausserlichkeit=: Gestern las ich den Satz (von Goethe): =Auf ihrem hoechsten Gipfel wird die Poesie ganz ausserlich sein= – und der war wie eine freundschaftliche Erleuchtung einer Schreibhaltung, die auch mir fur das, was ich schreibe, als die Herrlichkeit auf Erden vorschwebt: Um diese allumfassende ausserlichkeit zu erreichen, muss der jeweilige Schriftsteller oder Poet aber ohne Maskierungsrest innerlich geworden sein; das heisst, er muss die kunstliche, politisch oder religioes organisierte Solidaritat aufgeben und sich selber ohne Erbarmen erforschen – als ob er noch nichts uber sich selbst wusste und auch niemand anderer ihm sagen koennte, wer er sei. (TS:25) In diesem Prozess wandelte Handke sich zu einem Sucher nach einem harmonischen Bezug zwischen dem Ich und der Welt, der von seinen Kritikern immer wieder ironisch als den Grenzen des Kitsches allzu nahe kommender Verkunder des Heils oder als =Narziss auf Abwegen= (Durzak) tituliert wurde. Als erster Referenzgroesse fur dieses neue weltumfassende Schreibprogramm nahm Handke bei Goethe Mass. Dies ist nicht nur aus asthetischen, sondern auch aus biographischen Grunden stimmig, denn der schriftstellerischen Werdegang beider Autoren weist signifikante Parallelen auf: Sowohl Goethe als auch Handke begannen ihren Eintritt in das =literarische Feld= relativ jung mit sehr publikumswirksamen Skandalen, die gegen die, eben dieses Feld beherrschende Literatur und Schreibweise ihrer Zeit gerichtet waren, um sich dann, beide in ihren Dreissigern, in einem zweiten Schritt zu Protagonisten ins =Feld der Macht= (Bourdieu:341 f.) hinein- oder, literarhistorisch gesehen, zu Klassikern ihrer Epoche emporzuschreiben (vgl. dazu auch Wolf). Bezeichnend ist auch, dass sich Handke in der Zeit seiner Beschaftigung mit dem Weimarer Klassiker den klassischen griechischen und roemischen Autoren zuwandte, die er in der Folge ebenso ausfuhrlich rezipierte wie Goethe. =Theoretisch hat sich Handke [...] kaum zusammenhangend uber Goethe und seine Beziehung zu dessen Werk geaussert= (Putz 1984:314). Seine Rezeption scheint auf den ersten Blick eher unsystematisch. Die Notizen in den Journalen belegen eine ausfuhrliche Lekture vor allem der Wahlverwandtschaften, einiger Theaterstucke, der Maximen und Reflexionen, der Italienischen Reise, des West-oestlichen Divans und der naturwissenschaftlichen Abhandlungen. In Interviews und theoretischen Texten lasst Handke hin und wieder Zitate Goethes einfliessen, doch auch sie erinnern eher an Bruchstucke, die Handke dem an Material in Form von Zitaten und Anspielungen unerschoepflichen Steinbruch Goethe entnimmt. Eine erste, freilich noch sehr indirekte Konfrontation mit Goethe uber das Genre des Bildungs- und Entwicklungsromans ist der 1972 erschienene Kurze Brief zum langen Abschied. Diese Beschreibung einer Reise durch die USA rekurriert ausdrucklich auf zwei Romane, die in engem Bezug zu Goethe stehen: Anton Reiser von Karl Philipp Moritz und Gottfried Kellers Der grune Heinrich. Wird hier das Paradigma des Bildungsromans, der Wilhelm Meister, nicht genannt und ist bestenfalls in seiner Abwesenheit prasent, bildet er in der drei Jahre spater erschienenen Filmerzahlung Falsche Bewegung den Ausgangstext, den Handke ausserst reduziert ins 20. Jahrhundert transponiert. Goethe wird ausser in Anspielungen wiederum nicht woertlich zitiert, sein Roman ist aber als Referenz stets prasent, doch auch hier eher ex negativo denn direkt ausgesprochen. Namentlich zitiert wird Goethe in der 1976 erschienenen Erzahlung Die linkshandige Frau, der als Epilog eine Passage aus den Wahlverwandtschaften nachgestellt ist, die unmissverstandlich auf die Korrespondenzen zwischen den Texten verweist: In beiden geht es um Beziehungen zwischen Mann und Frau, um Abhangigkeiten, um Zusammenleben und Trennung. Die linkshandige Frau, die kurz vor Handkes oben erwahntem Krankenhausaufenthalt entstanden war, bildet denn auch eine Schwelle in Handkes Beziehung zu Goethe. Bis dahin hatte Handke sich Goethe in Form der Negation genahert, hatte dessen Texte als strukturelle Vorlage verwendet, um auf ihr ein Gegenbild aus einer modernen Weltsicht heraus zu entwerfen. Nun sollte Goethe der absolut positiv besetzte Schreib-Ahne werden, dessen poetologische Positionen Handke als Ausgangspunkt dienen, um daruber hinaus zu gelangen, und auf den in zahlreichen Werken auf verschiedenste Weise angespielt wird. Wenn etwa der Protagonist der Langsamen Heimkehr Geologe ist, so fuhrt dies unmittelbar auf Goethes naturwissenschaftliche Schriften zuruck. Nicht nur in dieser Erzahlung, auch im spateren Werk Handkes wird immer wieder ausfuhrlich auf geologische Phanomene eingegangen, besonders auf den Granit, diese fur Goethe =merkwurdige Steinart= (Goethe 13:253). Goethes Beschaftigung mit der Geologie beruhte auf seinem =Interesse an naturlichen Gegenstanden oder auch sonst sichtbaren= (Goethe 13:273) und war darin begrundet, dass sich ihm durch sie gleichsam eine Gegenwelt auftat, uber die er als Kunstler nicht verfugen konnte, die er aber gerade als solche akzeptierte und fur sein Schaffen willkommen hiess: =Zur Darstellung meines geologischen Ganges werde veranlasst, dass ich erlebe, wie eine der meinigen ganz entgegengesetzte Denkweise hervortritt, der ich mich nicht fugen kann, keineswegs sie jedoch zu bestreiten gedenke.= (ebda) Eine ahnliche Bipolaritat zwischen der naturlichen Welt und der Welt des Ich als Kunstler ist in allen Werken Handkes prasent, in ihrer Hinwendung auf die aussere Welt beruhen sie gerade auf dem Versuch, sich das Naturliche, das ausserliche einzuverleiben. Zugleich aber wird hier auch einer der epochalen Unterschiede zwischen den beiden deutlich, namlich das Problem des referenziellen Schreibens. Wahrend Goethes Beschaftigung mit geologischen Phanomenen sich direkt mit diesen abgibt und er in naturwissenschaftlichen Abhandlung uber diese schreibt, beinhaltet Handkes Eingehen auf naturliche Phanomene stets eine Vermittlungsinstanz, einen Referenztext, der unter anderem Schlussel zu dem jeweiligen Werk ist, wie Uwe C. Steiner treffend festgestellt hat: Dass Goethe Erdgeschichte, Handke dagegen Textgeschichte erinnert, ist selber nur das Resultat einer tieferliegenden Verschiebung, die sich bei Goethe zwar schon grundsatzlich ankundigt, aber noch nicht wie bei Handke zur Selbstdurchsichtigkeit gelangt ist. Es handelt sich exakt um jene Verschiebung, in deren Verlauf [...] das Sein der Konstruktion weichen muss. Fremdreferenz ist nur als bzw. uber Selbstreferenz zu haben, so konnte man implizit schon bei Goethe und so kann man explizit nun bei Handke sehen. Selbstreferenz und Fremdreferenz sind die zwei Seiten einer Form, in der die Seite der Selbstreferenz die starkere ist, weil sie die Fremdreferenz enthalt. (Steiner:273) Um eben dieses Problem geht es auch fur Handke, wenn er seine eigene Schreibposition derjenigen Goethes gegenuberstellt und meint, dass Goethe am Anfang der Moderne einen literarischen Schreibraum zur Verfugung hatte, der ab diesem Zeitpunkt immer mehr an Naturlichkeit verlor und in immer neuem Bezug auf im kulturellen Gedachtnis prasente Texte erst neu geschaffen werden muss: =Goethe stand der Raum, in den er hineinschreiben konnte, im grossen und ganzen frei da; einer wie ich muss diesen Raum erst schreibend schaffen (wiederholen), daher ist das, was ich tue, vielleicht lacherlich? Nein (PW:75)=. Goethe befinde sich, so Handke, am Anfang einer Entwicklung, in deren Verlauf die Literatur zu einem System impliziter intertextueller Referenzen geworden sei, die der zeitgenoessische Autor wiederholend schaffen musse. Insofern ist Handkes Satz die wohl kurzest moegliche Definition der Unterschiede im Literaturverstandnis zwischen den beiden, aber auch Handkes eigener Schreibposition zu jener Zeit. Aufgrund dieser Ahnherrnschaft ist es auch nur konsequent, dass Handke als Ausgangspunkt fur sein poetologisch wohl aufschlussreichstes und explizitestes Werk, Die Lehre der Sainte-Victoire, – gleich nach Stifter – den =ein bisschen mit seinem Wissen prunkende[n] Goethe= (LSV:10) nahm. Bezeichnenderweise eine Stelle aus der Farbenlehre, denn der Text legt anhand der Bilder Paul Cézannes Handkes Verstandnis von Kunst dar und exemplifiziert es gleichzeitig. Aber er weist auch schon uber Goethe hinaus, dessen Prasenz in den kommenden Werken Handkes deutlich geringer wird. Erst rund zehn Jahre spater taucht er wieder auf: Handkes Roman Mein Jahr in der Niemandsbucht ist, wie Juliane Vogel uberzeugend nachgewiesen hat, eine breit angelegte Umschreibung von Wilhelm Meisters Wanderjahre, wenngleich die Bezuge zwischen Vor- und Nachbild weitaus versteckter sind als in der Falschen Bewegung und Handke hier einen neuen Autor einfuhrt, der zum Paten von Handkes bisher letzten und groessten Roman Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos wird: Miguel de Cervantes. Wenn ich nun im Folgenden ausfuhrlicher auf die von Wim Wenders verfilmte Erzahlung Falsche Bewegung eingehe, so hat dies mehrere Grunde: In ihr sind in nuce viele poetologische Charakteristiken des jungen, aber auch schon des spateren Handke vorhanden; es ist seine wohl ausfuhrlichste Umsetzung eines Goethes Werks, und der Text wurde bislang von der Literaturwissenschaft mit nur wenigen Ausnahmen (Wolf) als eher zweitrangig abgetan und kaum beachtet. Auf den ersten Blick hat das 1973 geschriebene und zwei Jahre spater veroeffentlichte Filmskript wenig mit den Lehrjahren gemein. Vorgefuhrt wird eine vom Zufall bestimmte Reise eines familiennamenlosen Wilhelm von seinem Geburtsort Heide in Schleswig Holstein in den Suden Deutschlands, in die freiwillig aufgesuchte Einsamkeit auf der von einem Schneesturm umtosten Zugspitze. Stationen auf diesem Weg sind der Hauptbahnhof von Hamburg, die Ortschaft Soest in Westfalen, ein Landhaus in deren Umgebung sowie Frankfurter Vororte, geographisch genau bezeichnete und realistisch wiedergegebene Orte. In Goethes Wilhelm Meister herrscht eine paradigmatische Losgeloestheit von Raum und Zeit, in ihm scheint es keine Jahreszeiten und damit verbundenen Klimaanderungen zu geben, der Ablauf der Monate und Jahre ist nur sehr schwer nachzuvollziehen, und die konkreten Orte, Doerfer und Stadte, die der Held auf seinem Bildungsweg durchlauft, bleiben allesamt namenlos, werden geographisch nicht einmal ungefahr situiert. Auch wenn man aus historischen Grunden darauf schliessen kann, dass mit der =grossen Handelsstadt= (Goethe 7:266), in der Serlos Truppe im vierten Buch ihren Sitz hat, Hamburg gemeint ist, lasst Goethe doch alle eindeutigen Ortsangaben im Dunkeln, unter andern wohl, um so dem Text, der im zentrumslosen Deutschland des 18. Jahrhunderts spielt, seine Anspruche an eine fur das ganze Land verbindliche Allgemeingultigkeit zu bewahren. Zudem handelt es sich weniger um einen Roman des Aussenraums denn um einen der zwischenmenschlichen Beziehungen und der inneren Entwicklung des Protagonisten, so dass generell auf die landschaftliche Dekoration oder auf die Natur wenig Wert gelegt wird, was der Roman auch thematisiert. Als Philine sich uber die Naturschwarmerei eines jungen Mannes lustig macht, stimmt ihr Wilhelm Meister etwas verlegen bei, dass =der Mensch [...] dem Menschen das Interessanteste= sei und =ihn vielleicht ganz allein interessieren= (Goethe 7:101) sollte. Dieses Fehlen von Naturbeschreibungen in den Lehrjahren steht denn auch im Gegensatz zu den Wanderjahren und liess bereits Novalis konstatieren, dass =die geognostische oder =Landschaftsphantasie= [...] im =Meister= gar nicht beruhrt [wird]. Die Natur lasst Goethe nur selten mitwirken [...]. Die Aussenwelt [beruhrt er] uberhaupt selten= (Goethe 7:681). Handke stellt dagegen seinen Wilhelm in die konkret benannte und – wohl auch in Hinblick auf die Verfilmung – plastisch geschilderte aussere Wirklichkeit des Deutschland der siebziger Jahre: Zugnamen wie =der Transeuropaexpress Hamburg-Mailand= (FB:19) tauchen auf, eine Unzahl von Schildern, die auf Stadte, Lokale oder Geschafte verweisen, spielen mit der Doppeldeutigkeit von Zeichen und Bezeichnetem, Flugzeuggerausche von Nato-Bombern sind zu hoeren, aus dem stehenden Zug ist das wenig erbauliche =Zementwerk von Itzehoe= (FB:17) zu sehen, im Hochhaus der Handkeschen Therese sind =Genitalsymbole in die Liftwand geritzt= (FB:64), und Wilhelm halt in seinem Notizbuch das triste, aber das Ambiente des Textes bestimmende Panorama der =Schlafstadt Schwalbach [bei Frankfurt] am fruhen Morgen= (FB:66) fest, das mit seinem stummen Voruberziehen von Bewohnern an das rund zwanzig Jahre spater entstandene Stuck Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten erinnert. Bereits in dieser fur sein damaliges Schreiben bezeichnenden eindeutigen Situierung im Hier und Jetzt grenzt sich Handke klar von Goethe ab. Goethes Roman steht nicht nur am Anfang des burgerlichen Bewusstwerdungsprozesses, er beschreibt auch ausfuhrlich die Grundsatze der burgerlichen Haushaltsideologie als Gegensatz zur Reprasentationskunst des Adels. Eben dieses oekonomische Denken war den Romantikern sehr zuwider und liess Novalis den Wilhelm Meister als =fatales und albernes Buch – so pratentioes und prezioes – undichterisch im hoechste Grade, was den Geist betrifft= (Goethe 7:685), charakterisieren. Vor allem der Schluss wird ihm zur =Farce. Die oekonomische Natur ist die wahre – ubrig bleibende= (ebda). Goethe beschreibt in eben dieser Abwendung Wilhelm Meisters von der Kunst hin zur gesellschaftlichen Tatigkeit den Beginn der Beschleunigung des sozialen Lebens, die im 19. Jahrhundert den Kapitalismus hervorbrachte und durch deren Spatfolgen die Handkeschen Figuren in der Falschen Bewegung wandeln: die Zeugnisse der fast ausschliesslich nur mehr wirtschaftlichen Ausrichtung des gesellschaftlichen Lebens, der Zerstoerung der Natur durch die Industrialisierung, der auch der =kunstlerische Mensch= nicht entgehen kann. Als Wilhelm bei einem seiner ersten Versuche, die Realitat literarisch einzufangen, das vor ihm liegende Meer beschreiben will, indem er in seiner Ohnmacht, die Natur in Sprache zu fassen, einfach ==Das Meer. Das Meer. Das Meer, das Meer, das Meer.== (FB:9) in seinem Notizbuch festhalt, stoesst er in seiner Suche nach Beschreibbaren sehr bald auf Zeichen der Vermischung von Industrie und Natur: =Teerspritzer, Plastikbecher, Moeweneierschalen...= (ebda). Ein Thema, das Handke bis in seine jungsten Werke auf immer neue Weise gestaltet. In der literarischen Beschreibung der Landschaft, die in eben dieser Durchmischung von naturlicher und kunstlicher Umwelt fur ihn nie unproblematisch ist und stets vermittelt geschieht, ist Handke – gezwungenermassen – eher ein Nachfahre der Romantik und weniger der Goethes, wie er selbst weiss: =An Goethes Naturbeschreibungen ist zu merken, wie frisch die Landschaft damals noch war; so dass die einfachsten Woerter genugten, das blosse Benennen und =Ansagen=. Es brauchte keine Beschwoerung sein, wie dann schon bei Hoelderlin= (GB:253). Dieses Changieren zwischen klassischen und romantischen Positionen in Bezug zur Gegenwart wird spielerisch deutlich, wenn Handke Wilhelms Zugreise durch das moderne Deutschland den Anfang von Eichendorffs Aus dem Leben eines Taugenichts unterlegt (FB:18). Auch in einer anderen Beziehung ist Handke romantischen Positionen naher als Goethes klassischen Idealen. Handkes Text thematisiert nicht den Eintritt eines jungen Menschen ins gesellschaftliche Leben, sondern seinen Austritt aus ihm, seinen Ruckzug in die unwegsamste Natur Deutschlands, die Zugspitze, um sich dem Schreiben zu widmen: der Texte endet eben dort mit dem Bild einer weissen =Schneewachte gegen den grauen Himmel=, =Sturmgerausch= und einem =Schreibmaschinengerausch dazwischen, das immer starker wird= (FB:81). Die Hinfuhrung zum Gesellschaftlichen, zum =Politischen= uber die als fur die Ausbildung des Geistes ungemein wichtige Kunst, dessen Beschreibung ja die grosse, vorausblickende Leistung der Lehr- und Wanderjahre war, wird verweigert und umgeleitet zu einer Hinfuhrung zum asthetischen, die sich jeder gesellschaftlichen und politischen Vereinnahmung verweigert (vgl. dazu auch Wolf). Handkes Text entspricht im Handlungsverlauf den ersten funf Buchern der Lehrjahre oder dem Urtext der Theatralischen Sendung, denn er bricht gerade in dem Moment ab, da Wilhelm versucht, sich ganz und allein dem Schreiben zu widmen. Zudem verlegt Handke den an sich schon einsamen Akt des Schreibens in die groesstmoegliche Einsamkeit, in genauem Gegensatz zu der von Friedrich Schlegel konstatierten inneren Notwendigkeit in Goethes Wilhelm Meister, diesen Schauspieler werden zu lassen: Bei dieser Absicht musste die Schauspielerwelt die Umgebung und der Grund des Ganzen werden, weil eben diese Kunst nicht bloss die vielseitigste, sondern auch die geselligste aller Kunste ist, und weil sich hier vorzuglich Poesie und Leben, Zeitalter und Welt beruhren, wahrend die einsame Werkstatte des bildenden Kunstlers weniger Stoff darbietet, und die Dichter nur in ihrem Innern als Dichter leben, und keinen abgesonderten Kunstlerstand mehr bilden. (Schlegel:132). Fur Handkes Wilhelm ist die Kunst nichts =Geselliges=, nichts Soziales, sondern Ausdruck eines Wollens, die Welt zu sehen, deren Ursprung – auch hierin eher in Einklang mit den Romantikern als mit dem Goethe der Lehrjahre – ein Wunsch nach Einzigartigkeit ist. Der Grund fur Wilhelms anfangliches =Unbehaglichkeitsgefuhl= und seinen =Missmut= (FB:10) ist ein Zeitungsfoto, auf dem er sich selbst als zufalliger Passant erkannt hat: =Es wurde mir klar, dass ich bis jetzt all die Jahre wirklich nichts anderes war als dieser beliebige Passant auf dem Foto. [...] Ich komme mir schon manchmal nur noch wie ein Posten in einer Statistik vor.= (FB:11) Und der Weg zur Einzigartigkeit des Protagonisten fuhrt nun nicht in die Welt, um dort als Wundarzt tatig zu sein, sondern in das =Innere= des Dichters, um von dort aus mit der Welt in einen diffizilen Dialog zu treten. Dies geschieht fur Wilhelm aus einer inneren Notwendigkeit heraus, denn fur ihn ist der Akt des Schreibens nicht mit anderen Handlungen vergleichbar, sondern bestimmt das Leben des Schriftstellers. =Ja: nicht S c h r e i b e n ist das Bedurfnis, sondern schreiben w o l l e n.= (FB:46) Es handelt sich bei ihm also um die grundsatzliche Entscheidung, das Leben als Schreibender zu leben, das all seine Handlungen und seine Sichtweise der Welt betrifft. uber den =erotischen Blick= bekomme er ein Gefuhl fur die Dinge, die so ein =inniger Teil= von ihm selber wurden: =Etwas Einzelnes wird zum Zeichen fur das Ganze.= (FB:58) Und diese Sichtweise geht gezwungenermassen uber das Innere des Schreibenden, der sich die aussere Welt einverleibt, um sie dann umgestaltet wiederzugeben. Wichtig sei nicht das, was er sehe, sondern das, was als =Nachbild= (FB:62) vom Gesehenen ubrig bleibe: =Auch wahrend ich schreibe, schliesse ich die Augen und sehe einiges ganz deutlich, das ich bei offenen Augen gar nicht wahrnehmen wollte.= (ebda) Das Medium des Schreibens ist somit die Erinnerung =als eine Form der poetischen Phantasie, welche die Aussenbilder und die Innenbilder aneinander vermittelt= (Renner:116). Das Schreiben muss aus der Erinnerung vor sich gehen, aus der im doppelten Sinn zu verstehenden geistigen Wiederholung der Welt, wobei das Zufallige der Welt nur dann Kontingenz und innere Logik erhalt, wenn es durch eben diesen Prozess der Erinnerung gestaltet wird: =Ich moechte nichts Bestimmtes sehen, bevor ich etwas schreiben will. Ich moechte mich nur erinnern. Alles, was ich nur zufallig sehe, stoert mich beim Erinnern, und zum Schreiben muss ich ungestoert und genau erinnern koennen, sonst schreibe ich nur was Zufalliges.= (FB:30) Zufalligkeit ist auch ein Merkmal beider Texte. Wilhelm Meister lasst sich den ganzen Roman uber von seinem Geschick treiben, erst a posteriori scheinen all die von Goethe recht grosszugig gebrauchten Zufalle und Fugungen so etwas wie einen Sinn in seinem bisherigen Leben zu ergeben. Die Zwangslaufigkeit seines Weges hin zu seiner gegluckten Bildung ist literarische Konstruktion, und im Verlauf der Handlung kristalisieren sich die kompositorischen Kunstgriffe heraus, die Wilhelms Werdegang als zweckbestimmt und in gewisser Weise von der Turmgesellschaft geleitet darstellen. Handke dagegen verweigert in der Falschen Bewegung jede nachtragliche Zweckbestimmung seines Protagonisten. Der Text ist von Anfang an Zufalligkeiten ausgesetzt, durch die sein Protagonist getrieben wird. Bereits das erste Ziel der Reise ist beliebig, denn mit der von seiner Mutter zur Verfugung gestellten Zugskarte koenne Wilhelm bis Giessen, Bad Hersfeld oder nach Soest reisen. Wilhelm fahrt kurzentschlossen nach Soest, da er dort =frisches Brot= (FB:15) rieche, eine Idylle, die sich als falsch – eben als falsche Bewegung – herausstellt, denn tatsachlich =riecht es nach Benzin= (FB:29). Zufalle sind auch die Bekanntschaft des Alten und Mignons, die im selben Zugsabteil sitzen; Zufall ist das erste Treffen mit Therese, die er aus dem Abteilfenster sieht, als ihr verspatet abfahrender Zug zugleich mit dem seinen losfahrt; das Landhaus des Onkels des ebenfalls durch Zufall zu ihnen gestossenen Dichters Bernhard, gehoert jemand anderem, der sich in eben dem Moment da die Gruppe dort ankommt, zufallig erschiessen wollte; und Zufall ist auch, dass sich Wilhelm in der ersten Nacht im Zimmer irrt und statt mit Therese mit der vierzehnjahrigen Mignon schlaft. Anders als Goethe loest Handke diese Zufalligkeiten nicht im Nachhinein auf, sondern lasst sie als solche stehen, im Einklang mit der zerrissen wirkenden Gestaltungsform der Filmerzahlung, die die einzelnen Etappen des Plots als voneinander getrennte Einstellungen wiedergibt, statt sie geschlossen und verknupft darzustellen. In dieser losen, akausalen Aneinanderreihung von Augenblicken beruft sich Handke erneut auf Goethe: ==Sie war glucklich in Eduards Nahe und fuhlte, dass sie ihn jetzt entfernen musste= (= Und fuhlte=! Kein =so dass= oder =deswegen=!)= (GW:109), zitiert Handke in seinem Journal aus den Wahlverwandtschaften und weist mit dem Nachsatz ausdrucklich auf dieses rein aufzahlende und hin, durch das jede Kausalitat aufgehoben wird. Erst gegen Ende kommt es in all der scheinbaren Beliebigkeit der Erzahlung zu einer einzigen Notwendigkeit. Als Wilhelm sich von Therese verabschiedet, fragt ihn diese, ob sie sich noch einmal sehen werden: =Das ist notwendig= (FB:80), antwortet er und sieht ihr nach, wie sie in einem ironischen Antiklimax mit Mignon im Eingang des Hertie-Kaufhauses im =Main-Taunus-Einkaufszentrum bei Frankfurt Hoechst= (FB:79) verschwindet. Eine Notwendigkeit, die am Schluss manifest wird, als es Wilhelm zu gelingen scheint, gegen die Zufalligkeiten seiner Welt anzuschreiben. In dieser Notwendigkeit sind Schreiben und Lieben vereint, wie Wilhelm bereits zuvor durchblicken hatte lassen (vgl. FB:46). In dieser Richtung ist wohl auch eine zwei Satze lange Geschichte zu deuten, die Handke Wilhelm zuschreibt: =Endlich war er fahig, ihr zu sagen, dass er sie liebe. Im Moment, als er sagte ICH LIEBE DICH, griff sie zufallig nach dem Zahnstocher, und von da an hasste er sie sein Leben lang.= (FB:56). Neben dem banalen Griff nach dem Zahnstocher ist es hier wohl auch die Zufalligkeit, mit der sie diese Geste ausfuhrt, die in absolutem Kontrast zum lang vorbereiteten, hochkonzentrierten Moment der Liebeserklarung steht und die den lebenslangen Hass des mannlichen Parts ausloest. Grundlegende Elemente des Goetheschen Romans hat Handke nur wenige ubernommen, die er in seinem Text nach Belieben zitiert, abwandelt und adaptiert, meist mit einem Anklang von Ironie. Das Grundmotiv der Reise, Themen wie das Theater, Traume, Liebe und Wahnsinn, Selbstmord, Italien, ja sogar ein Mann mit Pudel werden von Handke in den Text eingeflochten, doch sind sie zumeist Anspielungen, die zeigen, dass sich Handke bei Goethe das Material geholt hat, es aber auf seine Weise umarbeitet. Auch die Figuren sind nicht treu nachgestaltet. Der aus gutem Hause stammende Kaufmannssohn Wilhelm Meister ist – in Analogie zur Theatralischen Sendung, in der Wilhelm aus armlichen Verhaltnissen kommt – zum Sohn einer offensichtlich alleinstehenden Geschaftsfrau geworden, die ihm, =Besen und Kehrrichtschaufel in der Hand= (FB:9), mitteilt, dass sie ihr Lebensmittelgeschaft dem Supermarkt verkaufen wolle. Therese ist eine bekannte Fernsehschauspielerin, die sich alle Frauenrollen aus Goethes Roman mit der bei Handke stummen Mignon teilt, die hin und wieder =wie Cary Grant= (FB:49) gestikuliert; am wenigsten hat Therese jedoch mit ihrer originalen Namenskollegin gemein. Der Onkel der von Handke neu eingefuhrten Figur Bernhard, bei dem die Truppe nachtigt, ist kein Graf mehr wie bei Goethe, sondern Besitzer einer Brotfabrik. Im Alten, der Mignon begleitet, ist unschwer der Harfner zu erkennen, auch er ironisch gebrochen, wenn ihn Handke etwa einmal das bedeutungsschwangere Lied =Wer nie sein Brot mit Tranen ass...= (FB:24), ein anderes Mal bei einer Bootsfahrt den Blues =Muddy Water= (FB:73) singen lasst. Seine Schuld ist nun nicht mehr die inzestuoese Verstrickung mit Mignon, sondern seine Vergangenheit als NS-Offizier. Ebenso wie in den Lehrjahren der dustere, geheimnisumwitterte Harfner in gewisser Weise eine Gegengestalt zu dem fur den Leser transparenten Wilhelm Meister ist, steht der Alte bei Handke in Opposition zum Protagonisten. Wilhelm, der =nichts von fruher wissen will= und =kein Gefuhl fur die Vergangenheit= (FB:28) hat, entscheidet sich nach anfanglichen unfruchtbaren Versuchen, das Politische und sein Schreiben in Einklang zu bringen, fur die Autonomie der Kunst und gegen die Politik, weniger aus ideologischen denn aus asthetischen Grunden: =Eigentlich ist mir das Politische erst mit dem Schreiben unfassbar geworden. Ich wollte politisch schreiben und merkte dabei, dass mir die Worte dafur fehlten.= (FB:51) Der Alte hingegen verwendet eine von Handke etwas perfid gezeichnete politische Argumentationsweise, die eine Mischung aus nationalsozialistischem Gedankengut und dem Jargon der 68er-Generation ist. Es geht ihm dabei jedoch weniger um eine ideologische Gleichsetzung, als um die unuberbruckbare Gegenuberstellung einer politischen Weltsicht und der von Wilhelm vertretenen kunstlerischen. Wobei sich gerade hier die verschiedenen Facetten des Goetheschen Romans treffen und nicht aufloesen, sondern nebeneinander stehen bleiben und von Handke weitergefuhrt werden: die asthetische Dimension der Klassik, auf die sich Handke bezieht und die er adaptiert; und die gesellschaftsanalytische Komponente des Romans, die Handke in den Auswuchsen des Spatkapitalismus zeigt, aber auch in der Perversion des aufklarerischen Gedankenguts, das im Wilhelm Meister zu einem Hoehepunkt gelangt war, der Ideologie des Dritten Reiches. Selbst wenn Wilhelm sich gegen die Politik und fur das damit unvereinbare Schreiben entscheidet, so impliziert der Text dennoch eine politische Komponente, die trotz aller Ablehnung des explizit Politischen bei Handke (fast) immer prasent ist. ubernimmt Handke also sehr viele der asthetischen Positionen Goethes und denkt sie von seiner Warte aus weiter, ist die Falsche Bewegung zugleich eine Absage an die sozialen Dispositionen, die Goethe im Wilhelm Meister vorfuhrt. Die konstanten falschen Bewegungen des Protagonisten fuhren ihn ins Abseits, das Modell des Bildungs- und Entwicklungsromans wird dadurch unterlaufen und als im 20. Jahrhundert nicht mehr nachvollziehbar dargestellt. Jean Améry hat der Beschreibung seines eigenen, durch den Nationalsozialismus, das Exil und die Jahre im KZ brutal unterbrochenen Bildungsweges den Titel Unmeisterliche Wanderjahre gegeben, und sie auf das das lakonische Fazit hinauslaufen lassen: =Es gibt Meisterschaft und Meister nicht mehr.= (Améry:734). Amérys Absage an die Moeglichkeit eines selbstbestimmten Entwicklungsweges trieb ihn in den realen Selbstmord. Handke hingegen lasst seinen fiktiven Helden den Weg in die Autonomie der asthetik nehmen. Bibliographie: Goethe, Johann Wolfgang von, 1998. Werke. Hamburger Ausgabe. 14 Bde. Munchen: dtv. Handke, Peter, 1975. Falsche Bewegung. 9. Aufl. 1995. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (= st. 258.) (Zitiert als FB) Handke, Peter, 1976. =Die Tyrannei der Systeme.= Die Zeit (2.1.1976):25f. (Zitiert als TS) Handke, Peter, 1977. Das Gewicht der Welt. Ein Journal (November 1975-Marz 1977). 7. Aufl. 1997. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (= st. 500.) (Zitiert als GW) Handke, Peter, 1979. Langsame Heimkehr. Erzahlung. 5. Aufl. 1995. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (= st. 1069.) Handke, Peter, 1980. Die Lehre der Sainte-Victoire. 6. Aufl. 2000. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (= st. 1070.) (Zitiert als LSV) Handke, Peter, 1982. Die Geschichte des Bleistifts. 3. Aufl. 1997. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (= st. 1149.) (Zitiert als GB) Handke, Peter, 1983. Phantasien der Wiederholung.. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (= es. 1168.) (Zitiert als PW) Handke, Peter, 1990. Aber ich lebe nur von den Zwischenraumen. Ein Gesprach, gefuhrt von Herbert Gamper. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (= st. 1717.) Handke, Peter, 1998. Am Felsfenster morgens (und andere Ortszeiten 1982-1987). Salzburg, Wien: Residenz. (Zitiert als FM) Handke, Peter, 2002. Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2002. Améry, Jean, 2002. =Unmeisterliche Wanderjahre. Fragmente einer Biographie des Zeitalters (Exposé, 1969).= Werke. Bd 2. Hg. Gerhard Scheit. Stuttgart: Klett-Cotta:732-734. Bosse, Anke, 2000. ==Auf ihrer hoechsten Stufe wird die Kunst ganz ausserlich sein=: Goethe bei Handke.= Spuren, Signaturen, Spiegelungen. Zur Goethe-Rezeption in Europa. Hg. Bernhard Beutler, Anke Bosse. Koeln, Weimar, Wien: Boehlau: 381-397. Bourdieu, Pierre, 2001. Die Regeln der Kunst. Genese und Struktur des literarischen Feldes. Aus dem Franzoesischen von Bernd Schwibs und Achim Russer. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2001. (=stw. 1539.) Durzak, Manfred, 1982. Peter Handke und die deutsche Gegenwartsliteratur. Narziss auf Abwegen. Stuttgart et al.: Kohlhammer. (= Sprache und Literatur. 10.) Mixner, Manfred, 1977. Peter Handke. Kronberg: Athenaum. (= Athenaum Taschenbucher. 2131.) Pichler, Georg, 2002. Die Beschreibung des Glucks. Peter Handke: Eine Biographie. Wien: Ueberreuter. Putz, Peter, 1982. Peter Handke. Frankfurt/Main: Suhrkamp. (= st. 854.) Putz, Peter, 1984. =Affinitat und Diskrepanz zwischen Goethe und Handke.= Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins 86/87/88 (1982/1983/1984):313-323. Renner, Rolf Gunter, 1985. Peter Handke. Stuttgart: Metzler. (= Sammlung Metzler. 218.) Schlegel, Friedrich, 1958. =uber Goethes Meister=. Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe. Hg. Ernst Behler unter Mitwirkung von Jean-Jacques Anstett und Hans Eichner. Erste Abteilung, Bd 2. Munchen et al.: Thomas:126-146. Steiner, Uwe C, 1996. =Das Gluck der Schrift. Das graphisch-graphematische Gedachtnis in Peter Handkes Texten: Goethe, Keller, Kleist (Langsame Heimkehr, Versuch uber die Jukebox, Versuch uber den gegluckten Tag ).= Deutsche Vierteljahresschrift fur Literaturgeschichte und Geistesgeschichte 70 (1996):256-289. Steinfeld, Thomas 2002. =Ich erzahle von einem Leben, das uber mich hinausgeht. Peter Handke uber den Roman Der Bildverlust und das Verrissenwerden, uber den unglaublichen Wald bei Vélizy und die automatischen Turen des Einkaufszentrums.= In: Suddeutsche Zeitung, 30.1.2002. Vogel, Juliane, 2002. =Der =Meister des sachlichen Sagens= und sein Schuler. Zu Handkes erzahlerischer Auseinandersetzung mit Goethe. Unveroeffentlichstes Vortragsmanuskript, Klagenfurter Handke-Symposium, November 2002. Wolf, Norbert Christian, 2002. =Der =Meister des sachlichen Sagens= und sein Schuler. Zu Handkes Auseinandersetzung mit Goethe in der Filmerzahlung Falsche Bewegung.= Unveroeffentlichstes Vortragsmanuskript, Klagenfurter Handke-Symposium, November 2002
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< Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Maerchen aus den neuen Zeiten=<br> 1070 s. 78 DM<br> Suhrkamp Verlag Frankfurt 1994<br> <br> =Andre Mueller im Gespraech mit Peter Handke.<br> publication PNo 1<br> <br> <br> Sensenmann am Strand<br> Vor zwei seiner Autoren hat der Suhrkamp Verlag grosse Angst: vor Martin Walser und Peter Handke. Denn es sind ausgerechnet seine prominentesten Schriftsteller, die zum Moellemann-Syndrom neigen, zum Tabubruch kombiniert mit Wiederholungszwang. Bei Martin Walser kostet es in weiten Kreisen nur guten Ruf, bei Peter Handke aber Auflage und damit richtig Geld. Nun hat Handke es wieder getan: Im Magazin der Sueddeutschen Zeitung berichtet er, eigentlich gebrannt genug als Kaempfer fuer die serbische Sache, auf 16 Seiten vom Prozess gegen Slobodan Milosevic.<br> <br> Handkes Verfahren ist sein altbewaehrtes: Die Nebensachen so genau zu beschreiben, dass die Hauptsache, die Bewertung der Strafwuerdigkeit Milosevics, erst als abseitig, dann als fadenscheinig und am Ende gar als pervers erscheint. Es geht um die Krokusse vor dem Gerichtsgebaeude, um den Namen des Nato-Generalsekretaers Solana, der mit =Sonnenfleck= zu uebersetzen sei. Am Strand von Den Haag beobachtet Handke in der Gruppe albanischer Zeugen einen alten Bauern mit jenem Behaelter am Guertel, in dem man den Kumpf aufbewahrt, den Wetzstein fuer die beim Maehen so rasch stumpf werdende Sense. Dieser deplatzierte Dorfmensch wirkt in Handkes Augen =weit irdischer als alle die massenhaften, grellbunten einheimischen Sonntagsjogger, -biker, -jumper, Rollerskater, Skateboarder, Duenenskifahrer, welche da herumgeteufelt waren=. Das glaubt man sofort - aber was folgt daraus? <br> <br> Angesichts des irdischen Verhaftetseins, das der Albaner mit den Serben teilt, ist der Weltgerichtshof mit seinen aus aller Welt zusammengewuerfelten Justizhallodris schlicht unzustaendig - so etwa muss man die Handke schen Suggestionen interpretieren. Deren Roben sind demnach die juristischen Jogginganzuege der Globalisierung. Milosevic erscheint ihm sogar mehr als irdisch: als unterirdisch, als noch viel weniger justiziabel als all die irdischen Kaempfer und Kapos in seinen Diensten. So wie Milosevic im Gerichtsaal throne, als =sitze er seit jeher so da=, erinnere er an die =Legende des einen und anderen verschwundenen Maechtigen, wartend im Kyffhaeuser oder Untersberg seit den Jahrhunderten=. <br> <br> Eigensinn ist ein Privileg des Schriftstellers und seine groesste Produktivkraft. Tatsaechlich liest sich Handkes eigenartige Reportage, dort wo sie nicht ganz vordergruendig eifert, mit Gewinn. Aber von dieser bodendurchbohrenden Sicht aus gibt es kein Weg zurueck in die der Politik und der Plaedoyers.<br> <br> <br> <br> Regisseur Philip Tiedemann und der Buehnenbildner Etienne Pluss kombinieren die unerschuetterliche Innenwelt Ionescos mit dem Kosmos eines fruehen Sprechstueckes von Peter Handke, genannt: =Quodlibet=. In diesem sprachmusikalischen Mobile haucht Handke exemplarischen =Figuren des Welttheaters= Leben - oder besser gesagt Sprache - ein. Es treten auf: =ein General in Uniform, ein Bischof im Ornat, ein Rektor im Talar, ein Malteserritter mit Ordensmantel, ein Korpsstudent mit Kaeppi und Schaerpe, ein Chicago-Gangster mit Hut und dunklem Zweireiher, ein Politiker mit zwei waffendicken Leibwaechtern vom CIA, ein Turniertanzpaar, eine Dame im knoechellangen Abendkleid mit einem Faecher, eine andere weibliche Person im Hosenanzug ...=<br> <br> So wie Handke vor einigen Jahren mit seinem stummen Theaterstueck =Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten= fantastische Geschichten ohne Worte schuf, so entsteht in seinem fruehen =Quodlibet= aus sprechenden Figuren, aus den Moeglichkeiten und Doppelboedigkeiten der Sprache eine zunaechst fremde, fuer den Zuschauer selbst zu entdeckende, seltsame Welt.<br> <br> Handke ueber sein Stueck: =Was erreicht werden sollte: Furcht und Mitleid, Zaertlichkeit und Wut. Furcht vor der Unabaenderlichkeit, die die Figuren darstellen, Mitleid fuer ihre traeumerische Abgeschlossenheit, Zaertlichkeit fuer ihre Schoenheit, Wut ueber ihr Selbstbewusstsein und ihre Ruhe.=<br> <br> <br> <br> <br> Auf dem Kummerposten<br> Peter Handkes neuer Roman ueber die Schoenheit des Laecherlichen<br> Was vom Leben einmal uebrig bleibt in den letzten Stunden, das kann sich jeder jetzt schon ausmalen, indem er das Vergangene bedenkt. Wenn er Glueck hat, stellen sich dabei einige Bilder ein, die sein Leben auf eine besonders intensive Weise aufbewahren, so dass mit vollem Recht vom Dasein gesprochen werden kann. Von solchen erfuellten Bildern handelt Peter Handkes neuer Roman; sein Titel, =Bildverlust=, deutet schon an, dass dieses Glueck von bedrohter Art ist.<br> <br> Ganz unbedroht bleibt das Bilderglueck zunaechst fuer Handkes Hauptfigur, eine um den Globus vagabundierende Finanzherrscherin von sagenumwobener Macht. Mit ihren unwirklich schwarzen, =pulsierenden= Augen schaut sie sich lieb gewordene Orte vor dem Verlassen ausforschend an, um die Details zu behalten und in ihrer inneren Bilderbank abzuspeichern. Diese =Liturgie des Behaltens= und ihre Anfaelligkeit fuer die Wahrnehmung ueberstarker, aus der Erinnerung oder, mehr noch, wie aus der Ferne gefunkter Erscheinungen machen sie zu einer =Bankerin der Bilder=. Und diese =Bildschnuppen= wiederum machen sie stark und daseinsmaechtig, gleichwohl sie ahnt, dass die Idee des Eigentums sich mit dem unwillkuerlich einstellenden Bilderreichtum nicht lange vertragen wird.<br> <br> <br> Also macht sie sich auf zu einer moeglichst existenz- und bewusstseinserweiternden Abenteuerreise in die spanische Sierra de Gredos und beauftragt einen Autor, darueber ein Buch zu schreiben, eines, =das der Epoche zuwiderlaufe, sie umgehe, uebersteige, unterwandere=. Mit diesem Auftrag in Form eines =klassischen Lieferantenvertrags= ist sie bei Peter Handke an genau den Richtigen geraten.<br> <br> Von den ersten Seiten an ist dem Buch der eiserne Wille anzumerken, ein Werk entstehen zu lassen, wie es noch keines gab. Das plustert, spreizt und ziert sich, das stakst und stelzt, als wollte es vor allem eines sagen: Ich bin was Besonderes. Schon auf der vierten Seite ist man versucht, das Buch genervt in die Ecke zu feuern - die Finanzmagnatin denkt da ueber ihre Ahnen nach: =Ihre verehrten Toten, so sah sie es eines Sommer- oder Wintermorgens, waren Teil der zigmilliarden seit dem Beginn der Zeiten in das Erdreich versickerten, hinweggesinterten, verkruemelten oder in saemtliche Windrichtungen verpufften Nichtmehrvorhandenen, Niewiederzurueckrufbaren, von keiner Liebe mehr Wiederbelebbaren, in alle Ewigkeit unersehnbar Gewordenen. = So geht das ueber 759 lange Seiten voran. Unsicher vor lauter Sorge um Genauigkeit wird ein Wort dem naechstaehnlichen hinterhergeschickt, wird =wie das?= gefragt und noch mal dasselbe bekraeftigt, wird in affektierter Aufrichtigkeit das Erfundene mit Attributen des Moeglichen ausstaffiert: =das kranke oder alte oder vielleicht eher gar junge Tier=. Das nervt gewaltig. Und doch: Womoeglich ist dieser gekuenstelte, selbstverliebt genaue Text wirklich etwas Ausserordentliches? Vielleicht hat er sich fuer den beabsichtigten Sprung ins Sein hinter dem Schein querstellen und abheben muessen vom Gewoehnlichen, hat sich grammatisch aufmuskeln und lexikalisch aufruesten muessen um den Preis so mancher Laecherlichkeit?<br> <br> Jedenfalls entwickelt das Buch, je mehr es vorangeht, eine erstaunliche Faszination; es bekommt in all dem Praetentioesen Witz, gar Selbstironie. Und selbst wenn ab und zu die Grammatik kollabiert (=noch einen von bei sich zu Hause=), eroeffnet das Gespreizte dann doch einen Blick in eine andere Welt: Der =Bildverlust= ist ueber weite Strecken feinstes Fantasy-Genre, allerdings durch die genaue Topographie der Sierra de Gredos, westlich von Madrid, und einige aktuelle Markennamen im Hier und Jetzt erzaehlt.<br> <br> In den Orten der Sierra de Gredos leben sonderbare Voelker, die nach Art der Science-fiction systematisch mit phantastischen Sozialcharakteren ausgestattet werden. In der Kunstlichtzone von Nuevo Bazar etwa, =zweitausend Lichtjahre weg von daheim und der Liebe= verwandeln sich mitgeschleppte Aggressionen stets in offene Mordlust. Es gibt Stoffe, die staendig ihre Konsistenz wechseln, Reisebusse, deren stumme Insassen ploetzlich die Gestalt alter Bekannter annehmen; Voelker, die von allem, was sie sehen, die Konturen in der Luft nachzeichnen. Das sind die Leute von Hondareda, =die Ausgespielten=, die aller Bilder verlustig Gegangenen. Ihnen, den Sonderbarsten, gehoert die ganze Liebe des Autors und seiner Heldin. Die Hondaraderos, ausserhalb als =Stuemperstamm= und =Kummerposten= verschrien, gehen der Kunst des Muessiggangs nach. Kein Kruemel gibt es ueber das Notwendigste hinaus, dafuer flanieren auf dem abendlichen Korso mit den Menschen nicht nur die Hunde, sondern auch die Packesel und =sogar die Silhouetten einiger Sierra-Igel=.<br> <br> Handkes bemuehte Genauigkeit laesst das Phantastische wie entdeckt, nicht wie erfunden erscheinen, als sei das Fremde dem Vorhandenen durch instaendige Anschauung abgerungen: Mit viel Wenn und Aber, mit Einschraenkungen und Praezisierungen werden maerchenhafte Szenerien von grosser Stimmigkeit und Verruecktheit zugleich entwickelt.<br> <br> Handkes Ton kann beides: nerven und die Nerven schaerfen. Seine Imaginationen sind oft von physiologischer Praezision, etwa in der Beschreibung der Haupt- und Nebengeraeusche fallender Eicheln in stockfinsterer, ansonsten geraeuschloser Nacht, die sich ausweiten zum =Eichelxylophon und mehr und mehr auch -vibraphon=. Aus dem Zusammenhang gerissen, liest sich das wie blanker Irrsinn. Nichts ist deshalb leichter, als sich ueber dieses Buch lustig zu machen mit seinen pathetischen Donquichotterien im Kampf um eine Sprache, die sich aus den Fallen des Selbstverstaendlichen herauswinden koennte.<br> <br> Handke schaetzt das Einleuchtende hoeher als das Glaubwuerdige, am hoechsten aber das einleuchtend Irrwitzige. So irrwitzig und klar wie die poetologische Konstruktion seiner Heldin, die weiss, dass ihre Geschichte unmittelbar Literatur wird, weil sie ja den Autor fuer das Aufschreiben ihrer Erlebnisse bezahlt. Einmal uebernimmt sie tollkuehn das Steuer eines Reisebusses und da =spuert sie einen Ruck durch die Geschichte gehen, fuer welche sie unterwegs ist=.<br> <br> Es gibt im =Bildverlust= eine Botschaft, einen nicht unbedingt ausschlaggebenden ideologischen (Fortsetzung auf Seite 11).<br> <br> (Fortsetzung von Seite 9) UEberbau: Die Hondaraderos sind aus dem globalen Netz der Medien gefallen, auf Grund des =Raubbaus= an Bildern insbesondere im vergangenen Jahrhundert haben sie den Bildern abgeschworen und ueben sich stattdessen in primaerer Anschauung. Als =Depressionsvolk in der grossen Senke=, sozusagen im Tal der Ahnungslosen, leben sie ausserhalb der Vorstellungen, die weltweit unseren Alltag regeln. Die besorgte internationale Gemeinschaft nimmt nun die Abtruennigen unter verstaerkten Bildbeschuss ihrer multimedialen Kommunikationswaffen. Doch selbst die Riesenbilder, die man von aussen auf die Felsen projiziert, werden in Hondareda schlicht uebersehen. Deshalb liegt eine drohende Intervention in der Luft, um den =Einzelgeher-Kral= wieder in die Zivilisation zurueckzufuehren. Schon kreisen drohend Hubschrauber und Bomber ueber dem Dorf. Der interventionsluesterne deutsche Aussenminister taucht kurz in Jogginghosen auf.<br> <br> Nachtragend, wie er nun mal ist, schiebt Handke den medienkritischen Versatzstuecken seines Buches Reminiszenzen an sein geliebtes, von ihm einsam unterstuetztes Serbien unter Milosevic unter, das als verfemte =Rueckfallrotte= von Hondareda diesmal einsam von der Bankerin verteidigt wird. An ihr, der Bildmaechtigen par excellence, =erfuellt= sich schliesslich der Bildverlust ebenfalls: Sie will nicht mehr mittun im =Weltbedeutungsspiel=. Aus der Vertreterin der Gobalisierung wird eine Serbin im Geiste, eine Serbin von der phantastischen Gestalt.<br> <br> Peter Handke, der sich an vielen Stellen auf Miguel de Cervantes beruft, traegt mit dieser grosssprecherischen und etwas einfaeltigen Parabel ein ideologisches Fundament fuer sein poetisches Programm nach, das seit seinen jugendlichen Provokateurstagen das gleiche geblieben ist: Man muesse, um in die Welt hineinzukommen, aus dem gelaeufigen Denken heraustreten. Diese exzentrische Flucht macht das Buch freilich nicht anschlussfaehig an irgendeinen politischen oder philosophischen Diskurs. Aus allen theoretischen Blickwinkeln bleibt es schoen und laecherlich zugleich.<br> <br> Das grosse Gegenbuch zur Gegenwartsliteratur ist daraus wieder nicht geworden. Handke ist nicht der Einzelgaenger, der er gerne waere; dazu hat er zu viel gemein mit Georg Klein etwa oder Brigitte Kronauer. Aber es ist ein Gegenbuch zu Hugo von Hofmannsthals kurzem =Brief des Philipp Lord Chandos an Francis Bacon=, jenem Schluesseltext der Moderne aus dem Jahr 1925, der vom Sprachverlust handelt. Chandos zerfielen die einst Zusammenhang stiftenden Worte zu den beruehmten =modrigen Pilzen=. Nur in wort- und begriffslosen Bildern sprach die Welt ihn noch in einiger Fuelle an. Rund 75 Jahre spaeter sind auch die Bilder verschlissen; fuer einen Dichter aber ist der Bildverlust ein ungleich geringeres Risiko als der Sprachverlust.<br> <br> Mit seiner abstrakten Botschaft markiert Handke Anfang und Ende der Epoche, wie ein Hund sein Revier markiert, um dann das zu produzieren, wovon Dichter immer traeumen: Sein Buch moege am Ende beim OEffnen =einen Laut von sich oeffnenden Lippen= geben und einen Leser finden, wie seine Bankerin liest: =ein Lesen, wie nur je eines: buchstabierend, lautlos die Lippen bewegend, hier und da einen Wort-Laut ausstossend, und noch einmal, und noch einmal, innehalten=: ein =Sich-in-die-Welt-hinaus-Lesen=.<br> <br> Der Kritiker jedenfalls ist auf diesem Weg, trotz seines Widerstrebens, bisweilen ausser Sichtweite geraten.<br> <br> Peter Handke: Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002. 759 S. , 29,90 Euro.<br> <br> <br> <br> ÃÆ’¢â‚¬Å¾Der Bildverlust=: Peter Handke zwischen Manier und Manie<br> Handkes Wundertier<br> <br> <br> <br> <br> Von Hellmut Butterweck<br> <br> Ein Wundertier bricht auf. Die beruehmt-beruechtigte Bankmanagerin hat nicht nur enorme Macht. Sie war auch der Star eines Films, ÃÆ’¢â‚¬Å¾der immer noch in bestimmten Kinos nicht nur in Europa gezeigt wurde, auch in Zwischenschnitten waehrend ihrer Televisionsauftritte=, hat nicht nur Ginevra, die Frau des Koenigs Artus gespielt. Sie verfuegt auch ueber magische Faehigkeiten. Mit Bildern, die ihr zufliegen, haelt sie sich die Angreifer nicht bloss vom Leibe. Sie schlug damit zurueck. Mit den Bildern hatte sie es in der Hand, den anderen buchstaeblich niederzumachen und ,auszuschalten+=. Kommt ihr zum Beispiel auf dem Flughafen ein Berufsfeind in die Quere, genuegt ein Bild in ihr, ein Blick von ihr, schon fliegt sein Metallkoffer weggeschmettert durch die Halle=, na so was.<br> Autofahren kann das Wundertier wie der Teufel, fuer den unpaesslichen Busfahrer in der Sierra de Gredos lenkt sie das schwere Ding rasant kreuz und quer ueber kaum von gar vereinzelten Zwergkiefern bebuschte Almen=, nachtwandlerisch, Nachtwandlerin war sie uebrigens auch. Ihren Namen erfahren wir nicht, was aber nichts ausmacht, hat sie doch wenig von einem Menschen an sich. Die Figur, die Peter Handke fuer seinen Roman Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos= eingefallen ist, aehnelt zunaechst auf befremdliche Weise einer Projektionsflaeche fuer die Allmachtphantasien eines Halbwuechsigen.<br> Die Frau, die schliesslich bei dem von ihr engagierten Ghostwriter ankommt, ist ein anderes Wesen. Bar aller menschlichen Eigenschaften noch immer, Projektionsflaeche noch immer, nun aber eines Zustandes, ueber den man nur raetseln kann: Hat Peter Handke den letzten Rest von Selbstkritik ueber Bord geworfen? Oder ist ihm die Kontrolle ueber sein Schreiben entglitten?<br> Die Managerin, die Abenteurerin=, meist aber einfach sie=, verlaesst also ihr Haus in einer Stadt, von der wir nur erfahren, dass dort zwei Fluesse ineinander fliessen, um zu Fuss zum Flughafen zu gehen, was eine ihrer Marotten ist. Auf dem Weg zum Ghostwriter macht sie einen Umweg ueber die Sierra de Gredos, nicht zuletzt, um dort einen vor Jahren auf einer frueheren Wanderung verlorenen schwarzen Wollschal wiederzufinden. Ihre Tochter ist vor laengerem unter Zuruecklassung eines Arabisch-Heftes verschwunden, was Handke Gelegenheit gibt, uns an vielen, allzu vielen Stellen mit der Kenntnis arabischer Vokabeln zu beeindrucken. Mit dem bereit stehenden Wagen kommt sie nicht weit, wo er abgestellt war, erhebt sich nach einer UEbernachtung ein Rohbau, der Wagen ist zertruemmert und ausgebrannt. Kein Staunen: sie hatte das schon getraeumt. Kein Gedanke auch etwa an eine Anzeige, vielmehr: ,Recht so. Auf. Jetzt kann es losgehen.+=<br> Der Bus, mit dem Handkes Wundertier die Reise fortsetzt, ist eigentlich kein Bus, sondern eine Bibliothek, oder vielleicht eine Metapher, worauf immer, jedenfalls ein Fahrzeug, dessen Insassen so zwischen Beunruhigung und Sanftmut fuereinander offen und durchlaessig wurden=, worauf eine Kette von Abenteuern folgt, die eigentlich innere sind, von Reisestationen, die moeglicherweise eigentlich solche einer Entwicklung sind, bis die Ex-Managerin, die Abenteurerin, sie=, das letzte und schwerste Stueck zu Fuss zuruecklegt. Nach einem schweren Sturz in ein unter Farnen verborgenes Loch, das sich als Bildverlust-Grube erweist, trifft sie in heruntergekommenem Zustand im Mancha-Dorf ihres Biographen ein.<br> Jede Geschichte laesst sich durch simple Nacherzaehlung denunzieren, selbst die absurdeste kann funktionieren. Dass Handkes neues Buch zu einer Lektuere von toedlicher Langweiligkeit geriet, liegt nicht am Handlungsskelett, sondern am allzu ueppigen, ueberbordenden, jede Struktur sprengenden Erzaehlfleisch. Die Sprache wirft Sprechblasen, Simpelstes wird seitenfuellend aufgeblaeht, ein Weitblick ostwaerts bis zum Escorial genuegt nicht, nicht einmal die offene Leere, offen und auch noch offenbar muss sie sein: durch die offene und offenbare Leere bis zum Escorial= muss er gehen, der Blick (und dann sowieso weiter bis zur Beringsee): Handkes Sprache wird schwer und immer schwerer vom Erzaehlspeck, bis der Geschichte der Woerterbauch ueber die Knie haengt und die duennen Fuesschen der Handlung unter der Last nachgeben.<br> Detailfixiertheit waechst sich zur Lawine aus, unter der jedes Leben erstirbt. Eine ohnehin noch kurze Stelle mag fuer hunderte Seiten aehnlicher Art stehen: Vorherrschend waehrend der Hondureda-Episode waren ganz andere Zeiteinheiten, gleichsam taktlose, kraeftig verdichtete, zusammengeballte und dabei ausgedehnte, nach vor und zurueck ausschwingende, und darum aber auch ohne den Ticktack-Takt in einem gar nicht geringeren Gleichmass, fort und fort. Im Unterschied zu den in der Mulde sich ohne Zutun oder Willkuer auspraegenden, alteingefuehrten ebenso wie frischgebildeten Wegmassen ,einen Steinwurf weit weg+, ,im Steinbocksprungabstand+, ,in Fernglastiefe+, usw. - stellten sich fuer das jetzt in Kraft stehende Zeitmass keinerlei besondere Bezeichnungen ein, auch nicht etwa ,in einem Halbschlafaugenblick+ oder ,nach einer zweiten Traumnacht+; denn es handelte sich um keinen Traum. Hoechstens kam vielleicht einmal ,einen Windstoss spaeter+ oder ,und nach wieder einem Hammerschlag+ oder ,vor dem naechsten Umblaettern+ oder das zwar ausgeleierte, fuer die Hondaredazeit aber wieder etwas besagende ,im Handumdrehen+ oder ,nach einem langen Augenblick+=<br> Und so weiter, in feierlich getragenem Ton gleichmaessig immer weiter fort, in endloser Suada, bis endlich Seite 759 und damit das Ende erreicht ist. Handkes juengste Prosa wirkt zwanghaft immer weiter aufquellend, immer formloser mit dem Fortgang der rudimentaeren und immer rudimentaereren und sowieso etwas inferioren Handlung. Der Autor kann offenbar die Worte nicht mehr halten und auf keine Arabeske verzichten und verliert sich in der eigenen bedeutungsschweren, von Pseudobedeutung schweren Beliebigkeit. Die Geschichte spielt in einer unbestimmbaren Zukunft. Die reale Sierra de Gredos wird zum mythischen Land, in dem manches, etwa der Ort Nuevo Bazar, ans verwuestete Jugoslawien erinnert. Die obligaten Ausfaelle gegen jene, die ueber die Rolle Serbiens anderer Meinung als Handke sind, fehlen auch in diesem Buch nicht. Doch sie wirken nur noch wie eine muede Pflichtuebung.<br> Eine Weile folgt man mit Interesse, bis zur Mitte kann man mit dem Text noch rechten, zuletzt macht man sich nur noch Sorgen um Handke. Es fehlen zwar nicht die Aufschwuenge, die grossen Saetze, Stellen, an denen man den einst Sprachgewaltigen erkennt. Doch sie sind spaerlich. Vielleicht die erhellendste Stelle: Jeder hat seinen Wahnsinn in sich Und der Wahnsinn ist auch schon einmal ausgebrochen, oder mehrmals. Jeder hat seinen Wahnsinnsausbruch hinter sich. Nur tun wir alle, oder die meisten von uns, als sei nichts gewesen.=<br> DER BILDVERLUST oder<br> Durch die Sierra de Gredos.<br> Roman von Peter Handke<br> Suhrkamp Verlag, Frankfurt/M. 2002<br> 760 Seiten, geb., e 30,80<br> <br> <br> Portraet des Dichters als Konsument<br> <br> Neugier und Vertrauen erweckend: Kritische Arbeiten von Peter Handke aus den letzten zehn Jahren<br> <br> Von Michael Rutschky<br> <br> <br> Dass Peter Handke als Kritiker zu lesen lohnt, weiss man seit dem<br> Band Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms (1972). Besonders beeindruckt er als Kinogeher - so hat er Walker Percys Romantitel The Moviegoer uebersetzt, und zu den Distinktionsgewinnen, an denen mir liegt, gehoert die Selbstbeschreibung Kinogeher (statt -gaenger), woran unseresgleichen sich erkennt (und von den Cineasten unterscheidet).<br> <br> Was Peter Handke besonders legitimiert, wenn er sich ueber Kino aeussert: dass er sich extensiv Filme anschaut, ohne Ruecksicht auf Kulturverluste gewissermassen. In dem Band von 1972 finden sich merkwuerdige Beobachtungen zu Heimatfilmen, die er auch noch in Landkinos ansah; in dem neuen Band ist vermerkt, dass das regelmaessige Kinogehen wieder einsetzte, am Nachmittag, wenn+s noch hell ist, und ihm die Kenntnis von True Lies (mit Arnold Schwarzenegger) und Timecop (mit Jean-Claude van Damme) einbrachte.<br> <br> <br> Der Kinogeher verschmaeht Dreck nicht - was mich dann aber richtig bezauberte: dass Handke als raborn moviegoer sich von zwei Regisseuren begeistern liess, die auch gleich meine Favoriten waren: Quentin Tarantino und Ate Egoyan. Solche spontanen UEbereinstimmungen sind Kinogehern kostbar. Dazu kam die Beobachtung, die ich fuer mein hoechstpersoenliches Eigentum hielt: dass Tarantino mit Eric Rohmer vergleichbar ist. UEberhaupt verdanken wir gewissen amerikanischen Regisseuren inzwischen die Filme, mit denen uns frueher die franzoesischen erfreuten.<br> <br> Das Vorwort des Bandes von 1972 endet mit dem Satz: =Es waere schoen, wenn man moeglichst viele dieser Texte als Geschichten lesen koennte.= Inzwischen hat Handke seine Kompetenzen, in diesem Sinne auch Kritiken als Geschichten zu erzaehlen, erheblich perfektioniert. Dabei folgt er einer Regel, die auch seine Erzaehlbuecher leitet - wenn man es so sagen kann - und deren Fruchtbarkeit ich kuerzlich mit wirklicher Verblueffung konstatieren musste, als ich doch noch Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994) las: Man folgt Handkes Saetzen mit Neugier und Vertrauen, ohne sagen zu koennen, wovon sie eigentlich handeln. Bei den 1067 Seiten der Niemandsbucht ist das wirklich ein ganz ausserordentliches Kunststueck.<br> <br> Wenn Handke ueber Filme, Buecher und Bilder redet und schreibt, liegen die Dinge etwas anders, weil ich ja weiss, wovon John Fords The Man Who Shot Liberty Valance handelt, der Film gehoert auch zu meinen liebsten. Und die Malerei Emil Schumachers zu studieren - zu der Handke einen Katalogbeitrag verfasste -, lasse ich mir selten eine Gelegenheit entgehen.<br> <br> Gleichwohl, was Handke zu John Fords Film zu erzaehlen hat, betrifft das verlorene Kino in einem Grazer Vorort, das den Film nur verstuemmelt zeigte (weshalb der Student gar nicht mitbekam, dass John Wayne der Mann war, der Liberty Valance erschoss, wofuer aber James Stewart den Ruhm erntet); =Braeuhauslichtspiele= hiess das Kino vermutlich, und Handke erzaehlt uns eindrucksvoll von dem Zustand profaner Erleuchtung, in welchen er nach den Kinobesuchen nachhause zu gehen vermochte. =Ja, nach The Man Who Shot Liberty Valance bekam ich Appetit auf die Welt: den Wind, den Asphalt, die Jahreszeiten, die Bahnhoefe. . .= In der Tat, der Zustand in dem man das Kino verlaesst, insbesondere nach einer Nachmittagsvorstellung, gehoert unbedingt zur Sache selbst dazu. - Und was Emil Schumacher angeht, so werde ich mir Handkes Beobachtungen, dass diese Malerei Landschaft ebenso wie Schrift sei, fuer die naechste Gelegenheit merken. Schumachers Bilder sind reproduktionsresistent, mit Katalogen und Monographien kommt man nicht zurande.<br> <br> Als kritische Arbeiten gehoeren die zwischen 1992 und 2002 entstandenen Texte des neuen Bandes Muendliches und Schriftliches, im wesentlichen zu ein und demselben Genre: der Lobrede - im Allgemeinen kein weit verbreitetes oder gar kunstvoll gehandhabtes Genre. Tatsaechlich handelt es sich bei den Reden auf Hermann Lenz und Arnold Stadler, Georges-Arthur Goldschmidt, Josef W. Janker und Ralf Rothmann um Laudationes bei Preisverleihungen. Gewiss laesst sich das Ruehmen in Zusammenhang mit Handkes epischen Basisoperationen bringen - was hier besonders auffaellt: dass die Lobrede perfekt darauf verzichtet, einen Hintergrund des Tadels auszumalen von dem sie sich dann abheben kann. =Immer noch hat es die Kritik verabsaeumt, Josef W. Janker den Platz in der deutschen Literaturgeschichte zu verschaffen, der ihm zusteht=: keiner von Handkes Saetzen aehnelt diesem Satz. Das habe ich auch an der Niemandsbucht bewundert: dass die Auswanderung in die Vorstadtlandschaft voellig ohne die Topoi der Grossstadtkritik auskommt.<br> <br> Ich gehoere zu denen, die Handkes legendaerer Zeitungsartikel von 1973 zu einem Hermann-Lenz-Leser machte, und ich verstehe jetzt nicht so richtig, weshalb seine Lobreden auf Schriftsteller in diesem Band bei mir weit weniger Wirkung zeitigen als die Schriften zu Kino und Malerei. Aber vielleicht ist das auch unwichtig. Technisch interessant ist, dass es sich wirklich um improvisierte Reden handelte, denen Handke dann nach dem Tonband eine andere Fassung gab. Man kann also das Handkesche Erzaehlen in einem anderen Aggregatzustand betrachten. Was ihn als Kritiker wohl vor allem lesenswert macht: dass er sich primaer als Kinogeher, Leser, Galeriebesucher praesentiert: vor allem ist er, um ein verbotenes Wort zu gebrauchen, Konsument - was ja der professionelle Kritiker nach laengeren Berufsjahren meist nicht mehr ist, weshalb das Feuilleton so leicht ins Gelangweilte und Schlechtgelaunte tendiert.<br> <br> <br> <br> <br> <br> <br> Peter Handke: Muendliches und<br> <br> Schriftliches. Zu Buechern, Bildern und Filmen 1992 - 2002.<br> Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002, 166 Seiten, 19,90 Euro.<br> <br> <br> Dagegen aehnelt Handke eher dem Esser, der, hat er die Speise erst mal im Mund, sich nicht mehr gegen ihren Geschmack wehren kann und auch gar nicht wehren muss. Es ist der primaere Kontakt, der Handke als Kritiker sofort mit seinen Gegenstaenden verbindet, der seine Arbeiten so lesenswert und lehrreich macht.<br> <br> Prima del calcio di rigore<br> Peter Handke Traduzione: Bruna Bianchi Collana: Universale Economica Pagine: 152 Prezzo: Euro 6,2 In breve Joseph Bloch e un ex portiere di calcio che, senza pia lavoro,vaga per Vienna e senza motivo, uccide la ragazza con cui ha passato la notte. Comincia la paura, una tensione simile a quella provata di fronte al calciatore pronto a tirare il calcio di rigore. Un racconto di suspence costruito con uno stile asciutto, da cui trasse un film il giovane Wim Wenders.Il libroLa riproposta di uno dei romanzi pia significativi dello scrittore austriaco. Un thriller dove la vera protagonista e la paura di esistere, la paranoia dell=alienazione. Scritto nel 1970, Prima del calcio di rigore fu subito portato sullo schermo dal giovane Wim Wenders che ne trasse un film ossessionato dai temi che poi avrebbe ampiamente sviluppato: il viaggio senza meta, l=incomunicabilita, la cultura americana. Handke e stato, proprio insieme a Wenders, tra i maggiori responsabili di una delle svolte p significative della cultura tedesca. Una svolta in cui uno stile asciutto - minimalista ante litteram - coincide con un =fastidio= generoso nei confronti della realta, con una percezione essenziale degli stimoli emotivi e con un sottofondo =oscuro= che produce angeli e mostri. In questa atmosfera si svolge anche la storia di Josef Bloch, ex portiere di qualche fama che si trova senza lavoro, vaga per Vienna, uccide senza motivo la ragazza con cui passa la notte e da allora comincia a sentirsi accerchiato, spiato, seguito, e naturalmente colpevole. Come la paura del portiere di fronte al calciatore pronto a tirare il calcio di rigore, quella di Bloch e una tensione spasmodica, un tentativo delirante di interpretare le mosse dell=avversario e di parare il colpo. Abile costruttore di atmosfere, Handke ci consegna un=opera con una formidabile suspense, con un senso agghiacciante e lungimirante delle sorti di una societa da cui pare impossibile fuggire.:<br> L=ambulante<br> Peter Handke Collana: Universale Economica Prezzo: Euro 6,2Il libro Con =L=ambulante= Peter Handke si cimenta in una storia giallache sintetizza tutte le storie gialle possibili. Quella dell=ambulante, onnipresente testimone che registra ogni minimo dettaglio del Delitto, e al contempo una storia gialla e lo spaccato di un genere letterario. Infatti offre al lettore le classiche regole del gioco, senza esserne una parodia: ognuno dei dodici capitoli in cui e suddivisa e preceduto da una descrizione generale delle regole, alle quali poi si attiene la narrazione vera e propria. Le situazioni sono paradigmatiche: l=ordine apparente che precede il delitto, il disordine suscitato dal delitto, l=interrogatorio, l=inseguimento, lo smascheramento, la caduta del delitto nell=oblio e il ritorno all=ordine (E gia i bambini giocano al delitto...). Il lettore de =L=ambulante=, trasformato egli stesso in un testimone cui nulla deve sfuggire, non puÃÆ’Æ’² giungere a una soluzione definitiva perche le soluzioni definitive non esistono pia. L=ambulante, che scopre per caso il primo delitto, viene inseguito e torturato, e infine scopre un secondo delitto: colui-che-viene-da-fuori, lo Straniero che si trova coinvolto nella storia, e solo una marionetta che Handke riveste incessantemente, in rapida successione, di panni sempre nuovi. Al lettore vengono forniti accessori adatti alle diverse storie (ad esempio tutta una serie di armi del delitto) e il lettore e libero di scegliere se debba trattarsi di un delitto politico, di un delitto per rapina, un delitto sessuale...<br> <br> <br> <br> JUDITH FROEMMER: Die Geburt der Langeweile aus dem Geiste der Kritik: Der =neue Handke= geistert durch die Feuilletons<br> <br> Schon lange ist es keine Schande mehr, Peter Handkes Romanen bestenfalls mit Unverstaendnis zu begegnen. Noch bevor man ihn, den =neuen Handke=, alle paar Jahre in den Buchlaeden erspaeht, verfliegt jede Leselust im geistreichen Gezeter des deutschen Feuilletons. Am 21. Januar war es nach fuenfjaehriger Pause wieder so weit. Ein neues Monumentalwerk des ungeliebten Dichters versorgt uns mit Gespraechsstoff fuer Treppenhaeuser und Theaterpausen - sogar ohne einen Blick in das allzu umfangreiche Baendchen geworfen zu haben.<br> <br> Dabei koennte Handkes =Der Bildverlust= dank seines einpraegsamen, wenn auch keineswegs banalen Titels auf den ersten Blick fast fuer den Nachttisch taugen. Der Leser muss weder auf ueber 1000 Seiten durch die =Niemandsbucht= schippern, noch mit =Lucie im Wald= nach =den Dingsda= suchen. Eine =dunkle Nacht= im =stillen Haus= bleibt ihm ebenso erspart wie die prekaere Forderung nach =Gerechtigkeit fuer Serbien=. Nach so wenig appetitlicher Kost versprachen die vom Suhrkamp Verlag angekuendigten Abenteuer einer verschrobenen Bankerin in der spanischen Sierra de Gredos durchaus Abwechslung. Sollte hier entgegen allen postmodernen Absagen an Spannungsbogen und Dramaturgie wirkliche Handlung in die oeden Landstriche Handkescher Erzaehlkunst zurueckkehren? =Das Buch hat eine Geschichte, eine Heldin und ein paar Nebenfiguren=, stellt Thomas Steinfeld von der Sueddeutschen Zeitung staunend fest. Darf sich der Hobbyleser wider Erwarten auf einen unterhaltsamen Handke freuen?<br> <br> Denkste! Nie habe man Muehsameres gelesen. Langweilig, anmassend und unlesbar - so das Fazit der professionellen Handke-Leser aus den Kulturressorts. Deren Polemik kreist zwar grossteils um ein fragwuerdiges prodesse der poetischen Politkommentare und harschen Medienschelte des Publikumsbeschimpfers. Aber das liegt wohl vor allem daran, dass man ein delectare bei diesem abtruennigen Ziehsohn der Gruppe 47 schon laengst abgeschrieben hat. Doch auch nach eingehender ideologischer Auseinandersetzung mit dem angeblichen Agitationsliteraten kommt man nicht umhin, eine stille Traene ueber die =schoene Lebenszeit, die bei der Lektuere hingegangen ist= (taz) zu vergiessen.<br> <br> Erbauung versprach da schon eher die juengst publik gewordene Affaere mit der Schauspielerin Katja Flint. Und obwohl dieses nicht einmal sonderlich pikante Detail aus der Vita des Dichters wenig zur Sache tut, darf der Hinweis darauf natuerlich in keiner Romanbesprechung fehlen. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung fand das =winterliche Warten auf den neuen Handke= sogar so langweilig, dass sich auf dem Aufmacherbild zur Romanankuendigung nicht Handke, sondern seine neue Flamme raekelte. Ehe die Feuilletons der grossen Tageszeitungen zum grossen Handke-Halali blasen konnten, hatte sich hier ein selbst ernannter Haeretiker zum Ziel gesetzt, die Dichterlegende von ihrem Sockel zu schubsen. Wer und ob man Handke ueberhaupt je auf diesen Sockel hob, bleibe einmal dahingestellt.<br> <br> Denn das waren nur die Vorboten eines Kriegsgerichts, das den Gegenwartsautor bei jeder seiner Neuerscheinungen erwartet. Offiziell wurde der Schusswechsel am Samstag durch Rezensionen in beinahe allen grossen Tageszeitungen eroeffnet. Waehrend FAZ und WELT =Sprachboykott=, =programmiertes Scheitern= und eine =Kettenreaktion des Kitsches= diagnostizierten, war das linke Lager noch etwas gnaediger gestimmt. Die Frankfurter Rundschau verkuendigte die Laeuterung des =bad guy=. Die Kritikerin der taz fand immerhin noch die ersten Kilometer der =Mordsmarathonpapierstrecke= lesenswert. Und die Sueddeutsche Zeitung wies dem Werk mit =Praegnanz und Witz= zwei in Handkes Dunstkreis voellig unuebliche Attribute zu. Doch Lesevergnuegen wollen und koennen auch die milderen Richter nicht versprechen: Gebetsmuehlenartig wiederholt die Kritikergemeinde die hohe Seitenzahl, den predigerhaften Ton und die intellektuelle Unverdaubarkeit eines Romans, den man ohne intime Cervantes-Kenntnisse ohnehin nicht begreifen koenne. Mag sein. Doch die mit Neologismen und Querverweisen ueberladenen Hypotaxen der Sechsspalter lesen sich nicht unbedingt leichter.<br> <br> Summa summarum finden sie ihn =unendlich nervtoetend= (FAZ). Doch kommen auch die missguenstigsten Federn nicht umhin, das kritische Engagement durch ein paar Gefaelligkeiten zu rechtfertigen. Ein glaenzender Stilist sei der Kaerntner schon immer gewesen. Mit der =evokativen Kraft seiner Metaphern= (WELT) und seiner =virtuosen Verknuepfung ganz unterschiedlicher Erzaehlperspektiven= (FAZ) habe der =Marquis von Prosa= ein grosses =Gegenbuch unserer aktuellen Literatur= geschrieben (SZ). Waehrend man ueber die nicht zu ueberhoerende =Empoerung und Resignation des Autor-Predigers= (taz) die Nase ruempft, spricht man dem Gegenstand des dichterischen Ressentiments seine epochale Brisanz nicht ab. Nur Handkes Stellungnahme dazu will man nicht mehr hoeren. Denn das Recht zur Meinungsaeusserung hat er offenbar in Serbien verwirkt. Nach wie vor habe man es mit einem der =lebenden Granden der deutschsprachigen Literatur= (Frankfurter Rundschau) zu tun. Nur schade, dass den Feuilletonlesern einhellig davon abgeraten wird, seine Buecher zu lesen.<br> <br> 3. BUECHERTISCH<br> Peter Handke<br> Der Bildverlust<br> <br> <br> <br> Bilanz-Mystifikationen<br> <br> Nach dem mit Staunen bewunderten Gross-Roman Mein Jahr in der Niemandsbucht= (1994) hat Peter Handke durch seine drei schmalen Reisebuecher in das Serbien Milosevics (1996/99) viel von dem Kredit verspielt, den er sich mit dem mehr als tausendseitigen Maerchen aus den neuen Zeiten= erworben hatte. Abgesehen von der offensichtlichen politischen Parteinahme fuer das bekriegte Serbien=, war es vor allem der polemische Furor, den er gegen den kapitalistischen Westen= mobilisierte und seine Kriegserklaerung an den Bild- & Wortjournalismus, dem er vorwarf, falsche=, weil voreingenommene, und luegnerische= Bilder von der jugoslawischen Realitaet zu produzieren, die Handke bei Lesern, Kollegen und Rezensenten Sympathien kostete. Dagegen stellte der oesterreichische Autor, der sich seine slawische Herkunft= zugute hielt, seine poetischen Reise-Bilder von serbischem Land & Leuten, die er mit eigenem Auge & Ohr vor Ort= gesehen & gehoert, also der Wirklichkeit abgenommen hatte. <br> Ebenso ethisch bedenklich wie poetologisch bedenkenswert wurde aber damit die Frage nach der erkenntnisfaehigen Reichweite und der Wahrnehmungsdichte von Handkes seherischer= literarischer Bilder-Produktion, die er am lebenden Objekt eines ethnischen Vernichtungskriegs praktizierte. Mancher, wie der Rezensent, fuehlte sich angesichts des Hohen Lieds, das Handke auf das (ihm) gastfreundliche=, arme und friedliche= serbische Volk anstimmte - gegen das die gesamte westliche Welt= in Handkes Augen einen Krieg fuehrte - an Duerrenmatts treffsichere Bemerkung zu Brecht erinnert, der unerbittlich denkt, weil er unerbittlich an manches nicht denkt=. Handkes Unerbittlichkeit war sein Sehen=.<br> <br> Was haben nun aber Handkes jugoslawische Don-Quichoterien mit dem à grossen Sehnsuchtsbuch=, dem Menschenbuch= zu tun, als das uns der Verlag nun Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos= anpreist. Sehr viel; soviel, dass man schon blind sein muesste, um nicht zu sehen, dass fuer diese umfaengliche Roman-Phantasie von einer groesseren Zeit= ganz gewiss die kleinere= vom Zerfall und Untergang Jugoslawiens und der agrarisch-doerflichen Lebensweise Pate gestanden hat. Von der Korruption, dem Verbrauch und dem Verlust der Bilder= durch die Medien= bis zur Drohung sowohl mit der internationalen Geldwirtschaft= als auch mit fuersorglich= ueber letzte Enklaven Weltfluechtiger in weltabgewandten Gebirgsenklaven hinwegdonnernde Bombergeschwader ist im Bildverlust= alles hoechst praesent, was in den unter Traenen fragenden=, aufgeregt-wuetenden Reisebuechern-im-Kriege schon angesprochen worden war<br> <br> Nur wird das alles verschoben=, uebertragen= oder vermystifiziert in ein angestrengt poetisches, ja eher poetisiertes Fantasy-Spanien, das jedoch leider nicht die mythische Erfindungsdichte von Swifts Gulliver= oder gar die lapidare humoristische Durchschlagskraft Cervantesker Don Quichotereien besitzt.<br> <br> Erst recht beschaeftigt Handke in seinem Bildverlust= die Kardinalfrage seiner Poetik, was sie naemlich wider das falsche Sehen und vor allem Kritisieren= und Aufklaeren= von zugereisten Berichterstattern= (also Journalisten) an welt(er)haltender Tiefensicht leistet. Schliesslich tritt der Autor, der in der Mancha= seine einsame Schreibwerkstatt aufgeschlagen hat, auch noch mit Cervantes und seine namenlose Heldin mit dessen Ritter von der traurigen Gestalt in einen edlen literarischen Wettstreit. Der OEsterreicher ist jedoch grossherzig genug, dem Spanier den Lorbeer zu lassen.<br> <br> Der Bildverlust= ist Handkes ehrgeizigster Versuch, sowohl seine Eigenart der epischen Prosa poetologisch zu begruenden und zu rechtfertigen als auch sie zu erretten. Denn in der allseits bedrohlichen Zwischenzeit=, in der so Vieles auf Nimmerwiedersehn im Verschwinden begriffen ist, geht Handkes poetische Grundlage, die unwillkuerlich im traeumerischen Bewusstsein aufblitzenden (In)=Bilder= von Orten, die ihm den Fortbestand der Welt= verbuergten, radikal zuende. Schon Cezanne hatte ja deshalb zur Eile gemahnt. Das dicke Buch, das mit seinen 759 Seiten, enger bedruckt als die Niemandsbucht=, diese auch an Laenge uebertreffen duerfte, ist ohne Zweifel eine Bilanz des Schriftstellers Peter Handke und zwar in jeder Hinsicht.<br> <br> AEsthetisch hat Handke seine Erzaehlstrategien verfeinert, ja sogar ironisch erweitert und den schwerbluetigen Stoff bis zur Grenze des Humoristischen raffiniert. Indem der Roman als à Auftragsarbeit= angelegt ist - der Autor= (unverkennbar Handke) soll die Reise seiner namenlosen Heldin zu ihm in eine Erzaehlung verwandeln, mit der sie verschmelzen, in der sie eingehen moechte kann er fast durchgaengig selbstreflexiv Schreiben und Leben thematisieren, im Dialog von Auftraggeberin und Autor ueber Wortwahl, Sachverhalte oder Verschwiegenheiten beim Poetisieren der Welt vor den Leseraugen (ver)handeln. (An einer Stelle des Buchs lacht die Auftraggeberin= derart heftig ueber ihre angebliche Verpflichtung= des Autors, dass Handke offenbar signalisieren moechte, dass sie doch nur seine allegorisch vorgeschobene Ich-Instanz ist, was dem mit literarischen Tricks vertrauten Leser jedoch ohnehin schon schwante).<br> <br> Eine andere methodische Auflockerung versucht der zwiefache Autor, indem er feindliche= Stimmen und Texte, wie die des journalistischen Berichterstatters=, in den Textkorpus integriert, freilich als endlos salbadernde Monologe. Zu einer wirklichen epischen Ironie, die dem radikalen Bezweifeln der eigenen Position unkommentiert Raum gaebe, ist Handke jedoch nicht faehig. Der feindliche= Kommentator der merkwuerdig sektiererischen Lebensgemeinschaften in der Sierra, wird einerseits als kindlich traumatisiert denunziert, andererseits entpuppt er sich, im Gipfelgespraech mit der Heldin, als euphorischer Konvertit, der schliesslich in der Gemeinschaft dieser Heiligen ihrer letzten Tage leben will. <br> <br> Und fuer episch= haelt Handke, der eine Abscheu vor bloss aeusserlichen Abenteuern= hat, sein zweifellos (aber auch monoton) von ihm durchgehaltener rhythmischer Sprachduktus erzaehlerischer Ruhe und Zeitweile. Episch= bemerkenswert & literaturfaehig haelt er nur, wenn fuer ihn und seine Figuren AEusseres und Inneres so wirklich wie woertlich Hand in Hand gehen=. Nichts da von Doeblinschem Plantschen in Fakten= oder dessen Bewegung grosser Stoffmassen= durch den Epiker! Und schon gar nicht wird der an Karl May erinnernde Untertitel mit Abenteuer-Versprechen Durch die Sierra de Gredos= eingeloest. Nur keine falschen Hoffnungen, liebe Leser! <br> <br> Wie schon in der Niemandsbucht=, zu der es hier mancherlei Verbindungen gibt, wird auch im Bildverlust= ein kuenstliches mixtum compositum von Vergangenheit (Karl V.), Gegenwart und Zukunft imaginiert, das an den ueber=- & allzeitlichen= Moeblierungsmuell bloss avantgardistischer Theaterinszenierungen gemahnt, dem Autor aber historischen und seherischen Tiefen- & Hoehensinn zu erlauben scheint, in dem sich gut munkeln laesst.<br> <br> Da Reisen vor allem zu Fuss - der immer wiederkehrende Grundtopos Handkescher Welterfahrung und innerlicher Weltverwandlung ist, laesst er seine namenlose weltbekannte Bankerin & Finanzweltmeisterin= von einer deutschen Flusshafenstadt= zu einer erst Flug-, dann Bus- und zuletzt Fussmarschreise nach Valladolid und die suedwestlich von Madrid liegende Sierra de Gredos aufbrechen und am Ende (per Bus) im Mancha-Haus des Autors endlich zur Ruhe kommen, wo der gleichwie Cervantes sitzende Erzaehler seine wendische= (warum wohl ? slawische=) Don Quichoteska erwartet, damit sie ihm von ihrer maerchenhaften, gefaehrlichen Entfernung von ihrem falschen Leben im Geldstrom erzaehle, was uns dann beide als Der Bildverlust= von Peter Handke auf 759 Seiten vorlegen.<br> <br> Es ist die exemplarische Heiligenlegende einer Suenderin=, ihrer schrittweisen Abkehr von der Welt der (Geld-)Macht und des Egoismus und ihrer Einkehr in die Erwartung einer groesseren Zeit= der mitmenschlichen Teilhabe, der wahren Liebe= und des mystischen Enthusiasmus fuer den Frieden in der kuenftigen Welt. Zwar geht ihr auf dem Tiefstpunkt ihrer existentiellen Verlassenheit in der Sierra de Gredos (zwei Tage liegt die Abgestuerzte & fast Verdurstende reglos im Farnkraut unter schlafenden Soldaten) - zwar geht ihr da ploetzlich Trost, Schutz und die Weltvertrauen stiftende Kraft der Bilder endgueltig verloren; nicht aber der Mut, behauptet sie, bis zuletzt um ihr Leben zu kaempfen=, was immer das im Ungefaehren der Handkeschen Poeterei heissen oder im wirklichen Leben= bedeuten mag. Denn dass sie erwaegt, eine Weltbank der Bilder= zu gruenden nachdem diese Seinsgewissheiten ja ihr wie allen andern laengst vergangen sind, soll wohl ein Handkescher Witz aus literarischem UEbermut sein und eine der vielen erzaehlerischen Ungereimtheiten des die eigenen Regeln spottenden Buches.<br> <br> An drei Stationen ihrer Reise durch das Hochgebirge Nuevo Bazar=, der Zeltstadt Pedrada und der hoch-tief gelegenen zeitenhobenen Enklave Hondareda laesst Handke, pardon: der Autor=, seine Passionara der Selbstfindung Weltverhaltensformen zwischen urbaner Moderne und doerflichem Archaismus erleben mit einer ausfuehrlichen Penetranz und fruchtlosen Sophisterei, dass es zum Gaehnen ist. In dieser umstaendlich camouflierten Zeit-, Gesellschafts- und Wirtschaftskritik (bei der sowohl Daniel Cohn-Bendit einen Arschtritt als auch Joschka Fischer einen kurzen Auftritt zum Pissen erhaelt: humoristische Einsprengsel zum Feixen) erhebt Handke jedoch nicht rueckhaltlos seine Stimme fuer das Gute Alte=, das er zwar mit Trauer, aber ebenso mit Notwendigkeit untergehen wie das von den epiphanischen Bildern= einstmals gestiftete Welt-Vertrauen schwinden sieht. Jedoch ist Handke Goethische Weltfroemmigkeit offenbar nicht fremd (wie ja auch des Meisters Wanderjahre= und des Faust II= als Paten der Handkeschen Welt-Bilanz-Buchfuehrung diskret gedacht sein soll: sapienti sat); und wo einst Ernst Bloch noch eschatologisch das Zauberwort Utopie orgelte, da klingt bei Handke duennstimmig eine Sehnsucht= nach Versoehnung den Menschen zu ihrem Wohlgefallen nach.<br> <br> Da die reuige Heldin ihrer Schuld= buchstaeblich laufend (naemlich in der Sierra) entgeht Schuld=, bei einer frueheren Sierra-Kraxelei als Schwangere, das Kind im Leib verflucht und die Weltwirtschaftsbankerei angestrebt zu haben ist es dem harmoniesuechtigen Autor nur recht, wenn sie in seiner Obhut, ebenso die entlaufene Tochter, nach einem Telefonat, zuhause im Norden wieder eingetroffen weiss - wie auch ihr aus dem Irgendwo irgendwie herbeigeflogener Mann in der Mancha ihr in die Arme faellt.<br> <br> Dabei sind doch beide als erzaehlerische Kontrast- & Neben-Motive im Roman mehr als nur stiefmuetterlich, naemlich interesselos behandelt worden. Ein wenig besser erging es dem allerdings auch nicht vom Autor (diesem wie jenem) erzaehlerisch integrierten Bruder & seiner Geschichte. Er hat sich, nach Verbuessung eine Gefaengnisstrafe wegen Gewalt gegen Sachen=, als wuetender Feind des Menschengeschlechts= in ein Land durchgeschlagen, in dem er nun als Soldat seine Mordswut loswerden will. Als er jedoch sieht, wie eine Moerdergruppe, die auf eigene Rechnung im Krieg marodiert, einen unschuldig Badenden hinmaeht, ist er von seinem Hass urploetzlich geheilt. Es ist, als wolle uns der pauschale Serbensympathisant Peter Handke damit en passant & diskret mitteilen, dass auch ihm ein Bildverlust= zugestossen ist und er mittlerweile von dem moerderischen Treiben der serbischen Arkan-Milizen gehoert habe. So steckt das Buch voller Merkwuerdigkeiten <br> <br> Jedoch sein wortreich und verschlungen konstatierter Bildverlust=, von dem er zuletzt behauptet, er habe sich problemlos, fraglos und umweglos von alleine erzaehlt= (was angesichts der dickfluessig-stockenden Maeandrierung des Romans einer erpressten Versoehnung ziemlich nahe kommt), stellt Cervantes Don Quichote= von den Fuessen wieder auf den Kopf. Wo Cervantes seinen Helden im Finale seines Weltromans aus dem Traum erwachen laesst, beginnt Handke erst so recht zu traeumen: von Versoehnungen und wunderlichen Errettungen und Wiederfindungen. Schlaefrig hat er seine Leser jedoch schon hinlaenglich zuvor gemacht.<br> <br> <br> Wolfram Schuette <br> <br> <br> Peter Handke: Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos. Roman. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt a. M., 2002. 759 Seiten, 29.90 Euro.<br> ISBN: 3-51841-310-4 <br> <br> <br> <br> <br> Peter Handke<br> <br> Der Bildverlust oder Durch die Sierra de Gredos<br> Roman. <br> Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2002.<br> 760 S., geb., EUR/D 29,90.<br> ISBN 3-518-41310-4. <br> Am besten man gewoehnt sich rasch daran, weil ansonsten tut man es vielleicht nie: Ein Handy ist kein Handy, sondern ein =Handtelefon=; ein Haengegleiter kein Haengegleiter, sondern ein =Flugmensch=. Auch die Hauptfigur des Buches ist der Gegenwart von Beginn an entrueckt. Und so waere es, um seinen Inhalt zu beschreiben, wahrscheinlich verfehlt, von so etwas Lapidarem wie der Sinnkrise einer Managerin oder gar einer =Aussteigerin= zu sprechen. Es ist schon so, wie Handke sagt: die Geschichte einer =Geldexpertin=, die mit ihrem uebernatuerlichen Gespuer nicht als eine Schuelerin von Lee Iacocca, sondern gleich vorneweg wie eine Inkarnation von Jakob Fugger erscheint. <br> <br> Eines Tages verlaesst sie ihren Arbeitsplatz in einer noerdlich gelegenen europaeischen Finanzmetropole, hinter der wahrscheinlich etwas aehnlich Furchtbares wie Frankfurt steckt. Zu Fuss geht es zum Flughafen, durch Randgebiete, die an jene =Niemandsbucht= erinnern, in der sich Handke mit seinem vorletzten Roman aufhielt. Es ist dies eine Zwischenwelt, fuer die sich ansonsten kaum jemand interessiert, geschweige denn, dass jemand auf die Idee kaeme, durch dieses Nichts auch noch hindurchzuwandern. Die Geldexpertin aber passiert den Stadtrand und durchmisst dabei eine Strecke, in der alles eine Vorfreude ist: Die =nun bald-= und =noch nicht ganz=-Wendungen haeufen sich. <br> <br> Schliesslich landet die Frau im spanischen Valladolid und macht sich von dort zu einem Fussmarsch auf, der sie ueber die titelgebende Sierra de Gredos hinweg in jenes Dorf fuehrt, in dem der Autor der Geschichte lebt. Wie es sich fuer einen durchorganisierten Menschen gehoert, hat sie mit dem Schreiber einen Vertrag geschlossen, der alle Details regelt. Er soll ihre Wanderung unter konsequenter Vermeidung von Reisefuehrerprosa nach Art einer Expedition erzaehlen. Als Voraussetzung dafuer muesse sowohl mit journalistischem =Storyeifer= (den Handke wie die Pest hasst) als auch mit =Realitaetsgeprotze= (siehe oben) Schluss sein. Statt dessen ist die Geschichte der Frau wie ein =inwendiges= Abenteuer zu erzaehlen und jedenfalls so, dass bei ihr ein andauerndes Gefuehl des =mich erzaehltwerden spueren= aufkommt. <br> <br> Vom =was= des Erzaehlens ist der Akzent solcherart rasch auf sein =wie= gelenkt. An manchen Stellen schweift der fingierte Autor dann entgegen seinem Auftrag doch auch zur Vorgeschichte der Frau ab. Er berichtet von einem Bruder, der lange im Gefaengnis sass, und von einer verlorenen Tochter, der sie in stillen Momenten nachweint. Auch die Herkunft der Familie klaert sich. Sie stammt aus einem sorbischen Dorf in Ostdeutschland, gehoert aber innerhalb dieser slawischen Minderheit einer noch kleineren Gruppe an, naemlich der Nachkommenschaft eines arabischen Kaufmannes, den es vor Urzeiten in den Norden verschlagen hat und der wohl auch die besondere Affinitaet der Geldexpertin zu Spanien erklaert. Unzweifelhaft ist es eine Ursprungsgeschichte, die Handke erzaehlt. Der Gegenwart wird etwas Laengstvergangenes entlockt, allein fuer sich waere die Jetztzeit trostlos. Es gibt in ihr (und diese Klage ist bei Handke zur Freude aller Kulturpessimisten mehr oder weniger wortwoertlich nachzulesen) keine Liebe und kein Vertrauen und vor allem keine gute Nachbarschaft. Der Zustand der Welt ist so, wie er es in den letzten Buechern des Autors war: ein permanenter Vorkrieg, in dem der Krieg erst gar nicht mehr erklaert zu werden braucht. <br> <br> Je schlimmer der Zustand der Welt, desto groesser die Herausforderung an das Erzaehlen. Bei Handke sieht diese andere, poetische Welt zunaechst recht idiotisch aus. Die Geldexpertin, die dem Mammon abgeschworen hat, durchwandert immer seltsamer werdende Orte und trifft dabei auf immer seltsamer werdende Menschen. Die Dramaturgie folgt, ohne in dieser Weise spektakulaer und mit dem dortigen Schreckensende behaftet zu sein, dem Muster von =Apocalypse Now=. Das =Herz der Finsternis= ist bei Handke dann doch zum Herzerwaermen: Die Heldin findet in einer Gebirgssenke ganz oben in der Sierra den allerseltsamsten, fuer sie aber heilsamen Stamm. Um die Leute zu beschreiben, hat der fingierte Autor seinerseits einen Hilfsschreiber engagiert. Dessen ethnographischer Bericht steht dem urspruenglich erteilten Schreibauftrag entgegen und bietet von den sogenannten Hondarederos zunaechst ein jaemmerliches Bild. <br> <br> Die Leute, allesamt UEberlebende eines nicht naeher bezeichneten Unheils, haben der Zivilisation auf eine wirklich dummdreiste Weise abgeschworen. Objektive Laengen- und Zeitmasse sind ihnen unbekannt, statt dessen teilen sie die Welt in Wurf- und Koerperdistanzen sowie in eine lose Abfolge von Tagen. Ein =Eintagesvolk=, heisst es in dem Bericht, seien diese Muldenbewohner, eine =Robinsonrotte=, deren ausgepraegter Sinn fuer Haesslichkeit sich in jedem Detail bis hinab zu den Socken zeigt, von denen sie stets zwei verschiedene truegen. Kindisch seien die Umwege, die sie bei jeder Gelegenheit gingen. Selbst wenn sie sich nur ueber eine kurze Distanz hinweg einen Gegenstand zuwuerfen, haette dies in einem unnoetig grossen Bogen zu geschehen. Ganz so, als wollten sie staendig etwas von dem in die Luft zeichnen, was sie nicht mehr in sich truegen: naemlich jene unaufhaltsame Serie von Bildern, von der die moderne Welt ueberquillt. <br> <br> Die Geldexpertin, die von der langen Reise Richtung Mancha (denn so wird das Zielgebiet tatsaechlich genannt) offenkundig fuer eine neue Art des Denkens disponiert ist, sieht die Dinge naturgemaess anders. Im beschriebenen Bildverlust erkennt sie die Chance, die Metaphern vom Wesen der Welt noch einmal in ihrer vollen Erkenntniskraft entfaltet zu sehen. Die Frau landet schliesslich in einer mit Farn ausgekleideten Grube und erleidet dort ihr finales Gluecksgefuehl. Die europaeische Literatur kennt ein Buch, das just den umgekehrten Prozess, naemlich die epochale Ausserkraftsetzung der Bild- und AEhnlichkeitsbeziehungen beschreibt. Es ist Miguel de Cervantes =Don Quijote=, ein Werk, das eben nicht das Ende des Rittertums, sondern die Ausserkraftsetzung imaginativer Erkenntnis zum Inhalt hat. Der Ritter von der traurigen Gestalt haelt bis zum Schluss an seinen Analogien fest, die jetzt aber nicht mehr zur Erklaerung der Welt, sondern bestenfalls noch fuer die Literatur taugen. <br> <br> Wie eine lockere Schraube dreht Handke seine Heldin aus der Gegenwart heraus und in eine Gedankenwelt hinein, die zwar von gestern stammt, mit der es in Zukunft aber doch noch eine Bewandtnis haben soll. Mit seinem Buch legt der Autor einen neuen Don Quijote vor und er tut dies mit vollem Vorsatz. Gleich als Motto findet sich das Cervantes-Zitat: =Aber vielleicht haben die Ritterschaft und die Verzauberungen heutzutage andere Wege zu nehmen als bei den Alten=. Und gegen Ende heisst es sinngemaess, dass die unternommene Beschreibung des Bildverlustes nicht nur unserer Zeit, sondern auch noch den kommenden Jahrhunderten genuegen muss. <br> <br> Wo die Hybris so gross ist, macht sie schon fast wieder Spass. Weitgestreckte Ziele sind in der Literatur allemal spannender als jene Selbstbescheidungen, von denen es derzeit nun wirklich genuegend gibt. Wenn man gegen Windmuehlen kaempft, tut man es am besten gleich ordentlich. Peter Handke macht vor, wie es geht und welche Meisterschaft man in diesem selten geuebten Sport auch heute noch erringen kann. <br> <br> <br> Klaus Kastberger<br> 23. Jaenner 2002 <br> <br> <br> <br> Peter Handke<br> <br> Lucie im Wald mit den Dingsda<br> Mit 11 Skizzen des Autors.<br> Frankfurt / Main: Suhrkamp, 1999.<br> 91 S., geb.; DM 28.-. ISBN 3-51841-065-2. <br> Die Mutter ist wunderschoen, der Vater irgendwie ekelerregend. Er streift im Wald und im Garten umher und hat schmutzige Fingernaegel. Wenn einmal Gaeste kommen, uebersehen sie ihn mit Sicherheit, hockt er doch staendig am Boden und ist beinahe selbst schon zu Erde geworden. Ausserdem zittert der Mann staendig: am Morgen, zu Mittag und am Abend; im Sommer und im Winter; im Sitzen und im Stehen; beim Essen und beim Lesen, ja sogar beim Fernsehen schuettelt es ihn, so dass man dem Programm nicht mehr folgen kann. <br> <br> Warum er denn andauernd zittert, will die kleine Lucie also von ihrem Vater wissen. Zwei Gruende gibt dieser daraufhin an. =Ich kann nicht umhin zu zittern=, so sagt er, =weil ich als Kind auf der Flucht war, von einem Land zum naechsten, ueber eine Grenze zur anderen - damals gab es noch Grenzen, aber diesen Ausdruck kannst du jetzt gluecklicherweise vergessen.= Der zweite Grund liegt im frueheren Familiennamen des Vaters, der in der UEbersetzung eben genau dies, naemlich Zitterer, bedeutet hat. <br> <br> Heute, also zu jener Zeit, da Peter Handke sein Maerchen von der kleinen Lucie erzaehlt, haben die Woerter ganz offenkundig ihre Verbindlichkeit verloren. Die Namen sind austauschbar geworden, man legt sie ab wie ein paar Kleidungsstuecke, die aus der Mode gekommen sind. So ist dann folgerichtig auch Lucie gar nicht der wirkliche Namen jenes Maedchens, das in dem Text Lucie genannt wird. Die Kleine wollte nicht so heissen, wie sie hiess; sie wollte lieber Theodora, Aurora, Renata, Jelena oder eben auch Lucie heissen, und so heisst sie dann auch in dem Maerchen, das Handke von ihr und wohl auch fuer sie erzaehlt. <br> <br> In gewisser Weise legt das Buch =Lucie im Wald mit den Dingsda= tatsaechlich eine solche holzhammermaessig-biographistische Aufloesung nahe. Hinter der schoenen Mutter koennte man mit Fug und Recht die Lebensgefaehrtin Handkes, die Schauspielern Sophie Semin, vermuten, obwohl man nicht annehmen wird, dass sie jemals der im Maerchen genannten Profession (dazu spaeter) nachgegangen ist. Hinter der kleinen Lucie haette sich folgerichtig deren und Peter Handkes gemeinsame Tochter versteckt; der ekelige Vater waere, setzte man die entsprechende Brille auf, der Autor selbst. <br> <br> Wenn man schon mit solchen Schluesseln operiert, sollte man gleich auch den entsprechenden Dietrich fuer das Wort =Dingsda= basteln, welches uebrigens anders als im Titel im Text selbst immer nur als =Dingsbums= aufscheint. Diese Unentschiedenheit mag den wahren Textphilister stoeren, fuer die Aufloesung des Begriffes ist sie aber unerheblich: Das Dings-irgendwas steht in jedem Fall im Wald herum, und manche suchen es. Von Lucie wird es =Waldbodenauswuchs=, =Waldkram=, =Mulm= oder =Waldwicht= genannt; der Vater sagt =Sankt-Georgs-Ritterling=, =Petuschka=, =Apfeltaeubling=, Gallenroehrling= oder =Krause Glucke=. Kurzum: Es geht in dem Maerchen, wenn es denn ein Maerchen ist, um Pilze, und gegen Ende stellt sich sogar noch die kleine Lucie als die bessere Sammlerin heraus, was bei der Sammeltechnik des Vaters auch gar kein Wunder ist. <br> <br> Ist es also ein Kinderbuch, das Handke vorlegt, nur weil er das Buch urspruenglich fuer seine Tochter geschrieben hat? Ich meine, man kann den Text schwerlich auf seine Ausgangssituation reduzieren. In Peter Handke vermag man eben nach den vieldiskutierten Serbien-Essays nur schwerlich jenen unschuldig Erzaehlenden zu sehen, den man sich (wahrscheinlich zu vollem Unrecht) gerne als den idealtypischen Autor von Kinderbuechern vorstellt. =Lucie im Wald mit den Dingsda= beweist eine Art von Gegenteil: Dieses Buch ist fuer ein Kind und damit fuer sehr viele Erwachsene geschrieben. Ein Kinderbuch also, das die Welt der Erwachsenen nicht vergessen hat. <br> <br> So ist dann in dem Maerchen von Lucie auch jenes Thema praesent, mit dem sich Handke in den letzten Jahren wirklich intensiv beschaeftigt hat, naemlich das Thema des Krieges und des Zusammenbruches von Ordnungen. Im Verlaufe des Textes macht sich hinter den bruechigen Idyllen des Waldes und des Pilzesuchens zusehends eine zweite Ebene bemerkbar. Es setzt sich eine Sichtweise durch, die die Mutter nicht mehr alleine als normale Polizistin (die sie zu Beginn war), sondern als =Chefpolizistin= betrachtet; als solche hat die schoene Frau den Ausnahmezustand durchzustehen. Der Vater hingegen wird aus einem undurchsichtigen Grund ins Gefaengnis geworfen; Lucie faehrt in der Stadt und loest ihn beim =Koenig= mit einem Korb voll Dingsbums aus. Die Pilze entfalten im Maerchen eine Wirkung, die man sich fuer die Erwachsenenwelt wuenschen wuerde. <br> <br> Dorthin, naemlich zu den Erwachsenen, kehrt Handke ueber den Umweg seiner Tochter mit Lucie zurueck. Von den Pilzen selbst bleibt solcherart nicht nur ein klitzekleiner utopistischer, sondern auch ein verwehter halluzinogener Wert: =Lucy in the Sky with Diamonds= hatten einstmals die Beatles gesungen; meine Klassenkameraden im Gymnasium erklaerten mir spaeter, dass dies (den Anfangsbuchstaben der Substantive entsprechend) eine Hymne auf LSD gewesen sei. In Peter Handkes Titelparaphrase geht diese kleine Spielerei nicht mehr auf. Umso dringlicher waere denen, die an einer anderen Welt interessiert sind, diese Liebeserklaerung eines Vaters an sein Kind zu empfehlen. <br> <br> Klaus Kastberger<br> 11. November 1999 <br> <br> <br> <br> <br> <br> <br> Peter Handke<br> <br> Muendliches und Schriftliches<br> Zu Buechern, Bildern und Filmen 1992-2002.<br> Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2002.<br> 166 S.; geb.; EUR 19.90. ISBN 3-518-41348-1. <br> =Vor jedem Worte-Machen zu etwas, das mich auf die Beine gebracht hat, ist da der Gedankenzwist, ob es nicht richtiger waere, die Sache auf sich beruhen und in Ruhe bluehen zu lassen.= Solche Zweifel begleiten und behindern wohl so manchen Rezensenten in seinem Schreiben, doch sobald das Wort ergriffen ist, scheint auch jegliche Schreibhemmung ueberwunden. So entscheidet sich auch Peter Handke in seinem neuen Buch =Muendliches und Schriftliches= zum Worte-Machen und aeussert sich darin recht redselig zu Werken von Kollegen aus Literatur, Kunst und Film. Dass es darauf ankommt, wie die Worte gemacht werden, thematisiert Handke in seinem Titel, indem er zwischen Muendlichkeit und Schriftlichkeit unterscheidet. Gleichsam einem dekonstruktivistischen Gestus folgend, versucht Handke die Grenzen zwischen Gesagtem und Geschriebenem aufzuzeigen und dadurch aufzuloesen. Augenmerk wird auf jene Texte gelegt, die aus dem Sprechen entsprungen sind, deren Form sich in erster Linie dem moeglichst freien Reden verdankt, weil gerade im =Nichtfestgeschriebenen, Umweghaften, Abschweifenden= deren Besonderheit zu liegen scheint. Das Resultat liegt allerdings schriftlich vor, als Buch. Denn als Tonband-=Abschriften= praesentiert Handke seine muendlich vorgetragenen Reden und gibt ihnen dadurch Gewicht. Das Geschriebene ist ja meist schwerwiegender als das gesprochene Wort, denn dieses geht oft durch den Wind und zum Wind hinaus und verschwindet, so Handke in einer seiner im Buch abgedruckten Reden, eine Laudatio zur Verleihung des Europaeischen Literaturpreises an Hermann Lenz. <br> <br> Die Aufsaetze, Notate und verschriftlichten Reden in =Muendliches und Schriftliches= sind Textzeugnisse aus Handkes vergangenen zehn Lebensjahren. Die Beitraege wurden bereits in diversen deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen publiziert. Handke hat sie nun zusammengetragen und in einem kleinen Sammelband herausgegeben. Vergleichbar mit seinen gesammelten Verzettelungen =Langsam im Schatten=, 1992 bei Suhrkamp erschienen, zeigen sie Handke als leidenschaftlichen Kinogaenger, Bildbetrachter und Leser. Handke begibt sich in die Rolle des Rezipienten und versucht, sich durch blosses Zuschauen die Welt zu verdienen. Seinen =Appetit auf die Welt=, so auch der Titel seines ersten Beitrages, entstanden anlaesslich der Eroeffnung der Viennale 1992, moechte Handke durch Kunstgenuss stillen, doch die Seelennahrung erweist sich in beklagenswerter Weise allzu oft als Seelenfrass. Aus diesem Grund stellt Handke auch seine Desiderate an den Kunstbetrieb: So wuenscht er sich Filme fuer =grosse Heimwege=, Arbeiten von bildenden Kuenstlern, die auch bei geschlossenen Augen =Nachbilder= entstehen lassen, und (literarische) Texte, die Zwischenraeume eroeffnen und errichten, =Raeume zwischen den Wesen und den Dingen und wieder den Wesen=. In den Begegnungen mit Filmen von Straub und Huillet oder des iranischen Filmemachers Abbas Kiarostami, bei der Lektuere der Buecher von Marguerite Duras, Hermann Lenz oder Ralf Rothmann, im Betrachten der Bilder von Pierre Alechinsky, Zoran Music oder Anselm Kiefer scheinen Handkes Erwartungen befriedigt zu werden, denn deren Arbeiten ermoeglichen allesamt Betrachtungen, =bekannt als Bilder aus dem eigenen Leben - dem unbekannten eigenen Leben. Nur dem eigenen? Nein, dem unbekannten, groesseren, in dem auch mein eigenes, das des Betrachters, mitspielt=. <br> <br> Der Betrachter und dessen Begegnungen mit den Kunstwerken ruecken ins Zentrum des Kunstgenusses, bestimmen den Kunstgeschmack. Durch die Aufwertung des Rezipienten stellt sich nun Handke selbst in den Mittelpunkt. Er betritt den Spielraum, den die besprochenen Filme, Texte und Bilder eroeffnen, und fuellt ihn gleichsam auf mit seinen Erfahrungen und Weltansichten. Seine oftmals nur angedeuteten Beschreibungen und Beobachtungen sollen beim Lesen zwar fuer sich selber sprechen, ohne dem Leser mit dem ueblichen Rezensions- und Analysenschema jede eigene Erkenntnismoeglichkeit gleich mit dem ersten Satz wegzunehmen. Handke uebersieht dabei allerdings, dass er selbst so sehr in den Texten praesent ist, dass als Erkenntnis dann vor allem eines bleibt: Selbstgefaelligkeit. Handke koennte sich ruhig ein wenig zuruecknehmen. Denn das Buch sagt mehr ueber ihn selbst aus, als ueber die besprochenen Arbeiten. Insofern kommen Handke-Verehrer auch auf ihre Rechnung. Meiner Meinung nach sollte sich Handke aber lieber in Anlehnung an die Forderung des Kritikers Helmut Faerbers, den er in seinem Buch mit Lob ueberschuettet, eines zu Herzen nehmen: Schriftsteller sollten, was sie finden und fordern, auch selber sein. <br> <br> Stefan Krammer<br> 24. Oktober 2002 <br> <br> Originalbeitrag <br> <br>
NZZ, Neue Zuercher Zeitung, vom 11.05.1996, Seite: 68 li Literatur und Kunst Das Erwaermen der Dinge / Peter Handke oder Die Zuruecknahme des Urteils Von Peter Hamm Peter Handke hat das Schwierigste gewagt, was ein Schriftsteller nach Kafka wagen konnte, naemlich erzaehlend fuer Weltvertrauen zu werben. Seine Zukehr zur Welt resultiert aus der Anschauung der gegenstaendlichen Welt, aus der Erfahrung jener zeitlosen Gegengeschichte, die in den Medien nicht vorkommt. Inzwischen ist Handke selbst ein Besucher der Schlagzeilenwelt geworden. Die nachstehende Rede, die wir in Auszuegen wiedergeben, ist anlaesslich des Schiller-Gedaechtnis-Preises im letzten Jahr entstanden - noch vor Handkes Werben um Gerechtigkeit fuer Serbien. Ein Jahrhundert geht zu Ende - und mit ihm ein Jahrtausend, und viele aengstigt die Vorstellung, dass noch weit mehr zu Ende gehen koennte als nur ein Zeitabschnitt. Katastrophen- und Endzeitstimmung liegt in der Luft und dringt aus den Buechern. Und auch wer Peter Handkes Verdikt im Ohr hat, nach dem man den Nicht-Kuenstler schon daran erkenne, dass er das Gerede von der Endzeit mitmache, wird kaum die Augen verschliessen koennen vor den Schrecken unserer Epoche, die solches Endzeitdenken naehrten. Zeitalter der Angst, Zeitalter des Misstrauens, Zeitalter des Verrats, Zeitalter der Massen und der Massenvernichtung, Zeitalter der Woelfe und der Sonnenfinsternis, Zeitalter nach dem Tode Gottes, Zeitalter der Hoelle: das sind einige der Etiketten, die unserem verfluchten Jahrhundert - wie es in Peter Handkes Erzaehlung Langsame Heimkehr genannt wird - verpasst wurden. Wollte man diese und aehnliche Jahrhundertdefinitionen ins Literarische uebersetzen und einen Schriftsteller als Propheten oder als Seismographen unseres Jahrhunderts ausrufen, es kaeme nur einer in Frage: Franz Kafka, dessen Name es nicht von ungefaehr zu einem Adjektiv - zu kafkaesk - gebracht hat, also zu einer Sach- oder Stimmungsbezeichnung. Kein Zweifel: unser Jahrhundert war das Jahrhundert Franz Kafkas. DIE WELT ALS GEFANGNIS Koennte ich noch andere Luft schmecken als die des Gefaengnisses? Das ist die grosse Frage oder vielmehr, sie waere es, wenn ich noch Aussicht auf Entlassung haette: so endet Kafkas Erzaehlung Schlag ans Hoftor. Die Welt als Gefaengnis und in diesem Gefaengnis Menschen, die nicht wissen, fuer welche Schuld sie verurteilt wurden, Menschen, die sich in Ungeziefer verwandelt fuehlen: das ist die licht- und heillose Welt der Buecher Franz Kafkas, der sich, wie er es in Ein Landarzt ausdrueckt, nackt dem Froste dieses unglueckseligen Zeitalters ausgesetzt sah und sich Erloesung nur noch als Endzeitkatastrophe denken konnte. So verraet es seine Erzaehlung Das Stadtwappen: Alles, so heisst es da, alles was in dieser Stadt an Sagen und Liedern entstanden ist, ist erfuellt von der Sehnsucht nach einem prophezeiten Tag, an welchem die Stadt von einer Riesenfaust in fuenf kurz aufeinanderfolgenden Schlaegen zerschmettert werden wird. Deshalb hat auch die Stadt die Faust im Wappen. Erinnern Sie sich noch an den Schluss von Kafkas Roman Der Prozess? Zwei Herren holen da Josef K. aus seiner Wohnung und fuehren ihn zu einem Steinbruch unmittelbar am Rande der Stadt, wo einer der beiden Josef K. mit einem grossen Fleischermesser exekutiert. Obwohl Josef K., wie Kafka es formuliert, genau wusste, dass es seine Pflicht gewesen waere, sich selbst mit diesem Messer zu toeten, bringt er die Selbsthinrichtung nicht ueber sich. Unmittelbar bevor Josef K. stirbt, faellt sein Blick auf das an den Steinbruch angrenzende Haus, in dessen oberstem Stockwerk sich ploetzlich ein Fenster oeffnet und sich ein Mensch zeigt: Ein Mensch schwach und duenn und in der Ferne und Hoehe beugte Er sich mit einem Ruck weit vor und streckte die Arme noch weiter aus. Wer war es? Ein Freund? Ein guter Mensch? Einer der teilnahm? Einer der helfen wollte? War es ein einzelner? Waren es alle? War noch Hilfe? Warum ich Kafkas Prozess und sein Ende in Erinnerung rufe? Weil ich in dem Mann im Fenster, von dem Josef K. Teilnahme, vielleicht sogar letzte Hilfe erhofft, oft Peter Handke gesehen habe. Weil mir Peter Handkes erzaehlerisches Werk insgesamt als der immer neue Versuch einer Zuruecknahme von Kafkas Prozess erscheinen will, als - das grosse Wort sei gewagt - Erloesung Franz Kafkas, mithin Erloesung des Zeitalters. Die Auseinandersetzung mit Kafka durchzieht Handkes Werk. Schon sein 1967 erschienener Prosaband Begruessung des Aufsichtsrats enthaelt eine siebzehnseitige Nacherzaehlung von Kafkas Prozess-Roman, an der auffallend ist, dass Handke - mit einer minimalen, aber bezeichnenden Korrektur Kafkas - aus Josef K.s Weigerung, sich selbst zu toeten, einen Akt stolzer Verweigerung macht, waehrend bei Kafka diese Weigerung als Schwaeche Josef K.s erscheint, als Fehler: Die Verantwortung fuer diesen letzten Fehler, so Kafka, trug der, der ihm den Rest der dazu noetigen Kraft versagt hatte. Wer sonst koennte damit gemeint sein als der Schoepfer, der bei Kafka kein Erloeser ist? In einer 1974 veroeffentlichten kurzen Notiz Zu Franz Kafka, in der Peter Handke zunaechst bewusst respektlos gegenueber dem ewigen Opfer Kafka von dessen Pickeln und Frauengeschichten spricht, spinnt er dann so etwas wie eine Erloesungsphantasie: Wenn ich an Kafka denke und ihn vor mir sehe, habe ich das Gefuehl, ich muesste ihn nur geduldig anschauen, vielleicht auch zwischendurch den Kopf senken, um ihn nicht zu verletzen - und er wuerde nach und nach aufhoeren, das blosse Bild eines Opfers zu sein, und etwas ganz anderes werden, und davon erzaehlen, aber mit derselben Gewissenhaftigkeit wie vorher. Peter Handke hat das Schwierigste und Hoechste gewagt, was ein Schriftsteller nach Kafka ueberhaupt wagen konnte, naemlich - ich moechte es so einfach sagen - erzaehlend wieder fuer Weltvertrauen zu werben und Weltvertrauen zu schaffen. Das bedeutet: das Dasein nicht mehr als Daseinsverhaengnis zu verwerfen, sondern es, ohne dabei die vielen Formen der Daseinsnot zu unterschlagen, als Daseinsgabe aufzufassen und anzunehmen, als Daseinsaufgabe. Fuer den Schriftsteller kann diese Aufgabe nichts anderes sein als das rechte Erzaehlen vom Dasein - und das ungeachtet einer kulturellen Stimmungslage, in der als Signum des Bedeutenden und der Modernitaet zumeist das gerade Gegenteil gilt, naemlich die Schmaehung des Daseins in immer finstereren, immer blutigeren Endspielen, die aber kaum je aus Kafkas (oder Becketts) Not geboren werden, sondern marktkonformer Verzweiflungsroutine entstammen. Kafka hat sich einmal apostrophiert als den enterbten Sohn. Um eine Weltvertrauen schaffende Literatur zu verwirklichen, bedurfte Handke eines Erbes, musste er die Kunst zu erben (Hanns Eisler) erlernen und in eine andere Tradition eintreten als die von Dostojewski zu Kafka reichende - in eine klassische und antitragische. Handkes Bekenntnis zur Klassik, das er 1979 in seiner Dankrede fuer den Kafka-Preis abgelegt hat, wurde ihm seltsamerweise von manchen als Anmassung ausgelegt; als ob wirkliches Kuenstlertum ohne solche Anmassung - und das heisst ja nichts anderes als an anderen Mass nehmen - ueberhaupt auskommen koenne. Das Wort sei gewagt, so formulierte Handke damals, ich bin, mich bemuehend um die Formen fuer meine Wahrheit, auf Schoenheit aus - auf die erschuetternde Schoenheit, auf Erschuetterung durch Schoenheit; ja, auf Klassisches, Universales, das, nach der Praxis-Lehre der grossen Maler, erst in der steten Naturbetrachtung und -versenkung Form gewinnt. Viele meinen heute, die Natur gebe es gar nicht - oder bald nicht mehr. Fuer Kafka gab es sie nie. Peter Handke verdanken wir die eindringlichsten Naturbeschreibungen seit Stifter. Wem die Natur ihr offenbares Geheimnis zu enthuellen anfaengt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer wuerdigsten Auslegerin, der Kunst, schrieb Goethe. Es sind vor allem die grossen Naturausleger unter den Klassikern, die Diener des Sichtbaren, wie Handke sie einmal nennt, zu denen er sich hingezogen fuehlt. Dazu gehoeren nicht nur Homer, Vergil, Goethe, Stifter und auch der Goethe-und-Stifter-Bewunderer Nietzsche, der einmal aeusserte, kein Gedanke sei etwas wert, der nicht im Freien gefunden worden sei, es gehoeren dazu auch Maler wie Cezanne, den Handke ausdruecklich seinen Lehrmeister nannte und dessen Beispiel ihn zu einem seiner lichtesten Buecher ermuntert hat, Die Lehre der Sainte-Victoire. Es war aber dieser Cezanne, von dem der Ausruf kam: Es steht schlecht. Man muss sich beeilen, wenn man noch etwas sehen will. Alles verschwindet. So wie fuer Cezanne Natur keine gegebene Harmonie war und er sie malend erst erschaffen musste - er male nicht nach der Natur, sondern schaffe seine Bilder als Konstruktionen und Harmonien parallel zur Natur, sagte Cezanne -, ist auch fuer Handke Natur nichts beliebig Verfuegbares und schon gar nicht ein Freiluftmuseum fuer Heilsucher, sondern etwas Aufzuspuerendes, eine andauernde Aufgabe. In seinem Theaterstueck UEber die Doerfer heisst es von der Natur: Sie kann weder Zufluchtsort noch Ausweg sein. Aber sie ist das Vorbild und gibt das Mass: dieses muss nur taeglich genommen werden. Gleichermassen ist die Klassik fuer Handke keine Weimarer Firma, der man als Juniorpartner beitreten koennte, sondern etwas gegen grosse Widerstaende Freizulegendes, Freizuphantasierendes. Es ist keine Verkleidung oder historische Maskerade, wie sie etwa Thomas Mann in seiner Lotte in Weimar veranstaltete, und keine klassizistische UEbernahme ueberkommener Formen, wie wir sie etwa bei Hans Carossa finden - vor dem Klassizistischen, das ein Zeichen des Buergerlichen sei, so Peter Handke, bewahre ihn das Pathos seiner Herkunft -, es ist bei Handke vielmehr - so hat er es selbst ausgedrueckt - stete Verwandlung ins Unverkleidete. Es ist ja nicht nur viel verschwunden, sondern auch etliches hinzugekommen, und Berufung auf Klassik heisst bei Handke keineswegs Abwehr der Gegenstaende des technischen Zeitalters. Im Gespraech mit Hermann Lenz verteidigte Handke die von Lenz so ungeliebten technischen Gegenstaende als durchaus literaturwuerdig, und in seinen Buechern erscheinen sie immerzu im klassischen Sinne wahrgenommen, d. h. durch die Art der Wahrnehmung, durch die Einheit von Gewahrwerden und Vorstellungskraft, immer auch schon wieder ins Naturhafte verwandelt - seien das nun Reklamebilder, die Jukebox, die Oberleitungsdraehte der Busse oder die nasse Betonpiste des Salzburger Flughafens, die Loser, der Chinese des Schmerzes in der gleichnamigen Erzaehlung, vom Fenster des Flughafenhotels aus unterm Vollmond in einen stillen See verwandelt sieht. Dieses 20. Jahrhundert hat freilich viel dazu getan, den Weg zu den Klassikern zu verstellen und zuzuschuetten mit Truemmern aller Art. Wenn Peter Handke in seiner Geschichte des Bleistifts, jenem Journal, in dem auf fast jeder zweiten Seite die Klassiker angerufen werden, einmal schreibt: Ich kann von den Klassikern sagen, dass sie mich gerettet haben, so ahnt man schon, dass solcher Rettung viel Verlorenheit - auch Verlorenheit an dieses Zeitalter - vorausging. Dichter wird man als Kind, schrieb die russische Dichterin Marina Zwetajewa, und, moechte ich hinzufuegen, man wird es durch die Katastrophen - auch die lautlosen Katastrophen - der Kindheit. Im Jahr 1942 geboren und zwischen 1944 und 1948 in Berlin aufgewachsen zu sein, also gewissermassen im Zentrum der Geschichtskatastrophe, dazuhin vaterlos, und in der Nachkriegszeit dann einem gewalttaetigen Stiefvater und einem bornierten katholischen Priesterseminar ausgeliefert, schliesslich den Selbstmord der Mutter nicht verhindern zu koennen - das bedeutete nicht nur, sich schuldlos verurteilt zu fuehlen und Kafkas Angste mit allen Poren einzuatmen, das bedeutete auch, den Glauben an das Schoene, Wahre und Gute nachhaltig in sich und in der Welt erschuettert zu sehen. Wie denn sollten diese Begriffe je wieder etwas wert werden? Vielleicht nur - und das haben mich vor allem Peter Handkes Buecher gelehrt - mittels Minimalisierung: das Wahre waere dann nur das jeweilige Gewahrwerden, das Gute das jeweils Beguetigende und das Schoene - nein, nicht das Beschoenigende, aber das jeweils Verschoenende, eine andere Art der Belichtung, eine aufhellende. Der blosse Versuch, eine Tragoedie zu schreiben, wuerde ihn vernichten, gestand Goethe einmal Eckermann. Es ist neben diesem antitragischen Impetus Goethes vor allem dessen ganz auf Anschauung und Betrachtung gerichtetes Denken, das seine Anziehungskraft auf Handke ausuebt. Handkes Zukehr zur Welt - sein Ja zur Welt - resultiert aus Erfahrung und Anschauung der sichtbaren, der gegenstaendlichen Welt und ist implizit Abkehr von der geschichtlichen Welt. Das Werk Handkes ist - um einen Buchtitel von ihm aufzunehmen - eine Langsame Heimkehr zu jener Geschichte, die in den Medien nicht vorkommt. Allen Buchhelden seit seiner Erzaehlung Langsame Heimkehr erwaechst das Heil aus dieser Geschichte, die nichts anderes ist als das Ewige im Alltaeglichen. Und dieses Ewige ist immer das Unscheinbare; oder: das Unscheinbare im taeglichen Ablauf, das ist das Ewige. Die taeglichen Verrichtungen wie der morgendliche Griff zur Teekanne, ein vorbeitreibendes Blatt, ein bestimmter Lichteinfall in einer Strasse, ein Schriftzeichen an der Wand, der Blick eines Passanten: es sind diese fuer gewoehnlich gar nicht mehr bis in unser Bewusstsein vordringenden Erscheinungsformen des taeglichen Lebens, die die eigentliche Substanz unseres Lebens bilden - und ohne die das Gewicht der Welt nicht zu tragen waere. Handkes Erzaehlideal ist zunehmend der hohe sachliche Ton der grossen Geschichtsschreiber geworden, nur dass er mit der nachdruecklichen Nuechternheit dieser Geschichtsschreiber nicht mehr Geschichte, sondern Gegengeschichte schreibt. Ein Buch fuehrt im Titel den Namen des Erfinders der modernen Geschichtsschreibung, der die Geschichte des Peloponnesischen Krieges aufgezeichnet hat, doch in Handkes Nocheinmal fuer Thukydides sind es ein Wetterleuchten, eine Esche am Muenchner Siegestor, ein alter Schuhputzer in Split oder die Formen der Kopfbedeckungen in Skopje, die wie historische Ereignisse berichtet werden. Einer der kurzen Texte aus diesem Buch traegt den programmatischen Titel Versuch des Exorzismus der einen Geschichte durch eine andere. Darin wird beschrieben der sonnige Sonntagmorgen des 23. Juli 1989, an dem der Erzaehler vom Hotel Terminus am Bahnhof Lyon-Perrade aus das Gleisfeld uebersieht, ueber das die Eisenbahner mit ihren Akten- oder Plastictaschen hin- und hergehen, waehrend ueber ihnen die Schwalben im Flug Faltkniffe in den Himmel machen. Irgendwann kommt ihm in den Sinn, dass das Hotel Terminus im Krieg das Folterhaus des Klaus Barbie war - und er sieht jetzt die Schwalben, das Blattwerk einer Platane, einen Eisenbahner mit schwarzer Aktentasche, der, seines Ziels gewiss, seinen Weg geht im Schaukelgang, und den blauen Falter, der auf einer Schiene landet und in der Sonne blinkt, noch bewusster als Epiphanien der Gegengeschichte. DER EWIGE EPIKER Nein, eine Flucht in eine heile Sonntagswelt ist das nicht; Handkes Kurzepos schliesst mit dem Satz: Und die Kinder von Izieu schrien zum Himmel, fast ein halbes Jahrhundert nach ihrem Abtransport, jetzt erst recht. Aber es ist doch der Versuch, dem Geschichtsunheil nicht das letzte Wort zu lassen, sich von ihm nicht blind machen zu lassen, fuer die andere Geschichte. In Peter Handkes Phantasien der Wiederholung findet sich ein Schluesselsatz: Kein Jesus soll mehr auftreten, aber immer wieder ein Homer. Wer um Handkes Verwurzelung im Katholizismus seiner Kindheit weiss, wird in diesem Satz nicht den Schimmer einer blasphemischen Absicht erblicken. Indem Handke nicht den Erloeser am Kreuz, nicht das Marterbild, sondern den ewigen Epiker, den Epiker der ewigen Wiederkehr, anruft, ruft er allerdings, wie schon Nietzsche vor ihm, nach der Erloesung von der Erloesung. Erloesung waere, ihrer nicht mehr beduerftig zu sein. Erleuchtend waere allein schon die Wahrnehmung der Welt und das Wiederholen der Welt in der Erzaehlung von der Welt. Vom ewig wiederholenden Erzaehler spricht Goethe, und ein Imperativ in der Langsamen Heimkehr lautet: Sinn fuer Wiederholung kriegen! Dort traeumt Sorger von dem geglueckten Tag, an dem allein die Tatsache, das es Morgen und Abend, hell und dunkel wuerde, Schoenheit genug waere. Das Schoene sieht man so schlecht, sagt das Kind einmal in Handkes Kindergeschichte. Handke macht, dass man es ueberhaupt sieht, aber er illuminiert es nicht phantastisch mit kuenstlichem Licht. Phantasie heisst bei ihm nicht etwas erfinden, sondern etwas wiederfinden, etwas UEbersehenes wieder und wie neu sehen. Phantasie ist fuer ihn eine Art Erwaermen der Dinge. Als ewigen Anfaenger hat sich Peter Handke im Nachmittag eines Schriftstellers bezeichnet; aber, so moechte ich hinzufuegen, es ist gerade dies seine Kunst, ewig ein Anfaenger zu bleiben. Fuer den Schriftsteller ist jeder neue Tag der erste Schoepfungstag - und der Schriftsteller, der sagt, er habe jetzt seine Sprache gefunden, hat sie schon verloren. Und gerade das Ja zur Welt darf nie siegesgewiss gesagt werden, es muss jeden Tag neu erlernt werden und muss zaghaft und zittrig bleiben und auch von jener innigen Ironie durchdrungen, die Handke schon den Schauspielern seines Stuecks UEber die Doerfer anempfahl. Als Peter Handke den Schluss seiner Erzaehlung Langsame Heimkehr abtippte, hatte er, wie er einem Befrager gestand, auch koerperlich die Vorstellung, dass diese zehn Seiten ein Gegenentwurf zu den letzten zehn Seiten des Romans von Kafka sind; es sei ihm aufgegangen - und nun soll Handkes Nacherzaehlung seiner Erzaehlung fuer sich sprechen, dass da eine ganz andere Weltstruktur vorgeschlagen wird, aber ganz konkret, doch genau so zittrig und jaemmerlich, und auch zugleich in der Form so gewissenhaft und ereignishaft, dass ich denke: Da muss doch jedem das Herz aufgehen - wenn er dann liest, wie Sorger sich schlafen legt in seinem seltsamen Hotelzimmer, wie er traeumt, wie er als Traeumender sozusagen die Wurzel Jesse aus dem Alten Testament nachbildet, wie er all die Personen im Verlauf seiner Erzaehlung im Traum wiedertrifft . . . wie er dann am Morgen aufsteht, bevor es noch hell wird, wie es Morgen wird, wie der Schnee von den Baeumen staubt, wie unten der Teich des Central Park von New York ganz allmaehlich andere Farben annimmt . . . wie er dann denkt: Ja, Sinn fuer die Wiederholung kriegen, hinunter zu den Leuten . . . wie er dann sozusagen wiederholt, wie er als Kind zur Kirche ging, wie dieses ungeheure Ereignis des Niederkniens stattfindet in einem Satz . . . wie er begreift, was die Symbolkraft der Wandlung in einer Messe ist . . . Und immer so weiter. Autor: AA Auswaertige Autoren Datenbank NZZ Dokumentnummer 0596110155 <br> <br> Do<br> <!--end text_2--> </FONT> </TD> </TR> <TR VALIGN=top> <TD width=1%> <!--begin image_3--><img src="/images/gewicht.jpg" border=0 width=153 height=250><!--end image_3--> <FONT SIZE=1> <!--begin heading_3--> Screen Shot: Project BOB<!--end heading_3--> </FONT> </TD> <TD> </TD> <TD width=1%> <!--begin image_4--><img src="/images/drei_versuch.jpg" border=0 width=167 height=250><!--end image_4--> <FONT SIZE=1> <!--begin heading_4--> Screen Shot: Hyper Lander 2 Classic<!--end heading_4--> </FONT> </TD> </TR> < NZZ, Neue Zuercher Zeitung, vom 11.05.1996, Seite: 68 li Literatur und Kunst Das Erwaermen der Dinge / Peter Handke oder Die Zuruecknahme des Urteils Von Peter Hamm Peter Handke hat das Schwierigste gewagt, was ein Schriftsteller nach Kafka wagen konnte, naemlich erzaehlend fuer Weltvertrauen zu werben. Seine Zukehr zur Welt resultiert aus der Anschauung der gegenstaendlichen Welt, aus der Erfahrung jener zeitlosen Gegengeschichte, die in den Medien nicht vorkommt. Inzwischen ist Handke selbst ein Besucher der Schlagzeilenwelt geworden. Die nachstehende Rede, die wir in Auszuegen wiedergeben, ist anlaesslich des Schiller-Gedaechtnis-Preises im letzten Jahr entstanden - noch vor Handkes Werben um Gerechtigkeit fuer Serbien. Ein Jahrhundert geht zu Ende - und mit ihm ein Jahrtausend, und viele aengstigt die Vorstellung, dass noch weit mehr zu Ende gehen koennte als nur ein Zeitabschnitt. Katastrophen- und Endzeitstimmung liegt in der Luft und dringt aus den Buechern. Und auch wer Peter Handkes Verdikt im Ohr hat, nach dem man den Nicht-Kuenstler schon daran erkenne, dass er das Gerede von der Endzeit mitmache, wird kaum die Augen verschliessen koennen vor den Schrecken unserer Epoche, die solches Endzeitdenken naehrten. Zeitalter der Angst, Zeitalter des Misstrauens, Zeitalter des Verrats, Zeitalter der Massen und der Massenvernichtung, Zeitalter der Woelfe und der Sonnenfinsternis, Zeitalter nach dem Tode Gottes, Zeitalter der Hoelle: das sind einige der Etiketten, die unserem verfluchten Jahrhundert - wie es in Peter Handkes Erzaehlung Langsame Heimkehr genannt wird - verpasst wurden. Wollte man diese und aehnliche Jahrhundertdefinitionen ins Literarische uebersetzen und einen Schriftsteller als Propheten oder als Seismographen unseres Jahrhunderts ausrufen, es kaeme nur einer in Frage: Franz Kafka, dessen Name es nicht von ungefaehr zu einem Adjektiv - zu kafkaesk - gebracht hat, also zu einer Sach- oder Stimmungsbezeichnung. Kein Zweifel: unser Jahrhundert war das Jahrhundert Franz Kafkas. DIE WELT ALS GEFANGNIS Koennte ich noch andere Luft schmecken als die des Gefaengnisses? Das ist die grosse Frage oder vielmehr, sie waere es, wenn ich noch Aussicht auf Entlassung haette: so endet Kafkas Erzaehlung Schlag ans Hoftor. Die Welt als Gefaengnis und in diesem Gefaengnis Menschen, die nicht wissen, fuer welche Schuld sie verurteilt wurden, Menschen, die sich in Ungeziefer verwandelt fuehlen: das ist die licht- und heillose Welt der Buecher Franz Kafkas, der sich, wie er es in Ein Landarzt ausdrueckt, nackt dem Froste dieses unglueckseligen Zeitalters ausgesetzt sah und sich Erloesung nur noch als Endzeitkatastrophe denken konnte. So verraet es seine Erzaehlung Das Stadtwappen: Alles, so heisst es da, alles was in dieser Stadt an Sagen und Liedern entstanden ist, ist erfuellt von der Sehnsucht nach einem prophezeiten Tag, an welchem die Stadt von einer Riesenfaust in fuenf kurz aufeinanderfolgenden Schlaegen zerschmettert werden wird. Deshalb hat auch die Stadt die Faust im Wappen. Erinnern Sie sich noch an den Schluss von Kafkas Roman Der Prozess? Zwei Herren holen da Josef K. aus seiner Wohnung und fuehren ihn zu einem Steinbruch unmittelbar am Rande der Stadt, wo einer der beiden Josef K. mit einem grossen Fleischermesser exekutiert. Obwohl Josef K., wie Kafka es formuliert, genau wusste, dass es seine Pflicht gewesen waere, sich selbst mit diesem Messer zu toeten, bringt er die Selbsthinrichtung nicht ueber sich. Unmittelbar bevor Josef K. stirbt, faellt sein Blick auf das an den Steinbruch angrenzende Haus, in dessen oberstem Stockwerk sich ploetzlich ein Fenster oeffnet und sich ein Mensch zeigt: Ein Mensch schwach und duenn und in der Ferne und Hoehe beugte Er sich mit einem Ruck weit vor und streckte die Arme noch weiter aus. Wer war es? Ein Freund? Ein guter Mensch? Einer der teilnahm? Einer der helfen wollte? War es ein einzelner? Waren es alle? War noch Hilfe? Warum ich Kafkas Prozess und sein Ende in Erinnerung rufe? Weil ich in dem Mann im Fenster, von dem Josef K. Teilnahme, vielleicht sogar letzte Hilfe erhofft, oft Peter Handke gesehen habe. Weil mir Peter Handkes erzaehlerisches Werk insgesamt als der immer neue Versuch einer Zuruecknahme von Kafkas Prozess erscheinen will, als - das grosse Wort sei gewagt - Erloesung Franz Kafkas, mithin Erloesung des Zeitalters. Die Auseinandersetzung mit Kafka durchzieht Handkes Werk. Schon sein 1967 erschienener Prosaband Begruessung des Aufsichtsrats enthaelt eine siebzehnseitige Nacherzaehlung von Kafkas Prozess-Roman, an der auffallend ist, dass Handke - mit einer minimalen, aber bezeichnenden Korrektur Kafkas - aus Josef K.s Weigerung, sich selbst zu toeten, einen Akt stolzer Verweigerung macht, waehrend bei Kafka diese Weigerung als Schwaeche Josef K.s erscheint, als Fehler: Die Verantwortung fuer diesen letzten Fehler, so Kafka, trug der, der ihm den Rest der dazu noetigen Kraft versagt hatte. Wer sonst koennte damit gemeint sein als der Schoepfer, der bei Kafka kein Erloeser ist? In einer 1974 veroeffentlichten kurzen Notiz Zu Franz Kafka, in der Peter Handke zunaechst bewusst respektlos gegenueber dem ewigen Opfer Kafka von dessen Pickeln und Frauengeschichten spricht, spinnt er dann so etwas wie eine Erloesungsphantasie: Wenn ich an Kafka denke und ihn vor mir sehe, habe ich das Gefuehl, ich muesste ihn nur geduldig anschauen, vielleicht auch zwischendurch den Kopf senken, um ihn nicht zu verletzen - und er wuerde nach und nach aufhoeren, das blosse Bild eines Opfers zu sein, und etwas ganz anderes werden, und davon erzaehlen, aber mit derselben Gewissenhaftigkeit wie vorher. Peter Handke hat das Schwierigste und Hoechste gewagt, was ein Schriftsteller nach Kafka ueberhaupt wagen konnte, naemlich - ich moechte es so einfach sagen - erzaehlend wieder fuer Weltvertrauen zu werben und Weltvertrauen zu schaffen. Das bedeutet: das Dasein nicht mehr als Daseinsverhaengnis zu verwerfen, sondern es, ohne dabei die vielen Formen der Daseinsnot zu unterschlagen, als Daseinsgabe aufzufassen und anzunehmen, als Daseinsaufgabe. Fuer den Schriftsteller kann diese Aufgabe nichts anderes sein als das rechte Erzaehlen vom Dasein - und das ungeachtet einer kulturellen Stimmungslage, in der als Signum des Bedeutenden und der Modernitaet zumeist das gerade Gegenteil gilt, naemlich die Schmaehung des Daseins in immer finstereren, immer blutigeren Endspielen, die aber kaum je aus Kafkas (oder Becketts) Not geboren werden, sondern marktkonformer Verzweiflungsroutine entstammen. Kafka hat sich einmal apostrophiert als den enterbten Sohn. Um eine Weltvertrauen schaffende Literatur zu verwirklichen, bedurfte Handke eines Erbes, musste er die Kunst zu erben (Hanns Eisler) erlernen und in eine andere Tradition eintreten als die von Dostojewski zu Kafka reichende - in eine klassische und antitragische. Handkes Bekenntnis zur Klassik, das er 1979 in seiner Dankrede fuer den Kafka-Preis abgelegt hat, wurde ihm seltsamerweise von manchen als Anmassung ausgelegt; als ob wirkliches Kuenstlertum ohne solche Anmassung - und das heisst ja nichts anderes als an anderen Mass nehmen - ueberhaupt auskommen koenne. Das Wort sei gewagt, so formulierte Handke damals, ich bin, mich bemuehend um die Formen fuer meine Wahrheit, auf Schoenheit aus - auf die erschuetternde Schoenheit, auf Erschuetterung durch Schoenheit; ja, auf Klassisches, Universales, das, nach der Praxis-Lehre der grossen Maler, erst in der steten Naturbetrachtung und -versenkung Form gewinnt. Viele meinen heute, die Natur gebe es gar nicht - oder bald nicht mehr. Fuer Kafka gab es sie nie. Peter Handke verdanken wir die eindringlichsten Naturbeschreibungen seit Stifter. Wem die Natur ihr offenbares Geheimnis zu enthuellen anfaengt, der empfindet eine unwiderstehliche Sehnsucht nach ihrer wuerdigsten Auslegerin, der Kunst, schrieb Goethe. Es sind vor allem die grossen Naturausleger unter den Klassikern, die Diener des Sichtbaren, wie Handke sie einmal nennt, zu denen er sich hingezogen fuehlt. Dazu gehoeren nicht nur Homer, Vergil, Goethe, Stifter und auch der Goethe-und-Stifter-Bewunderer Nietzsche, der einmal aeusserte, kein Gedanke sei etwas wert, der nicht im Freien gefunden worden sei, es gehoeren dazu auch Maler wie Cezanne, den Handke ausdruecklich seinen Lehrmeister nannte und dessen Beispiel ihn zu einem seiner lichtesten Buecher ermuntert hat, Die Lehre der Sainte-Victoire. Es war aber dieser Cezanne, von dem der Ausruf kam: Es steht schlecht. Man muss sich beeilen, wenn man noch etwas sehen will. Alles verschwindet. So wie fuer Cezanne Natur keine gegebene Harmonie war und er sie malend erst erschaffen musste - er male nicht nach der Natur, sondern schaffe seine Bilder als Konstruktionen und Harmonien parallel zur Natur, sagte Cezanne -, ist auch fuer Handke Natur nichts beliebig Verfuegbares und schon gar nicht ein Freiluftmuseum fuer Heilsucher, sondern etwas Aufzuspuerendes, eine andauernde Aufgabe. In seinem Theaterstueck UEber die Doerfer heisst es von der Natur: Sie kann weder Zufluchtsort noch Ausweg sein. Aber sie ist das Vorbild und gibt das Mass: dieses muss nur taeglich genommen werden. Gleichermassen ist die Klassik fuer Handke keine Weimarer Firma, der man als Juniorpartner beitreten koennte, sondern etwas gegen grosse Widerstaende Freizulegendes, Freizuphantasierendes. Es ist keine Verkleidung oder historische Maskerade, wie sie etwa Thomas Mann in seiner Lotte in Weimar veranstaltete, und keine klassizistische UEbernahme ueberkommener Formen, wie wir sie etwa bei Hans Carossa finden - vor dem Klassizistischen, das ein Zeichen des Buergerlichen sei, so Peter Handke, bewahre ihn das Pathos seiner Herkunft -, es ist bei Handke vielmehr - so hat er es selbst ausgedrueckt - stete Verwandlung ins Unverkleidete. Es ist ja nicht nur viel verschwunden, sondern auch etliches hinzugekommen, und Berufung auf Klassik heisst bei Handke keineswegs Abwehr der Gegenstaende des technischen Zeitalters. Im Gespraech mit Hermann Lenz verteidigte Handke die von Lenz so ungeliebten technischen Gegenstaende als durchaus literaturwuerdig, und in seinen Buechern erscheinen sie immerzu im klassischen Sinne wahrgenommen, d. h. durch die Art der Wahrnehmung, durch die Einheit von Gewahrwerden und Vorstellungskraft, immer auch schon wieder ins Naturhafte verwandelt - seien das nun Reklamebilder, die Jukebox, die Oberleitungsdraehte der Busse oder die nasse Betonpiste des Salzburger Flughafens, die Loser, der Chinese des Schmerzes in der gleichnamigen Erzaehlung, vom Fenster des Flughafenhotels aus unterm Vollmond in einen stillen See verwandelt sieht. Dieses 20. Jahrhundert hat freilich viel dazu getan, den Weg zu den Klassikern zu verstellen und zuzuschuetten mit Truemmern aller Art. Wenn Peter Handke in seiner Geschichte des Bleistifts, jenem Journal, in dem auf fast jeder zweiten Seite die Klassiker angerufen werden, einmal schreibt: Ich kann von den Klassikern sagen, dass sie mich gerettet haben, so ahnt man schon, dass solcher Rettung viel Verlorenheit - auch Verlorenheit an dieses Zeitalter - vorausging. Dichter wird man als Kind, schrieb die russische Dichterin Marina Zwetajewa, und, moechte ich hinzufuegen, man wird es durch die Katastrophen - auch die lautlosen Katastrophen - der Kindheit. Im Jahr 1942 geboren und zwischen 1944 und 1948 in Berlin aufgewachsen zu sein, also gewissermassen im Zentrum der Geschichtskatastrophe, dazuhin vaterlos, und in der Nachkriegszeit dann einem gewalttaetigen Stiefvater und einem bornierten katholischen Priesterseminar ausgeliefert, schliesslich den Selbstmord der Mutter nicht verhindern zu koennen - das bedeutete nicht nur, sich schuldlos verurteilt zu fuehlen und Kafkas Angste mit allen Poren einzuatmen, das bedeutete auch, den Glauben an das Schoene, Wahre und Gute nachhaltig in sich und in der Welt erschuettert zu sehen. Wie denn sollten diese Begriffe je wieder etwas wert werden? Vielleicht nur - und das haben mich vor allem Peter Handkes Buecher gelehrt - mittels Minimalisierung: das Wahre waere dann nur das jeweilige Gewahrwerden, das Gute das jeweils Beguetigende und das Schoene - nein, nicht das Beschoenigende, aber das jeweils Verschoenende, eine andere Art der Belichtung, eine aufhellende. Der blosse Versuch, eine Tragoedie zu schreiben, wuerde ihn vernichten, gestand Goethe einmal Eckermann. Es ist neben diesem antitragischen Impetus Goethes vor allem dessen ganz auf Anschauung und Betrachtung gerichtetes Denken, das seine Anziehungskraft auf Handke ausuebt. Handkes Zukehr zur Welt - sein Ja zur Welt - resultiert aus Erfahrung und Anschauung der sichtbaren, der gegenstaendlichen Welt und ist implizit Abkehr von der geschichtlichen Welt. Das Werk Handkes ist - um einen Buchtitel von ihm aufzunehmen - eine Langsame Heimkehr zu jener Geschichte, die in den Medien nicht vorkommt. Allen Buchhelden seit seiner Erzaehlung Langsame Heimkehr erwaechst das Heil aus dieser Geschichte, die nichts anderes ist als das Ewige im Alltaeglichen. Und dieses Ewige ist immer das Unscheinbare; oder: das Unscheinbare im taeglichen Ablauf, das ist das Ewige. Die taeglichen Verrichtungen wie der morgendliche Griff zur Teekanne, ein vorbeitreibendes Blatt, ein bestimmter Lichteinfall in einer Strasse, ein Schriftzeichen an der Wand, der Blick eines Passanten: es sind diese fuer gewoehnlich gar nicht mehr bis in unser Bewusstsein vordringenden Erscheinungsformen des taeglichen Lebens, die die eigentliche Substanz unseres Lebens bilden - und ohne die das Gewicht der Welt nicht zu tragen waere. Handkes Erzaehlideal ist zunehmend der hohe sachliche Ton der grossen Geschichtsschreiber geworden, nur dass er mit der nachdruecklichen Nuechternheit dieser Geschichtsschreiber nicht mehr Geschichte, sondern Gegengeschichte schreibt. Ein Buch fuehrt im Titel den Namen des Erfinders der modernen Geschichtsschreibung, der die Geschichte des Peloponnesischen Krieges aufgezeichnet hat, doch in Handkes Nocheinmal fuer Thukydides sind es ein Wetterleuchten, eine Esche am Muenchner Siegestor, ein alter Schuhputzer in Split oder die Formen der Kopfbedeckungen in Skopje, die wie historische Ereignisse berichtet werden. Einer der kurzen Texte aus diesem Buch traegt den programmatischen Titel Versuch des Exorzismus der einen Geschichte durch eine andere. Darin wird beschrieben der sonnige Sonntagmorgen des 23. Juli 1989, an dem der Erzaehler vom Hotel Terminus am Bahnhof Lyon-Perrade aus das Gleisfeld uebersieht, ueber das die Eisenbahner mit ihren Akten- oder Plastictaschen hin- und hergehen, waehrend ueber ihnen die Schwalben im Flug Faltkniffe in den Himmel machen. Irgendwann kommt ihm in den Sinn, dass das Hotel Terminus im Krieg das Folterhaus des Klaus Barbie war - und er sieht jetzt die Schwalben, das Blattwerk einer Platane, einen Eisenbahner mit schwarzer Aktentasche, der, seines Ziels gewiss, seinen Weg geht im Schaukelgang, und den blauen Falter, der auf einer Schiene landet und in der Sonne blinkt, noch bewusster als Epiphanien der Gegengeschichte. DER EWIGE EPIKER Nein, eine Flucht in eine heile Sonntagswelt ist das nicht; Handkes Kurzepos schliesst mit dem Satz: Und die Kinder von Izieu schrien zum Himmel, fast ein halbes Jahrhundert nach ihrem Abtransport, jetzt erst recht. Aber es ist doch der Versuch, dem Geschichtsunheil nicht das letzte Wort zu lassen, sich von ihm nicht blind machen zu lassen, fuer die andere Geschichte. In Peter Handkes Phantasien der Wiederholung findet sich ein Schluesselsatz: Kein Jesus soll mehr auftreten, aber immer wieder ein Homer. Wer um Handkes Verwurzelung im Katholizismus seiner Kindheit weiss, wird in diesem Satz nicht den Schimmer einer blasphemischen Absicht erblicken. Indem Handke nicht den Erloeser am Kreuz, nicht das Marterbild, sondern den ewigen Epiker, den Epiker der ewigen Wiederkehr, anruft, ruft er allerdings, wie schon Nietzsche vor ihm, nach der Erloesung von der Erloesung. Erloesung waere, ihrer nicht mehr beduerftig zu sein. Erleuchtend waere allein schon die Wahrnehmung der Welt und das Wiederholen der Welt in der Erzaehlung von der Welt. Vom ewig wiederholenden Erzaehler spricht Goethe, und ein Imperativ in der Langsamen Heimkehr lautet: Sinn fuer Wiederholung kriegen! Dort traeumt Sorger von dem geglueckten Tag, an dem allein die Tatsache, das es Morgen und Abend, hell und dunkel wuerde, Schoenheit genug waere. Das Schoene sieht man so schlecht, sagt das Kind einmal in Handkes Kindergeschichte. Handke macht, dass man es ueberhaupt sieht, aber er illuminiert es nicht phantastisch mit kuenstlichem Licht. Phantasie heisst bei ihm nicht etwas erfinden, sondern etwas wiederfinden, etwas UEbersehenes wieder und wie neu sehen. Phantasie ist fuer ihn eine Art Erwaermen der Dinge. Als ewigen Anfaenger hat sich Peter Handke im Nachmittag eines Schriftstellers bezeichnet; aber, so moechte ich hinzufuegen, es ist gerade dies seine Kunst, ewig ein Anfaenger zu bleiben. Fuer den Schriftsteller ist jeder neue Tag der erste Schoepfungstag - und der Schriftsteller, der sagt, er habe jetzt seine Sprache gefunden, hat sie schon verloren. Und gerade das Ja zur Welt darf nie siegesgewiss gesagt werden, es muss jeden Tag neu erlernt werden und muss zaghaft und zittrig bleiben und auch von jener innigen Ironie durchdrungen, die Handke schon den Schauspielern seines Stuecks UEber die Doerfer anempfahl. Als Peter Handke den Schluss seiner Erzaehlung Langsame Heimkehr abtippte, hatte er, wie er einem Befrager gestand, auch koerperlich die Vorstellung, dass diese zehn Seiten ein Gegenentwurf zu den letzten zehn Seiten des Romans von Kafka sind; es sei ihm aufgegangen - und nun soll Handkes Nacherzaehlung seiner Erzaehlung fuer sich sprechen, dass da eine ganz andere Weltstruktur vorgeschlagen wird, aber ganz konkret, doch genau so zittrig und jaemmerlich, und auch zugleich in der Form so gewissenhaft und ereignishaft, dass ich denke: Da muss doch jedem das Herz aufgehen - wenn er dann liest, wie Sorger sich schlafen legt in seinem seltsamen Hotelzimmer, wie er traeumt, wie er als Traeumender sozusagen die Wurzel Jesse aus dem Alten Testament nachbildet, wie er all die Personen im Verlauf seiner Erzaehlung im Traum wiedertrifft . . . wie er dann am Morgen aufsteht, bevor es noch hell wird, wie es Morgen wird, wie der Schnee von den Baeumen staubt, wie unten der Teich des Central Park von New York ganz allmaehlich andere Farben annimmt . . . wie er dann denkt: Ja, Sinn fuer die Wiederholung kriegen, hinunter zu den Leuten . . . wie er dann sozusagen wiederholt, wie er als Kind zur Kirche ging, wie dieses ungeheure Ereignis des Niederkniens stattfindet in einem Satz . . . wie er begreift, was die Symbolkraft der Wandlung in einer Messe ist . . . Und immer so weiter. Autor: AA Auswaertige Autoren Datenbank NZZ Dokumentnummer 0596110155 <br> <br> Dokument 5 von 6 <br> <br> <br> <brFOCUS - Das moderne Nachrichtenmagazin Nr. 25 vom 20.06.1994 Seite 100 LITERATUR UE Handke in Weimar Im Weimarer Wittumspalais trafen sich einst Goethe, Wieland, Herder und Durchreisende, um uebergrosse Fragen zu diskutieren, ueber AEsthetik, ueber Naturforschung, kurz, ueber die Revolution des Geistes, die sich Ende des 18. Jahrhunderts vollzog. Diesen Ort waehlten der Stifter Hubert Burda, die Juroren Peter Hamm, Peter Handke, Alfred Kolleritsch und Michael Krueger, um in diesem Jahr ihre Poetik-Preise zu verleihen: Den Petrarca-Preis (40 000 Mark) an den Muenchner Filmkritiker Helmut Faerber, den Nicolas-Born-Preis (15 000 Mark) an die in Strass¸burg lebende Autorin Barbara Honigmann und den Petrarca-UEbersetzer-Preis (15 000 Mark) an Elisabeth Edl und Wolfgang Matz. Kurze Ausschnitte aus der Laudatio Peter Handkes auf Helmut Faerber: Beim Lesen bin ich ihm zuerst begegnet als einem Filmkritiker. Etwa Mitte der sechziger Jahre in der Sueddeutschen Zeitung oder in der Monatszeitschrift Filmkritik. Zu Filmen, gleich welchen, eine solch feine und zugleich so bodenstaendige Sprache zu Gesicht zu bekommen, und das auch noch in einer Tageszeitung, das hat mich damals wachgestohen. Oft waren es nur ein paar Zeilen im Lokalfeuilleton . . . Seine hoechst eigene Intelligenz galt hauptsaechlich den Dingen, denen er zugeneigt war. Sein Scharfsinn ist insbesondere einer, der aus dem Enthusiasmus kommt. Hand in Hand mit diesem Schreiben geht diese spezifisch Faerbersche Melodie. Die Bildhaftigkeit, die Gegenstaendlichkeit. Helmut Faerber ist ein maerchenhafter Filmkritiker - und Satz fuer Satz auch noch etwas anderes. Umgekehrt hat er bei all den Filmen und Autoren, die er erfreut begruess¸te - freudiges, sachgerechtes Begruessen, so koennte der gemeinsame Nenner seiner Artikel heissen - kein Mal das Mal¸ verlassen, ist nie durch UEberschwang unglaubwuerdig, bleibt immer zugleich der nuechterne Kritiker. Dass ein Werk sich sehen laest, macht fuer ihn erst seine Kritikwuerdigkeit aus. Aber die Zeitumstaende muessen in der Betrachtung dabeisein . . . Kritik ist fuer ihn Verstehen und Historie . . . In der Art des Gewichtens ist Faerber eher der Bruder Walter Benjamins. Ebenso in dem fragmentarischen Charakter und ebenso in dem anmutigen Einssein von Begrifflichkeit und Anschauung . . . Faerbers Sprache kommt mir noch vollkommener vor, ehrlicher und luftiger, nicht nur wegen seiner Abstammung aus Regensburg, sondern wegen seiner Abstammung von Karl Valentin. PETRARCA-PREIS 1994 Focus Verlag und Redaktion Bildunterschrift: HELMUT FAERBER bei seiner Danksagung.Jurymitglied Alfred Kolleritsch; PETER HANDKE verliest seine Lau-datio.Preisstifter Dr.Hubert Burda Hauptthemen: Kultur; Kunst; Literatur Nebenthemen: Kultur Kulturelles Kulturpreise Schlagworte: Weimar Petrarca-Preis 1994 Preistraeger Laudatio Auszug Namen: Peter Handke Helmut Faerber Barbara Honigmann Elisabeth Edl Wolfgang Matz Land: Bundesrepublik Deutschland BR FOCUS Dokumentennummer: 0694203546 <br> ON THE BULL'S HORN WITH PETER HANDKE: <br>DEBATES, FAILURES, ESSAYS, AND A POSTMODERN LIVRE DE MOI<br><br><br> by<br> <br> STEPHANIE BARBE HAMMER<br> Department of Literature and Languages<br> University of California, Riverside<br> HAMM@ucrac2.ucr.edu<br> <br> _Postmodern Culture_ v.4 n.1 (September, 1993)<br> <br> Copyright (c) 1993 by Stephanie Barbe Hammer, all <br> rights reserved. This text may be used and shared<br> in accordance with the fair-use provisions of U.S.<br> copyright law, and it may be archived and<br> redistributed in electronic form, provided that<br> the editors are notified and no fee is charged for<br> access. Archiving, redistribution, or<br> republication of this text on other terms, in any<br> medium, requires the consent of the author and the<br> notification of the publisher, Oxford University<br> Press.<br> <br> <br> The time is past when we can plant ourselves in front of a<br> Vernet and sigh along with Diderot, "How beautiful, grand,<br> varied, noble, wise, harmonious, rigorously colored this<br> is!" (Lyotard, "Contribution to an Idea of Postmodernity")<br> <br> <br> What a wise and beautiful book . . . . (Erich Skwara's<br> review of the _Essay on Fatigue_)<br> <br> <br> Today what subject would the great metaphysical narrative<br> tell about? Would it be the odyssey and for what narratee? <br> (Lyotard, "Contribution to an Idea of Postmodernity") <br> <br> <br> We are dealing with another one of those postmodern texts in<br> which a funky *object de pop-art* serves as the pretext for<br> self-reflexive excursions through the time and space of<br> memory . . . . (Theodore Ziolkowski's review of the _Essay<br> on the Jukebox_)<br> <br> <br> Autobiography is abject unless, in the words of Michel<br> Leiris, it exposes itself to the "bull's horn." (Ihab<br> Hassan, "Parabiography")<br> <br> <br> [1] This essay obeys two imperatives;^1^ it is being<br> torn in two directions: a critique of Handke's critical<br> reception as it pertains to the postmodern and a close read-<br> ing of Handke's recent _Essay_ (_Versuch_) series. I will<br> allow my text to tear, and rather than suturing it together,<br> I display, in advance, the wound that cannot--at least in<br> this space--be closed. As a tribute to and as a critical<br> apparatus for Handke, I will allow it to split, to be<br> uncertain, to be ambivalent. This move will court failure<br> and ensure insufficiency, but it might "correct" the<br> flatness of most Handke criticism: the thematic studies, the<br> stylistic studies, the countless influence studies on him,<br> and more insidiously, the frequent, incestuous comparisons<br> of him with himself. I will try to show that, for the most<br> part, the articles and books on him cannot understand his<br> work because they would master it (with all that such a term<br> implies), and as Handke's texts resist such hermeneutic sub-<br> jugation, his critics have often descended either to<br> righteous indignation or into summary and description^2^<br> --colorless repetitions of the objects which they want to<br> comprehend but cannot fasten upon. Can one surrender<br> without submitting to the writing of Peter Handke? Can<br> one's own writing on him allow itself to be gored by his<br> textual challenges to authority and reconstitute itself<br> through that (fatal? pleasurable?) blow to its own<br> integrity? Perhaps.<br> [2] In his turning-point exercise of the mid 70's, _The<br> Weight of the World_ (_Das Gewicht der Welt_), Peter Handke<br> exerted a renewed resistance to the narrative tyrannies of<br> form, which he at once invoked and subverted in such novels<br> as _The Goalie's Anxiety at the Penalty Kick_ and _Short<br> Letter, Long Farewell_. In _Weight_ he rehearsed the<br> Russian Formalist view of contemporary society gone numb,<br> but rather than just making language "strange", he exploded<br> the diaristic form (that humble, non-literary history of the<br> every day that anyone can produce) into an elusive<br> encyclopedia of linguistic snippets--autobiographical<br> sound bytes which might contain information, citation,<br> observation, opinion, dream, or memory. Indeed, as several<br> critics have noted (among them Axel Gellhaus and Peter Putz)<br> most of Handke's output during that decade consisted of<br> narrative forms made difficult by a perceptual loss of one<br> kind or another which they simultaneously narrated and<br> enacted. But _The Weight of the World_ radicalized the<br> problem of narrative; it documented the author's hardening<br> refusal to tell, and harnessed that refusal to both a<br> utopian dream of a new mythology and an ironic critique of<br> language practices, including and especially his own. <br> [3] Much critical energy has already been expended on<br> Handke's evolution during the 60's and 70's, so I will not<br> retread that familiar territory here, although I will,<br> inevitably, refer to it. Instead I would examine an<br> apparent problem--namely the fact that, as difficult as<br> Handke's narrative forms have always been for even the most<br> agile of critical readers, his prose works of the past<br> decade seem, unbelievably enough, to pose even more daunting<br> challenges. As examples of this new difficulty I will read<br> the trilogy (at the time of writing) of slim volumes<br> entitled _Essays_ produced by Handke in the late 80's and<br> early 90's against a variety of concerns, including the<br> resonance of that father-essayist, Montaigne. But before<br> doing this, I am compelled to dismantle the discussions of<br> Handke's "difficulty" during the past decade--a difficulty<br> which has been discussed, increasingly, in terms of the<br> author's postmodern affiliations--hence the oppositional<br> pairings of Lyotard and Hassan with recent reviews of<br> Handke's works by way of preface to my own<br> problematic/problematized "essay." <br> [4] What is the origin and history of this connection? <br> Handke's relation with the postmodern was first articulated<br> by the Klinkowitz/Knowlton book _Peter Handke and the<br> Postmodern Transformation_ in 1983. In a brief opening<br> chapter on postmodern art, that book aligned Handke's work<br> of the 60's and 70's with that of Jacques Derrida (assuming,<br> by implication, a congruence between deconstruction and the<br> postmodern [3-6]), and it argued for a view of Handke's<br> corpus from 1966 to 1981 along a trajectory which shifted<br> from negative to positive poles of postmodern aesthetics<br> (Klinkowitz and Knowlton, 128-9); the book's conclusion also<br> made a quick appeal to the category of "new Sensibility"--<br> ostensibly as a corrective to Manfred Durzak's deployment, a<br> year earlier, of "%neue Subjektivitat%" in a hostile reading<br> of Handke's repeated usage of autobiographical material. <br> Ten years later, the Klinkowitz/Knowlton perspective looks<br> simplistic when compared to the complex theoretical dis-<br> cussions of postmodernity offered by Hassan and Hutcheon,<br> among others, but the book's attempt to move Handke out of<br> the prisonhouse of Austro-German literary traditions was<br> brave and continues to be valuable. Yet, far from being<br> settled, the question of Handke's connections to<br> postmodernism/ity has taken on an odd intensity and a kind<br> of built-in futility in subsequent discussions. This is,<br> for example, the essential non-dynamic which characterizes<br> Norbert Gabriel's 1991 essay on Handke's recent prose work;<br> tellingly, the essay raises and then defers the question of<br> Handke's place to an unwilling conclusion that the Austrian<br> author's works, unpleasant as they are to read, are in fact<br> "not bad books." <br> [5] The lofty tone of Gabriel's pronouncements and the<br> strategic use of the issue of postmodernity to damn Handke<br> with faint praise are, I think, symptomatic of a theoretical<br> tack which has proven at least as problematic as the problem<br> it wants to solve; namely, the question of Handke and the<br> postmodern has provided critics with an outlet for an<br> anxiety-ridden false debate about his aesthetic worth, as<br> though the question of his place, once settled, could<br> somehow legitimize (or more likely invalidate) his writing<br> practices once and for all. The gesture of invoking the<br> postmodern works in paradoxical ways in assessments of<br> Handke; sometimes it might imply a comforting, and curious<br> understanding of postmodernism as part of an<br> aesthetic/ethical/political duality wherein it must play the<br> part of the good, the beautiful, the true, and the<br> politically progressive to modernism's shopworn aesthetic<br> program--a duality which ringingly repeats the binarism of<br> classic/romantic.^3^ <br> [6] This is the agenda of Hans Joseph Ortheil, who uses an<br> earlier, postmodern Handke to condemn the work of the later,<br> reactionary Handke in _Die Zeit_ (_Die Zeit_ 24.4, 1987). <br> Such an outlook also indirectly informs the article of Eva-<br> Maria Metcalf, who argues that Handke is an arrogant,<br> impotent modernist: "in 1967 Peter Handke built himself an<br> ivory tower, and he has resided in it ever since" (369). <br> But elsewhere, as in Ziolkowski's review, the "fact" of<br> Handke's postmodern aesthetic becomes a way to dismiss him<br> as unoriginal, leaving Erich Skwara the uncomfortable task<br> of defending Handke's essay on fatigue through an appeal to<br> neo-romantic accolades which would (while they seemingly<br> challenge Lyotard's contentions) rehabilitate the con-<br> temporary author into a reincarnation of Hugo von<br> Hofmannsthal, or worse, Goethe. Finally, there are those<br> like Handke's French apologist/translator G.-A. Goldschmidt,<br> who insist on Handke's essential realistic simplicity, all<br> the while offering a "modest" commentary of 200 pages<br> (supplemented by photographs and utterances of Handke) to<br> assist in this easy enterprise. <br> [7] The only person who comes close to articulating the<br> relationship between Handke and the postmodern is Diane<br> Shooman, who boldly compares Handke's work to _Ulysses_,<br> Wordsworth, and contemporary painting, and then challenges<br> the Handke/Derrida congruence proposed by Klinkowitz and<br> Knowlton (Shooman 94). She does something else remarkable<br> and controversial; she compares Handke's work, primarily, to<br> that of a *female* painter--highlighting, by implication,<br> an aspect of his work which had heretofore gone unnoticed:<br> the gender trouble at work in his writing, and its<br> specifically "feminine" markers (when she presented this<br> analysis at the Modern Austrian Literature Conference a few<br> years ago, it was vociferously decried by practically<br> everyone in the room).^4^<br> [8] For the most part, Handke's critical reception veers<br> between an angry dismissal which openly hates what he does<br> and a swooning, predominantly masculine, denial which buries<br> whatever the books might really up to.^5^ He is<br> postmodern when he writes badly, and he is a bad writer<br> because he is not postmodern. He *is* difficult, he is<br> almost unreadable (Michael Hofmann _TLS_), he is arch (J.J.<br> White _TLS_), he is in a literary cul-de-sac (Anthony Vivis<br> _TLS_); or he writes books which are our "friends" (Skwara)<br> and which are glowing and moving classics (Volker Hage,<br> blurb on _Versuch uber die Jukebox_, on the last page of<br> _Versuch uber den gegluckten Tag_, excerpted from _Die<br> Zeit_). These discussions about Handke contrast so<br> profoundly with the statements of both theoreticians and ex-<br> plicators of the postmodern such as Ihab Hassan and Steven<br> Connor (who simply include Handke on a list of postmodern<br> writers [Hassan 85; Connor 123] without further comment),<br> that I cannot help asking, as does Warren Montag in his<br> angry indictment of the postmodern debate, what lies be-<br> hind this vociferous, yet strangely off-kilter posturing. <br> What is at stake in these critical (mis)readings of Peter<br> Handke?^6^ <br> [9] Much. First, Handke has succeeded too well in the<br> formalist challenge which I invoked earlier; he makes the<br> forms so difficult that we feel the difficulty, rather than<br> the feeling, and get deflected by the perception rather than<br> examining (or sharing) the mood which informs it. Second,<br> Handke enrages German critics and American critics alike,<br> because his recent writing repeatedly indicts Austro-German<br> culture, while at the same time using an increasingly high-<br> style literary language that represents, for Wim Wenders at<br> least, "the most beautiful German written nowadays" (Kunzel<br> 212)--as though Kafka were channeling the spirit of Goethe<br> to write "In the Penal Colony." Third, he plays a scary,<br> threatening game with male subjectivity, and his recent<br> works are disturbing and destabilizing in ways that his<br> early plays and novels rarely were, for all their violent<br> histrionics, and it is this aspect of his work that his<br> defenders most want to deny.^7^ These threats against<br> male subjectivity are important in another, more immediate<br> way, for they are vocationally and practically, as well as<br> psychically, troubling to literary professionals. By their<br> very nature, Handke's games with the male subject undermine<br> any "penetrating" analysis which would get to the core of<br> his writing, and so the greatest danger that Handke's<br> writing incurs on the critic is the almost certain<br> invalidation of the literary-critical project itself, as it<br> is usually constructed; there is throughout Handke's recent<br> work a questioning of the critical stance as such, and, more<br> precisely, the *form* through which that stance attempts to<br> legitimize itself and ensure its authority. That form is<br> the essay, and it is no coincidence, both that the essay is<br> the genre of choice for Handke in his work of the late 80's<br> and early 90's, and that critical essays about him seem so<br> often doomed to failure. More productive, clearly,<br> would be to shift the ground for the discussion entirely, as<br> Alice Kuzniar has already provisionally done in her powerful<br> Lacanian reading of _Across_. Her analysis of Handke in<br> terms of the Lacanian "gaze" and what she calls Handke's<br> "Antwortblick" (seeing oneself being seen [Kuzniar 357])<br> furthers the critical conversation's migration out of<br> %Germanistik%, toward a different realm of poststructuralist<br> theory (psychoanalysis rather than deconstruction) as it<br> pertains to the visual in general and the cinematic in par-<br> ticular--concerns, which as she observes, are sources of<br> continuing interest in Handke's writing. <br> [10] But before sketching out the critical venue opened, not<br> only by this shift into visual media, but more importantly,<br> by her invocation of the word "desire" (the ramifications of<br> which Kuzniar does not pursue in her essay), I want to<br> address this difficulty of Handke's place one more time. <br> The problem is, the non-debate notwithstanding, a fertile<br> one because it points both to the specialness of Handke's<br> project and to the impossibility of "defining" the<br> postmodern. This impossibility becomes both clear and<br> humorous when, we think of Handke's aesthetic practices, not<br> against a definition or in terms of a category, into which<br> we must forcibly stuff his corpus, but rather, with the<br> ponderings of Lyotard, who has discussed the postmodern<br> within the following, very large parameters^8^:<br> The powers of sensing and phrasing are being<br> probed on the limits of what is possible . . . .<br> Experiments are being made. This is our<br> postmodernity's entire vocation . . . . Today's art<br> consists in exploring things unsayable and things<br> invisible. Strange machines are assembled, where<br> what we didn't have the idea of saying or the mat-<br> ter for feeling can make itself heard and<br> experienced. ("Contribution to an Idea of<br> Postmodernity" 190)<br> This non-definition might certainly adhere to Handke's<br> writing of the 80's, where he writes repeatedly about the<br> marginal (the threshold in _Across_), the invisible, the<br> unsayable, and the downright absent, and this fascination<br> with the presence of absence and with the<br> limits/possibilities of repeatability (overtly marked by<br> such titles as _Absence_ and _Repetition_) expresses itself<br> most typically in Handke's _Essay on the Jukebox_ (_Versuch<br> uber die Jukebox_), where the quest of the medieval romance<br> is transmogrified into a writer's futile meanderings in the<br> Spanish countryside, as he looks repeatedly for a jukebox,<br> and for a hotel room that he can be comfortable in. <br> [11] But listen to how Lyotard describes the postmodern's<br> adversary--classical aesthetics:<br> an aesthetics stemming from Hegel, for whom what<br> was at stake was indeed "experience" in the sense<br> of a passion of the spirit traversing perceptible<br> forms in order to arrive at the total expression<br> of self in the discourse of the philosopher . . . .<br> It can indeed be said that there is no longer any<br> experience in this sense . . . . (191)<br> Here again we find Handke, for this is precisely the<br> challenge to which he returns over and over again--the<br> challenge to create a new narrative and a new experience<br> which will rectify and make good the very real loss of the<br> feeling of experience; Handke's writing elaborately and<br> ironically mourns the irrecuperability of traditional,<br> western subjectivity as he uses that grief-ritual to look<br> beyond it (as in Nova's speech at the end of _Beyond the<br> Villages_ [_Uber die Dorfer_]). <br> [12] In short, can we not rethink Handke's relation to the<br> postmodern (both in terms of postmodernity, the moment, and<br> postmodernism, the movement), and in so doing rethink the<br> "use" of this term? Is this not one of the reasons why the<br> Handke case is important insofar as it tests the notion of<br> the "postmodern" even as it testifies to the miscalculated<br> ways that it is being invoked? The postmodern is not, after<br> all a category in an aesthetic periodic table (Hassan 33),<br> it is not an either/or proposition, but a "cluster concept"<br> to be explored, to be expanded (hence Lyotard's title--a<br> contribution to an *idea*).^9^ If the postmodern can be<br> deployed in this manner, does not Handke's very slipperiness<br> --this ability to fit in everywhere and rest nowhere; to be<br> at once classical, romantic, modernist and at the same time<br> resolutely anti-classical, anti-romantic, and anti-modernist<br> --suggest, in and of itself, not that Handke is postmodern<br> in the way that Schlegel is Romantic or Joyce is modernist,<br> but that Handke *uses* the postmodern, ably manoeuvering<br> through the different layers of history--where Schlegel,<br> Buddha, and Credence Clearwater Revival are all equally<br> (non)present?^10^ And, if Handke uses the postmodern,<br> he also uses just about every other possible cultural tool:<br> the language and terminology of German idealist philosophy,<br> the %topoi% of classical literature--both German and<br> foreign, Western and Asian--as well as autobiography and<br> mass media, and, I would argue, a strong awareness of the<br> thematic/formal structures of psychoanalysis--an awareness<br> which Kuzniar has already signalled. <br> [13] How might such a comprehension of the postmodern<br> reforms and re-forms critical practice vis-a-vis Peter<br> Handke? It tells us this: any reading of his work according<br> to one thematic line, one theoretical approach, or one<br> periodic "place," or even one question is--as Michael Hays<br> astutely notes in his reading of Handke's plays--bound to<br> founder; it must automatically invalidate the critical<br> enterprise by its distortion of the text under critical<br> scrutiny, for Handke's most recent texts are, to misquote<br> Luce Irigaray, not one. Handke's recent work can, then, be<br> approached only by circuitous navigation through a series of<br> vectors, such as the ones I just suggested above (but not<br> limited to them), which may or may not form a coherent grid<br> and which may not possess a thematic destination--and this<br> irregular flight-pattern might enable us to begin to<br> appreciate the complexity, richness, and the density of his<br> current project. And if this is so, then perhaps Peter<br> Handke can be defended, after all. <br> [14] Handke's defense is, I confess, the directive which<br> orients this essay. But against what charge? Difficulty--<br> insofar as his work refuses to be categorizable? Treason<br> --insofar as his work refuses not to change? And here I<br> sense that I am near the mark, for isn't Handke the subject<br> of so much argument because he will not compose repetitions<br> of _Kaspar_ for the rest of his life, will not cling to the<br> chic malaise of _Short Letter_? But, even if I can defend<br> Handke, how am I to defend the form which the present<br> defense takes? If form is to be distrusted, including and<br> especially the essay, then the problem of doing Handke<br> "justice" must become potentially overwhelming, for won't<br> the (my) literary essay also founder in its attempt to<br> analyze his work at all? Perhaps we should elect not to<br> perform an analysis of Handke; instead, we should make him<br> an instrument rather than an object of scrutiny, as Kathleen<br> McHugh has argued in the case of a very different late 20th<br> Century artist/phenomenon--Madonna. I shy away from this<br> possibility, even as I feel obliged to marshall it, because<br> the unlikely comparison interweaves yet another thread in<br> this tangled grid of Handke-difficulties--namely, the<br> degree to which Handke's public "persona" shapes and<br> predetermines understandings of his work. I would like to<br> deny that Handke has anything in common with Madonna. He is<br> not the pure object of consumerism, as she is; he is not<br> altogether reducible to a media image; he is the creator of<br> texts more than he is the subject of them. Indeed, the<br> plethora of texts represents yet another one of Handke's<br> features that drives critics crazy; his productivity ensures<br> that he can not be "kept up with"; he remains always ahead<br> of the critical game and seems determined to hold on to his<br> lead till the finish. <br> [15] But here the contrast falls back into comparison and<br> further, into a near identity between the two "artists." <br> For Handke's maneuvers--his melancholic, apolitical<br> posturing, his deployment of various literary-theatrical<br> media--are by no means dissimilar to Madonna's--to her<br> continual shift of "subversive" fashion affect and to her<br> multiple appeals to different sorts of media expressions--<br> videos, television interviews, magazine interviews, c.d.'s,<br> books. Certainly, Handke wants to manipulate his own public<br> "image" every bit as much as Madonna does--a fact which,<br> like her, he does not conceal but rather foregrounds. There<br> is a stunning example of this tactic in Goldschmidt's book<br> about Handke. The study is filled with emotionally charged<br> photographs such as one of Handke as a baby in the arms of<br> his young and beautiful mother (whom the critic will<br> recognize as the heroine of _A Sorrow beyond Dreams_); near<br> the end, however, appears a photograph of the author<br> kneeling on a living room floor, sorting through a box of<br> photographs. Goldschmidt's caption explains that this is a<br> picture of the author choosing the photographs for the<br> present book. In this terse undermining of the<br> operator/spectator/spectrum trinity proposed by Roland<br> Barthes (_Camera Lucida_ 9), the "subject" Handke--the<br> primary spectator of his own spectral image--ironically<br> imposes his authorial (operational) presence on the work<br> meant to objectify him (make him a spectrum)--signalling<br> among other things, that he will brook no unmediated<br> hermeneutic "mastery" of that cognitive object, the author<br> Peter Handke. He will not, to use the parlance of<br> photography, *be captured*; instead he will own and use all<br> of photography's image-repertoires in order not to be<br> seen.^11^ Autobiographical material becomes, then, for<br> both Madonna and Handke, the *screen*--the veil and the<br> site of media image--that plays out and thwarts fantasies<br> of control--ours and theirs. And if Madonna struts the<br> stuff of self-conscious, parodistic phallic womanhood with a<br> redundant physical presence, Handke's mournful, aggressive<br> passivity approaches a hysterical masculinity which would<br> pillory itself in one grand performative gesture--a<br> disappearing act.<br> [16] Thus, even as I attempt to contemplate the receding<br> object of my inquiry--Peter Handke--even as I essay this<br> essay, I must retain something of McHugh's Madonna argument;<br> I will have to try to read with him as well as about him. <br> How might one read *with* as well as *about* Handke? What<br> would such a reading look like? This is one, tentative,<br> possible, version.<br> [17] And I can use this digression on Madonna and Handke to<br> circle back to the question of desire raised by Kuzniar and<br> to the constant interpretative reduction of Handke's work to<br> bloodless readings of one kind or another, which are<br> stripped of any affect other than anger/adulation and<br> inattentive to questions of emotionality and<br> sexuality.^12^ While Handke's own writing would appear<br> to shore up such disembodied interpretations, do not<br> readings of his emotionally understated, repressed texts,<br> neglect the very real passion which infuses even his recent<br> works? The question is begged first, by the sheer mass of<br> emotions and violent passions which seethe and explode<br> within the corpus, and second, by the critical oblivion to<br> which they have, for the most part, been relegated. <br> Professional readers of Handke have reflected very little<br> upon the sexually motivated murder in _The Goalie's<br> Anxiety_, the conjugal rage between husband and wife in<br> _Short Letter_, the resentful Oedipal longing to resurrect<br> the dead mother in _Sorrow beyond Dreams_, and the<br> complementary adulation of the girl-child as muse in<br> _Child's Story_. But what of the problematic patriarchal<br> loves invoked in both _Across_ (the father for the son) and<br> _Absence_ (the son's elegiac adoration of the lost father)? <br> I will speak more of the loves and pleasures of the _Essay_<br> series in a moment. Finally, we should not forget that<br> there is a profound adoration of the written word in<br> Handke's writing--an adulation which has become, visceral,<br> desperate, sensual, and topographical.^13^ Throughout<br> the work of the 80's we wander the divergent landscapes of<br> Europe: Austria, Slovenia, France, and Spain, and these<br> wanderings are chocked full of literary, cultural<br> evocations, providing a simultaneous geographical and<br> archaeological pleasure--clearly announced as late 20th<br> Century humanity's only possible, imperfect consolation, at<br> the end of Handke's strange mock-pastoral, _Beyond the<br> Villages_. Seen from this point of view, it seems no<br> coincidence that, in the Wim Wenders film _Wings of Desire_<br> (_Himmel uber Berlin_--for which Handke helped compose the<br> screenplay), Damiel chooses to enter the world of "History"<br> (%Geschichte%)--at once his story and history through<br> desire; though he is bearer of the divine Logos, the male<br> angel recognizes that the word yields meaning when it is<br> made female flesh--and he must descend from rather than<br> transcend his male sterility by falling down to, not rising<br> with the Goethean "eternal feminine."^14^ <br> [18] How then can we *not* speak of passion, desire, and<br> pleasure when we speak of Peter Handke's writing? The<br> critical "We" haven't until now, because to speak of those<br> things in Handke's writing is to truly expose both him and<br> "us"; to speak about passion/desire/pleasure in his books is<br> to speak about, among other things, misogyny, sado-<br> masochism, womb-envy, paedophilia, passivity, impotence, and<br> castration, and to speak of those things is to come face to<br> face with the deeply problematized vision of male<br> heterosexuality articulated there. Handke is, to paraphrase<br> Woody Allen, polymorphously perverse, but in contrast to<br> Woody Allen's smugly neurotic eroticism, there is no self-<br> congratulation of that fact in his work.<br> [19] Within and against this net of observations/questions<br> about Handke, I circle back once more around the tear which<br> originated this essay: Handke and the postmodern/Handke and<br> his refusal to tell in the _Essay_ series. In these pieces,<br> rather than merely detonating logocentrism from the outside,<br> as he had done before, Handke's work has another exercise in<br> mind. It seems to actively quest for the missing Logos, by<br> looking for it in the "wrong" places. "Fantasy is my<br> faith," the first-person narrator/actor tells us in _Essay<br> on the successful [prosperous, auspicious] Day_ (55), and a<br> page later proclaims:<br> And what did this Nothing and again Nothing do? <br> It meant . . . . And so it went here: as for the<br> Nothing of our time, the main thing now is to let<br> it ripen from morning till evening (or even to<br> midnight?). And I repeat: the idea was light, the<br> idea is light. (56)<br> [Und was tat dieses Nichts und wieder Nichts? Es<br> bedeutete . . . Und darum ging es hier: das Nichts<br> unsrer Tage, das galt es jetzt "fruchten" zu<br> lassen, von Morgen bis Abend (oder auch Mit-<br> ternacht?). Und ich wiederhole: die Idee war<br> Licht. Die Idee ist Licht.] <br> Yet, even as the possibility of Logos is erected, Handke<br> whittles away at the authority of the traditional male<br> subject in increasingly graphic ways as though performing a<br> process of aesthetic self-castration in payment for a new,<br> legitimized, subjectivity. Particularly because he is a<br> male writer--and ostensibly a heterosexual one--it is<br> impossible for me to contemplate the veritable parade of<br> chaste, solitary, passive male speakers who inhabit his<br> works and not see them as postmodern Abelards; nominally<br> heterosexual, but mysteriously incapacitated, they<br> repeatedly express their feelings of and distance from a<br> sexual desire which seems connected to and yet severed from<br> the desire to put the pen to paper. And are not Handke's<br> cloistered male %porte-paroles% markers of what Handke is<br> "doing to" meaning, and to meaning's traditional<br> receiver/producer? To reparaphrase Hassan's use of Leiris,<br> Handke's autobiographical doubles not only expose themselves<br> to the bull's horn, they allow themselves to be gored (they<br> welcome the penetration); this reverse matadorian spectacle<br> is at once the performance to which we are constantly<br> invited to watch in the Handke texts of the 80's and the<br> radical cure which we might also enact upon ourselves.<br> [20] The _Essays_ arguably take their cue from the work of<br> Michel de Montaigne,^15^ whose work sought also to<br> interweave a number of discursive threads and to create a<br> complex junction where bellettristic (in the literal sense<br> of beautiful writing), philosophy, politics, autobiography,<br> psychology, epistemology and scientific experiment meet. <br> Montaigne has been seen, recently with increasing<br> enthusiasm, as the herald of modern narrative subjectivity<br> in the West (Auerbach), and there are good reasons for this.<br> Relentlessly anecdotal, understated, erudite, and often<br> ironic, Montaigne's essays bore curious titles which<br> sometimes had only the slightest relevance to the matter at<br> hand (as in "On Cannibals" ["Des Cannibales"]--where<br> cannibalism is mentioned in a sentence), were peppered with<br> epigraphs and textual references, while the arguments were<br> typically roundabout, if they were in fact discernible, and<br> closed with a lack of authoritative conclusiveness which can<br> still be gleefully frustrating to readers. Montaigne was<br> one of the first Western authors to choose to write about<br> mundane subjects (in both senses--worldly things and<br> unimportant things) in an ongoing project which--in his own<br> resistance to narrative--he came to call, not the _His-<br> toire de moi_, but the _Livre de moi_, the book of me. Not<br> coincidentally, the essays derive from and return to a sense<br> of physicality--to the limits of the body, its sicknesses,<br> its death--for the "me" in question here is "%matiere%,"<br> material, stuff, flesh and bones.^16^ There is no<br> transcendental subject in Montaigne, but a quirky mind-body<br> which thinks/feels his way through a writing enterprise<br> that, Lawrence Kritzman writes, becomes both "self-<br> generating" and "autoerogenous" (Kritzman 91), and where a<br> neo-stoic masculine impermeability is repeatedly undercut<br> --but not canceled out--by other subject-voices telling<br> fragments of other stories.^17^ <br> [21] Handke uses Montaigne--specifically, but not only,<br> the elements mentioned above--and *empties* him: the<br> eccentric, hidden relevance of the essay titles in Montaigne<br> become non-topics in Handke--passive interim states<br> (Lyotard's "things unsayable"), useless, peripheral<br> machinery ("things invisible"), and greeting-card cliches<br> which take the place of such idealistic maxims as "to<br> philosophize is to learn to die." The %jouissance% which,<br> as<br> Kritzman notes, is appealed to in Montaigne, and which has<br> characterized the modernist sensibility from Joyce to<br> Barthes (and Barth), is excised and--its absence profoundly<br> felt--the procedure leaves Montaigne's autoerogenous text<br> as a body with uncertain orientations--a masculine text<br> without qualities, though it still desires. And the<br> "subject"--the controlling ego that informs Montaigne--<br> shudders and splits, becoming a series of impossible<br> "selves," flat subject speakers--at once solemn and droll,<br> lugubrious and elegant--who posture their ways through<br> language gestures in a spectral conversation. Handke's<br> radical surgery on Montaigne resembles in respects an<br> autopsy performed by a vampire doctor; the postmodern essay<br> drains the life from the modern and lives on, pumped up<br> momentarily with the knowledge and blood of the dissected<br> deceased--undead, glamorous, meticulous, analytical,<br> thirsting. Montaigne's cannibal text--the admiring com-<br> mentary which devours classical literature whole and becomes<br> itself a literary product--becomes simultaneously Dracula<br> and Von Helsing--the kiss of death and the cure for<br> modernism.<br> [22] Thus, Handke's essays tear much further than ever<br> Montaigne did into anecdotal fragmentation, and where<br> Montaigne is smooth, Handke is jagged, jumpy, and pained. <br> The _Versuche_ function ostensibly as ludic reflections upon<br> the interstices where--officially, as far as traditional<br> Western narrative is concerned--nothing is<br> happening,^18^ but these exercises are both playful and<br> sad; they play with melancholy, they are melancholy games,<br> and the game consists at once of formal experimentation and<br> of a deadly serious self-practice--a practice which is in<br> turns therapeutic, mutilating, and transformative;<br> pleasurable, and painful. A somber I comments on the<br> combination of comedy, mundanity, and death in _Essay on the<br> successful Day_:<br> Yes, it is as though a certain irony belonged<br> here, in the face of my own self as day by day<br> regularities and episodes--irony from in-<br> clination--, and still, a kind of humor, which<br> named itself after the gallows. <br> [Ja, es ist, als gehorten dazu eine besondere<br> Ironie, angesichts meiner selbst wie der<br> tagtaglichen Gesetzlichkeiten und Zwischenfalle--<br> Ironie aus Zuneigung--, und noch, wenn schon eine<br> Art von Humor, der nach dem Galgen benannte.] <br> (41)<br> [23] The first in the series, _Essay on Fatigue_ (1989),<br> furnishes the clearest intertextual response to Montaigne in<br> so far as it may be read as a re-vision of the essays on<br> idleness and sleep, but it frames its non-subject matter<br> within a strange dialogue which unfolds between a writer<br> (possibly, but not necessarily Handke) and another speaker. <br> Although much of the discussion is aesthetic, there is a<br> therapeutic thrust to the proceedings; the writer opens the<br> discussion by manifesting an anxious connection between<br> fatigue and fear, while his analytical interlocutor guides<br> him with short, pointed questions, toward a recognition and<br> articulation of his motivations for wanting to talk about<br> fatigue. <br> [24] The recognition is both utopian and disappointed/ing,<br> and the narrative circling, linking apparently unrelated<br> personal memories and images, resonates with the trauma of a<br> Freudian case-history, where, to quote Peter Brooks, "narr-<br> ative discourse works intermittently in a dialogic manner<br> (Brooks 57). But the psychoanalytic process is flattened<br> even as it is pursued--its "significance," its deep<br> personal meaning, and claim to utter seriousness are<br> simultaneously posited and erased. Typically, as in those<br> histories, much is said about childhood, school, first<br> feelings of difference from others, but the conversation<br> glistens with artificiality, even as it assumes a<br> predictably sexual character, focussing on the exhaustion<br> that occurs between men and women and what that signifies in<br> their relationship. These observations lead in turn to a<br> revealing and ludicrous reworking of that masculine erotic<br> icon, Don Juan:<br> I imagine Don Juan . . . not as a seducer, but<br> rather as a tired, always tired hero, into whose<br> lap, at any given time, at the right moment, in<br> the presence of a tired woman, every one of them<br> will fall. (_Uber die Mudigkeit_ 48)<br> [Den Don Juan stelle ich mir . . . nicht als einen<br> Verfuhrer, sondern als einen jeweils zur richtigen<br> Stunde, in Gegenwart einer muden Frau, muden,<br> einen immer-muden Helden vor, dem so eine jede in<br> den Schoss fallt. . . .] <br> [25] This image of a passively erotic, feminized (the German<br> "Schoss" means both "lap" and "womb") masculine exhaustion,<br> that drastically revises a traditional Western image of<br> energetic masculine prowess (providing an ironic gloss both<br> on Mozart's and on Camus' Don Juan--the man driven by an<br> excess of love/eros), opens the possibility of a new kind of<br> narrative which would fuse poetry and prose as well as<br> "high" and "low" artistic enunciations:<br> The inspiration of fatigue says less, what there<br> is to do, as than can be left to happen . . . . A<br> certain tired one (masculine) as another Orpheus,<br> in order to gather the wildest animals to himself<br> and to finally be tired with them . . . . Phillip<br> Marlowe--still a private detective--became<br> better and better, more and more clear-sighted in<br> the solutions of his cases, the more his sleepless<br> nights added up. (74-75)<br> [Die Inspiration der Mudigkeit sagt weniger, was<br> zu tun ist, als was gelassen werden kann . . . . Ein<br> gewisser Mude als ein anderer Orpheus, um den sich<br> die wildesten Tiere versammeln und endlich mitmude<br> sein konnen . . . . Phillip Marlowe--noch ein<br> Privatdetektiv--wurde im Losen seiner Falle, je<br> mehr schlaflose Nachte sich reihten, immer besser<br> und scharfsinniger.] <br> And yet, the speaker cannot practice this art, he doesn't<br> know the recipe/prescription [Rezept], and the project of<br> _Fatigue_ reveals itself to be a failure on both culinary<br> and medicinal fronts; it cannot nourish and it cannot cure. <br> The speaker can only defer his failure to a future project,<br> as he looks forward at the close of the discussion to<br> another _Essay_, whose failure is also already pointed out<br> as imminent, by his skeptical interlocutor:<br> But in all of Spain there is no jukebox. (78)<br> [In ganz Spanien gibt es doch keine Jukebox.] <br> [26] The curious picture of Don Juan and the sexual<br> problematic which it implies, the warning of failure, and<br> the formal challenges of telling otherwise are progressively<br> radicalized in the next two _Essays_. If _Essay on Fatigue_<br> wants (and yet refuses) to be a therapeutic dialogic text<br> which, to paraphrase Freud's title--remembers, repeats and<br> works through (Brooks 57)--the non-dialogic format of<br> _Essay on the Jukebox_ (1990) plays out a personal<br> obsession; it is a neurotic monologic text which repeats<br> instead of remembering the origin of its trouble. But here<br> again, the "trauma" is trivialized (although it still<br> hurts), for the loss/absence which motivates the text is<br> situated within the boundaries of post-World-War 2 Western<br> popular culture, and as such, it plays out as both a<br> truncated travesty of a 60's road movie--the meanderings<br> of a disenfranchised, blocked, obsessed writer on a futile<br> quest in the Spanish countryside for a jukebox (whose image<br> only he glances in a B-movie)--and a stripped-down reverse<br> of Proust's self-reflexive narrative project^19^--the<br> epic novel about the writer's aesthetic education, which<br> prepares him to compose that same epic novel, pares itself<br> to an essay about an essay (by the same title) which cannot<br> get written. Again, as in _Fatigue_, the crucial moment of<br> the text concerns a heterosexual encounter, which is once<br> again, viewed in terms of non-action. In the middle of the<br> essay, the writer remembers a chance meeting with an Indian<br> woman in Alaska (an intertextual reference to _Slow<br> Homecoming_), and compares his refusal of her erotic<br> invitation to Parzival's failure to ask Anfortas the<br> necessary questions to cure him of his terrible wound (a<br> wound in the testicles). This odd simile suggests that what<br> the chaste, frustrated protagonist of _Jukebox_ may fail to<br> admit, is that his impotence with the pen and with the woman<br> links him not with Parzival but with the castrated Lord of<br> the Grail. The connection with Parzival is not<br> coincidental, for the goal of this essay is, unlike the<br> other two, indeed the obtaining of an object, a feminine<br> vessel which, grail-like, incorporates in its musical<br> contents all of the memories, and well-being of the<br> impotent, exiled protagonist (it is the thing that makes him<br> feel safe, grounded, connected)--all of which suggests that<br> this %Versuch% can be read, among other things, as an<br> always-already failed quest for the eternal feminine, now<br> recognized as a mere machine, and an outmoded one at that<br> (which connects this work with the impossible quest for the<br> mother's lost history in _A Sorrow Beyond Dreams_).<br> [27] At once a companion piece to and a skeptical corrective<br> of the earlier, more mock-impressionist _Afternoon of a<br> Writer_, _Essay on the Jukebox _ uses the futile pursuit of<br> the feminine machine as a metaphor to talk about not just<br> desire, and writing, but that other elusive feminine machine<br> called "%Geschichte%" (the feminine German word for<br> "history"). Writing at the time of the demolition of the<br> Berlin wall, the impotent writer bears symbolic witness to<br> the problem of defining historical moments in our time and<br> questions the rhetoric with which the demise of communism is<br> so celebrated, even as the "execution" of its leaders mimics<br> the violence of the deposed regimes. I read the jukebox as<br> the feminized, fetishized repository of ideological<br> formation, and although the writer can neither vanquish his<br> obsession with it nor replace it with something else, he can<br> bear witness to his own discomfort--aesthetic, sexual,<br> political, historical, physical--and, by transference, to<br> ours. At once a critique of history and HIS STORY, _Essay<br> on the Jukebox_ suggests that any story that the masculine,<br> European, and particularly German subject tells may be a<br> dangerous falsification, but still he is driven to try and<br> fail to write. Like Anfortas, the essayist can neither die<br> nor recover and we, like Parzival, cannot choose but watch<br> the ritual with wonder. "Write yourself free" said the<br> priest to the war traumatized protagonist of Gunther Grass'<br> _Cat and Mouse_, but Grass believed in an alternative<br> narrative coherence which might guarantee, if not salvation,<br> then at least a cure to male, German guilt--a grace which<br> Handke's essayist/assayer both fantasizes about and<br> pointedly denies himself in an act of interrupted<br> metaphysical-political onanism.<br> [28] _Essay on the successful Day_ (1991) is the most<br> overtly ludic of the three texts. Formally indecisive, it<br> plays compulsively with combinations--the dialogic with<br> the monologic, third, with first and second persons, and<br> verb tenses and moods with each other--toward the<br> accomplishment of a key admission (which comes at the end of<br> the "session")--namely that the essayist/attempter has<br> never experienced the very day of happiness, success,<br> fulfillment which he repeatedly and unsuccessfully tries to<br> describe. It is here that telling otherwise, pleasure,<br> castration, failure, and writing "come" together in one<br> strangely compelling scene. Telling the story of another<br> person (probably himself) the essayist describes an attempt<br> to saw through a log of wood. The description conveys for<br> seven pages the rhythm and pleasure ("Vergnugen") of the<br> operation-- <br> but then something threatened, if not the<br> overlooked fork in the bough, (which was about a<br> finger's breadth away from the point, where, the<br> already cut through wood fell anyway, of itself<br> into the lap of the sawer), then that very small<br> and hard layer, in which the steel struck on<br> stone, on nail, on bone in one and so to speak,<br> wrecked the undertaking in the last stroke...<br> There it would have been so close to it, that the<br> sawing for itself, the mere finding-itself-<br> together and being-together with the wood there,<br> its roundness, its fragrance, nothing as the<br> traversal/dimension taking of the material there<br> . . . incarnated for him an ideal from a time of<br> disinterested satisfaction/pleasure. And just as<br> the breaking pencil . . . . (48)<br> [dann drohte aber, wenn nicht die ubersehene<br> Astgabel, so (meist gerade um eine Fingerbreite<br> weg von dem Punkt, an dem das so weit<br> durchschnittene Holzstuck ohnehin dem Sager von<br> selbst in den Schoss fiel) jene sehr schmale und um<br> so hartere Schicht, in der der Stahl auf Stein,<br> Nagel, Knochen in einem traf und das Unternehmen<br> sozusagen im letzten Takt scheiterte . . . . Dabei<br> ware er doch so nah dran gewesen, dass das Sagen<br> fur sich, das blosse Sich-Zusammenfinden und Zusam-<br> mensein mit dem Holz da, seiner Rundung, seinem<br> Duft, seinem Muster, nichts als das Durchmessen<br> der Materie da . . . ihm ideal den Traum von einer<br> Zeit des Interesselosen Wohlgefallens verkorperte.<br> Und ebenso hatte der abbrechende Bleistift. . . ]<br> This pleasure in pain, this union of the cutter with thing<br> cut which in turn becomes imaginative flesh and bone,<br> suggest that Handke is doing far more than just whittling<br> away at Western literature. His autobiographical<br> narratives, in the _Essays_ at least, have become literally<br> experimental operations--performative attempts (and here<br> narrative becomes for Handke the newest of the new<br> drama)--to enact a bloody refinement, to chop away at<br> himself and at the marker of his writerly masculinity, the<br> pencil and to make this aesthetic unmanning serve to create<br> a new narrative. What is or can be the result? "Not<br> nothing," says Handke's essayist--neither nothing nor<br> something, which tells itself in past, present, future, and<br> subjunctive, and which not fear its own demise, its own<br> self-forgetting:<br> And at the end of the day, this one (masculine)<br> would have called for a book--more than just a<br> chronicle: "the fairy-tale of the successful<br> day." And at the very end the glorious forgetting<br> would still have come, that the day had to<br> succeed. (75)<br> [Und am Ende des Tags hatte dieser nach einem Buch<br> gerufen--mehr als bloss eine Chronik: "Marchen<br> des gegluckten Tags". Und ganz am Ende ware noch<br> das glorreiche Vergessen gekommen, dass der Tag zu<br> glucken habe . . . . <br> As the epistle of the imprisoned Paul urgently requests<br> sustenance from Timothy in writing (this is how _successful<br> Day_ closes), so does Handke's unfolding livre de moi--<br> his postmodern odyssey turned gospel (not "truth," but<br> "godspell"--good *spell*, magical phrase, discourse, and<br> tale) according to Peter (the shifting rock of an un-<br> derstanding which must always already deny its ground)--<br> supplicate his fellow-neurotic (the reader, us, me) to move<br> beyond a castrated masculine history towards a feminized (?)<br> narrativity which is by its very nature not one, not<br> finished, which may always give birth to another _Essay_. <br> "Through our own wounds we shall be healed," observes the<br> card-playing priest in _Across_ (127), and the _Essay_<br> series empowers us to reread that resonant line differently,<br> and through that rereading to remap the contours of that<br> gargantuan aesthetic anatomy which we name Handke's. For is<br> it not precisely within the borders of the wounded space<br> carved out by Handke's pencil upon the body of his own<br> autobiographical text that we are summoned to perform our<br> own flawed testaments and through that spectacle of failure<br> be made, not whole, but perhaps wholly other and new? <br> -----------------------------------------------------------------<br> <br> NOTES<br> <br> ^1^ Conversations with Robert Gross, Kathleen McHugh,<br> and John Ganim made this essay "happen."<br> <br> ^2^ See for example, June Schleuter's book.<br> <br> ^3^ This is a repeat of what Ihab Hassan sees as<br> Richard Porier's problematic attempt to mediate between the<br> two, _The Postmodern Turn_, 32. <br> <br> ^4^ A certain "moral" disgust also permeates many of<br> the recent conversations about Handke which I have been a<br> party to. He was pilloried outright at a special section at<br> the MLA in 1986, where he was accused both of selling out<br> and of writing bad books, and in a more recent MLA session<br> (1992), the post-presentation discussion veered strangely<br> between an outright dismissal of his work as postmodern<br> (which in this context, seemed to mean that it was formulaic<br> and predictable) and a neo-conservative insistence that his<br> art was now concerned purely with "aesthetic problems." In<br> less formal venues, friends of mine in %Germanistik% usually<br> roll their eyes in annoyance when I tell them I work on the<br> recent Peter Handke, while acquaintances more directly<br> involved in the arts (in my case, a straight female sculptor<br> from Germany and a gay American director) seem to value what<br> he is doing now.<br> <br> ^5^ This sexually charged denial has been beautifully<br> evidenced in Peter Strasser's introduction to his essays on<br> the author in which he declares that he has literally<br> "fallen in love" with the work of Peter Handke twice (the<br> first time being a "naive fascination" in contrast to the<br> second, mature alert understanding of the object), only to<br> insist that such a feeling ensures critical objectivity<br> (Strasser 5).<br> <br> ^6^ That is not to say that Handke's earlier work has<br> not encountered negative reception. See Rolf Michaelis,<br> "Ohrfeigen fur das Lieblingskind" in the Works Cited.<br> <br> ^7^ Skwara is a case in point. He discusses<br> the erotic tiredness in _Fatigue_ without realizing the role<br> it plays--not as a state following the act, but as a<br> replacement for the act itself.<br> <br> ^8^ I invoke Lyotard here, not because he is the<br> ultimate "authority" on the postmodern, but because the<br> tenor of his writing, his interest in language-games, and<br> his gleeful flirtations with pessimism provide a productive<br> ground on which to think about Peter Handke.<br> <br> ^9^ Bernd Magnus calls postmodern philosophy a<br> "complex, cluster concept" which includes at least ten<br> elements, but probably more. See "postmodern," _Cambridge<br> Dictionary of Philosophy_ (in production).<br> <br> ^10^ This is a corollary to Stanley Fish's suggestion<br> that we ask, not what postmodernism means but what it<br> _does_. See Connor on Fish, 10.<br> <br> ^11^ In front of the lens, I am at the same<br> time: the one I think I am, the one I want others<br> to think I am, the one the photographer thinks I <br> am, and the one he makes use of to exhibit his<br> art. (Barthes 13)<br> <br> ^12^ An important exception to this rule is Tilmann<br> Moser's smart, if anxious, discussion of _A Moment of True<br> Feeling_ and _A Sorrow beyond Dreams_ in his general<br> psychoanalytic reading of contemporary German fiction.<br> <br> ^13^ Richard Arthur Firda is right when he links<br> Handke and Barthes, but the connection has as much to do<br> with erotics as with semiotics (a false dichotomy if ever<br> there was one). See Firda, 51.<br> <br> ^14^ This is not to say, however, that there are not<br> real problems with this film as bell hooks has observed in<br> her essay.<br> <br> ^15^ I am not arguing for an interpretation of Handke<br> in terms of "influence;" rather I am using Montaigne as a<br> concrete example of the many occasions when Handke avails<br> himself of the "common discursive 'property'" of texts<br> (Hutcheon, 124). Certainly, there are other important<br> essayist-mediators, among them, Barthes, himself an admirer<br> of Montaigne.<br> <br> ^16^ See Jefferson Humphries' discussion of "matiere"<br> in "Montaigne's Anti-Influential Model of Identity." In<br> Bloom.<br> <br> ^17^ See Zhang Longxi's intriguing reading of<br> Montaigne in conjunction with representations of the Other<br> in Western Literature.<br> <br> ^18^ This narrative of the interstice is one of the<br> possible answers which Handke explores in conjunction with<br> Lyotard's question about the odyssey. <br> <br> ^19^ And also Thomas Wolfe's _You can't go home again_.<br> <br> -----------------------------------------------------------------<br> <br> WORKS CITED<br> <br> Auerbach, Erich. "L'Humaine Condition." In Bloom, 11-39<br> (originally published in _Mimesis_ 1953).<br> Barthes, Roland. _Camera Lucida: Reflections on<br> Photography_. Trans. Richard Howard. New York: Hill<br> and Wang, 1993.<br> Bloom, Harold, ed. _Montaigne's Essays_. Modern critical<br> interpretations. New York: Chelsea House, 1987.<br> Brooks, Peter. 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